Benficas neue Lichtgestalt
Stürmer Haris Seferovic blüht bei Benfica Lissabon auf. Nach vier Spielen hat er bereits so oft getroffen, wie in der Bundesliga während der kompletten Saison.

Im vergangenen Winter liess die deutsche Boulevardzeitung «Bild» ihre Leser Fragen zu ihrem Lieblingsclub beantworten. 11'000 User beteiligten sich. Eine Frage war, was sie als Frankfurt-Verantwortliche mit Stürmer Haris Seferovic machen würden. Halten oder verkaufen? 89 Prozent waren für Letzteres.
Der Name Seferovic stand in der Bundesliga nicht für Tore, sondern für Zitterfuss oder Chancentod. Wirksam war er nur im Herbst 2014, in seinen ersten paar Monaten am Main.
Heute, ein halbes Jahr später, spielt Seferovic bei Benfica Lissabon. Und würde nun eine portugiesische Zeitung ihre Leser fragen, was sie mit Seferovic machen würden, dann wäre sich die Leserschaft wohl wieder einig: alles, bloss nicht verkaufen. Haris Seferovic, das ist die neue Lichtgestalt im Estádio da Luz, im Stadion des Lichts.
Auf den Spuren von Clublegende Eusebio
Vier Tore schoss er in den ersten vier Pflichtspielen. In Portugals Hauptstadt können sie es kaum fassen, dass ihr Neuer schon jetzt bei so vielen Toren steht wie jeweils am Ende der vergangenen beiden Bundesliga-Spielzeiten.
Zwar hat er es schon in der Vorbereitung angedeutet, dass das wieder etwas werden könnte mit dem Toreschiessen. Doch dass Seferovic so einschlägt, verblüfft schon.
Trifft er auch am Wochenende gegen Rio Ave, egalisiert er den Rekord der verstorbenen Clublegende Eusebio, dem einst fünf Tore in den ersten fünf Saisonspielen gelangen. Seferovic spürt ihn wieder, den Nimbus des Helden. Wie damals 2009, als er die U-17-Nationalmannschaft in Nigeria zum WM-Titel schoss. Oder 2016, als er mit seinem Tor in der Relegation Frankfurt vor dem Abstieg aus der Bundesliga bewahrte.
Der perfekte Sturmpartner
Huldigungen gab es etwa am Abend des portugiesischen Supercups, als er mit einem Treffer zum ersten Titelgewinn der Saison beitrug.
Oder am zweiten Spieltag in Chaves, als seinem Team auch nach 91 Minuten noch kein Treffer gelungen war, Benfica über die rechte Seite noch einmal einen Angriff lancierte, der Ball ins Zentrum zu Seferovic fand, dieser seinen herbeieilenden Gegenspieler samt Torhüter mit einem lässigen Absatztrick überlistete. Das meinte Trainer Rui Vitoria wohl, als er vor dem Saisonstart Seferovics technische Klasse heraushob.
Der Trainer spricht gerne über seinen neuen Angreifer. Die Qualität der Mitspieler sei ein Grund für seine Auferstehung. Auch das klassische 4-4-2-System, das Benfica mit agilen Flügelspielern praktiziert, behagt dem Schweizer. Dank der offensiven Spielausrichtung wird er weitaus häufiger in Szene gesetzt als zuletzt in Frankfurt. Auch deshalb sei er nach Portugal gegangen, sagt Seferovic.
Unterstützt wird er in der Offensive vor allem von Jonas, einem 33-jährigen Brasilianer. Auch er wechselte einst als glückloser Stürmer ablösefrei nach Lissabon – und entwickelte sich zum zuverlässigen Goalgetter.
Jonas sagt, dass Seferovic und er sich ideal ergänzten. Beide sind sie wendig, und auch die Abstimmung untereinander funktioniert schon ansehnlich. Vielleicht auch, weil dem Schweizer doch schon einige portugiesische Vokabeln geläufig sind. Seferovic hat schon vor der Vertragsunterschrift damit begonnen, die Sprache zu lernen.
Er will länger bleiben
Für fünf Jahre hat der Stürmer in Lissabon unterschrieben. Ihm und seiner Lebenspartnerin gefällt das Land, die Mentalität, das Leben. Er wolle länger bleiben. Und man kann sich vorstellen, dass es nach all den Jahren, in denen er durch Europa streifte und sein Glück suchte, endlich klappen könnte mit der Sesshaftigkeit und den regelmässigen Toren.
Dass er das Talent dazu hat, bezweifelt keiner. Nur macht er jetzt vielleicht etwas daraus.
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