Bei diesen Bankenplätzen tickt die Zeitbombe
Zyperns aufgeblähter Bankensektor ist im Euroraum kein Einzelfall. Besonders drei Staaten gelten derzeit als krisenanfällig – weil die Finanzbranche gemessen am BIP zu stark ist.
Nach der dramatischen Rettungsaktion für Zypern hat Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem andere Euroländer ermahnt, ihren aufgeblähten Bankensektor in den Griff zu bekommen. «Regelt das, bevor es zu Schwierigkeiten kommt», sagte er an Länder wie Luxemburg oder Malta gewandt. In der Eurozone gelten derzeit vor allem drei Staaten als krisenanfällig, weil ihr Finanzsektor im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) eine extrem starke Stellung einnimmt:
Slowenien
Nach einem Bericht des Internationalen Währungsfonds (IWF) haben slowenische Banken etwa sieben Milliarden Euro an faulen Krediten in ihren Büchern stehen – eine Summe, die 20 Prozent des BIP des Landes ausmacht. Seit Monaten wird daher regelmässig darüber spekuliert, ob der Adria-Staat als nächstes Land unter den Euro-Rettungsschirm flüchten müsse; im vergangenen Sommer waren die Anzeichen dafür besonders akut. Seither hat Slowenien aber eine Reihe von Massnahmen ergriffen, die dem Land mehr Luft an den Finanzmärkten verschafften. So wurde eine Bad Bank beschlossen, in die toxische Papiere der Banken ausgelagert werden sollen.
Die Ratingagentur Fitch sah in ihrem jüngsten Länderblick auf Slowenien von vor wenigen Tagen daher nicht mehr unmittelbar das Risiko, dass die frühere jugoslawische Teilrepublik internationale Finanzhilfe beantragen muss. Unter einer Voraussetzung: dass die neue Mitte-Links-Regierung in Ljubljana den Reformkurs fortsetzt und den Bankensektor noch stärker an die Kandare nimmt. Vor allem müsse die Rekapitalisierung der Banken vorangetrieben werden. In Slowenien wird im zweiten Jahr in Folge 2013 mit einer Rezession gerechnet.
Luxemburg
Der Kleinstaat gilt eigentlich als wirtschaftlich grundsolide, die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) bescheinigte ihm in einem Bericht vom Dezember das höchste Pro-Kopf-Einkommen der OECD-Staatengruppe. Zudem sei Luxemburg vergleichsweise gut durch die Finanz- und Wirtschaftskrise gekommen. Doch die OECD mahnte auch, dass das Land trotz bereits umgesetzter Regulierungen im Bankenbereich zu stark von seinem riesigen Finanzsektor abhängig sei, der ein Drittel des BIP erwirtschaftet – zum Vergleich: Auf Zypern waren es 45 Prozent.
Die luxemburgischen Banken gelten freilich als weit seriöser als die zypriotischen. Sie litten laut OECD kaum unter der Finanzkrise, weil ihnen als «sicherer Hafen» manche Anlagegelder zuflossen. Dennoch: Ein schwere Verschärfung der Eurokrise könnte auch das luxemburgische Geschäftsmodell ins Wanken bringen, die Einlagen bei Banken und Investmentfonds übersteigen das BIP um ein Vielfaches. Das kleine Luxemburg könnte die Banken dann aus eigener Kraft nicht retten – ganz zu schweigen von den internationalen Schockwellen. Allein bei der Rettung der maroden Dexia-Bank gab Luxemburg 2011 eine Garantie von 2,55 Milliarden Euro oder 8,5 Prozent seines Bruttosozialproduktes ab.
Malta
Der winzige Inselstaat im Mittelmeer rühmt sich, die Eurokrise zuletzt weit besser als andere Euroländer überstanden zu haben. Die Arbeitslosigkeit liegt bei lediglich sechs Prozent, das Wachstum erreichte im vergangenen Jahr 1,5 Prozent, und das Defizit konnte auf 2,3 Prozent und damit sogar unter die Drei-Prozent-Grenze der EU gedrückt werden. Und doch wird Malta immer wieder als möglicher Wackelkandidat im Euroraum genannt. Der Grund: Die Entwicklung war vorher über Jahre weit negativer, der Schuldenstand ist immer noch zu hoch und der Finanzsektor ebenfalls viel zu aufgebläht.
AFP/rbi/mrs
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