Bekommt nur das FBI die Fifa in den Griff?
Wie gut ist Infantino? Hatte der Präsident Angst vor einer Untersuchung? Soll die Fifa weg aus Zürich? Was denken Sie?

Das deutsche Nachrichtenmagazin «Spiegel» stellt auf seiner Onlineplattform den neusten Fussballfunktionär vor. Er heisst Donald Blatter.
Tatsächlich gemeint ist: Gianni Infantino. Den Vergleich mit Sepp Blatter zog der «Spiegel», weil der frühere Schweizer Fifa-Chef manchmal derart absurdes Zeugs von sich gegeben habe (wie zum Beispiel engere Hosen bei den Frauen oder Fussball auf einem anderen Planeten), dass einzelne Reporter höhnisch gelacht hätten. Und in die Nähe von Donald Trump ist Infantino gerückt, weil er jüngst am Kongress in Bahrain von «vielen Fake-News über die Fifa» sprach, «das Fifa-Bashing ist in gewissen Ländern ein Volkssport geworden».
Mit Infantinos Handeln hat also das wieder eingesetzte globale Fifa-Bashing nichts zu tun – behauptet Infantino. Das sehen einige anders. Und vielleicht hat Infantino selbst die Frage beantwortet, wer näher an der Wahrheit liegt. Auf die Bemerkung, was er denn konkret gemeint habe mit den angesprochenen Fake-News, konnte er jedenfalls keine Antwort geben, es sei mehr ein Gefühl.
Infantino ist einst als Hoffnungsträger einer neuen Fifa gewählt worden. In seinem Wahlkampf und noch bei seiner Siegesrede im Hallenstadion Ende Februar 2016 hatte er wiederholt behauptet, wie wichtig die Reformen für die Glaubwürdigkeit der Fifa seien. Seither hat er die Erneuerungsprozesse scheinbar systematisch untergraben. Zuletzt mit der Absetzung der wichtigsten zwei Personen in der Ethikkommission.
Für viele Aussenstehende ist es überraschend, dass die Mitgliedsverbände am Fifa-Kongress die umstrittenen Vorschläge der Führung um Präsident Infantino praktisch einstimmig annahmen – und dass sich niemand erhob und die Vorschläge hinterfragte bzw. ablehnte.
Nicht wenige Beobachter glauben, dass Infantino mit seinem Kurs ein grosses Risiko eingeht. Das FBI beispielsweise hat die Fifa im Auge und untersucht mehrere Korruptionsfälle im Weltfussball. Bisher sieht das FBI die Fifa als Opfer. Es dürfte den amerikanischen Behörden aber gar nicht gefallen, wie der Verband die Reformbemühungen jetzt hintergeht, deshalb könnten sie der Fifa bald den Täterstatus geben – und damit den Verband auch zu einer dauerhaft wirksamen Reform führen.
Gemäss Aussagen des früheren Präsidenten Blatter sorgte die Fifa mit ihren mehreren Hundert Angestellten und diversen Sitzungen und Kongressen in Zürich 2014 für eine Brutto-Wertschöpfung von 400 Millionen Franken. Gerade in diesen Tagen aber stellt sich wieder die Frage, ob die Stadt sich an der Fifa erfreuen darf – oder ob sie sich nicht für sie schämen muss.
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