Bei Samsung gearbeitet, an Krebs gestorben
Der Elektronikhersteller Samsung steckt nicht nur in einem Patentkrieg mit Apple. Er muss sich auch gegen schwere Vorwürfe ehemaliger Arbeiter wehren. Der Grund: Arbeitsbedingungen, die krank machen.
Die Vorwürfe der südkoreanischen Organisation Sharps (Supporters for the Health and Right of People in Semiconductor Industry) an die Adresse des Elektronikgiganten Samsung sind happig. Mangelnder Arbeitsschutz hätte dazu geführt, dass rund 150 ehemalige Samsung-Mitarbeiter meist in jungen Jahren schwer erkrankt seien, zum Beispiel an Leukämie oder Lymphkrebs. 56 Menschen seien gestorben, weil sie bei ihrer Arbeit in Samsung-Fabriken krebserregenden Chemikalien ausgesetzt gewesen seien. Gemäss Sharps hatten die Betroffenen in der Halbleiterproduktion oder in der Herstellung von LCD-Modulen gearbeitet.
Längst ist der Streit zwischen Samsung und ehemaligen Mitarbeitern zu einer Angelegenheit von Anwälten und Gerichten geworden. Und in Südkorea ist eine Kampagne von Sharps gegen den Elektronikhersteller in Gang: «Stop Samsung – no more deaths!».
Samsung weist Vorwürfe zurück
Den Zusammenhang zwischen den Erkrankungen und den Arbeitsbedingungen hat Samsung stets bestritten. Dies bekräftigte auch Kim Soo-Geun, Leiter des Samsung Health Research Institute, in einem Bericht des ZDF-Nachrichtenmagazins «Frontal 21», das gestern von der SF-Infosendung «10vor10» ausgestrahlt wurde. In der Produktion seien keine blutkrebserregenden Stoffe wie Benzol verwendet worden, sagte der Samsung-Vertreter. Dieser Aussage widersprechen allerdings die Ergebnisse einer Untersuchung eines staatlichen Forschungsinstituts in Seoul (Safety and Health Research Institute). Wie der Samsung-Mann Kim Soo-Geun im TV-Bericht weiter erklärte, glaube er, dass die Krebs-Erkrankungen von früheren Mitarbeitenden nicht vermeidbar gewesen seien. «Krebs tritt als Krankheit häufig auf, auch ohne besondere Auslöser».
In diesem Streit gibt es seit letztem Jahr einen Gerichtsentscheid, der die Haltung von Samsung infrage stellt. Das Verwaltungsgericht von Seoul gab dem Vater der ehemaligen Arbeiterin Hwang Yumi, die im Alter von 21 Jahren an Leukämie gestorben war, recht. Die junge Frau sei erkrankt, weil sie «während ihrer Arbeit anhaltend verschiedenen giftigen Chemikalien ausgesetzt wurde», hiess es im Urteil, das gleichzeitig in einem anderen Fall eine Verbindung zwischen den Arbeitsbedingungen bei Samsung und der Leukämie-Erkrankung bejahte. In diesen Fällen wurde Samsung zur Zahlung einer Entschädigung verpflichtet.
Schmähpreis 2012 für Samsung
Der Elektronikhersteller wies zwar die Vorwürfe zurück und stützte sich dabei auf eine selbst finanzierte Studie. Er erklärte sich dann aber doch bereit, die medizinische Behandlung erkrankter (Ex-)Mitarbeiter finanziell zu unterstützen. Pro Person wurden bis zu 100 Millionen Won, knapp 82'000 Franken, zur Verfügung gestellt. Mit der selben Geldsumme werden zudem Hinterbliebene unterstützt. Betroffenenverbände kritisierten, dass die Kriterien für die Anerkennung als Opfer zu restriktiv seien. Zudem müsse das Datum der Diagnose entscheidend sein, nicht das der Erkrankung.
Der Vorwurf, Schuld am Krebstod von Dutzenden seiner Mitarbeiter zu sein, brachte Samsung im vergangenen Januar den «Public Eye People's Award 2012» ein. Der Schmähpreis wird jährlich parallel zum WEF in Davos von Greenpeace und der Erklärung von Bern an die «schlimmsten Unternehmen der Welt» vergeben.
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