Bergsportler wollen den Winter retten
Eine Organisation ruft Skifahrer und Alpinisten zum Engagement gegen den Klimawandel auf. Prominente wirken an vorderster Front mit.

Die Skitourensaison hat in höheren Lagen verheissungsvoll begonnen: Es liegt mehr Schnee als im langjährigen Mittel, und mit dem Abklingen der Lawinengefahr herrschen gute Tourenbedingungen. Viele Bergsportler sind trotzdem in Sorge, wenn sie an die Zukunft denken. Denn laut den «Klimaszenarien CH 2018» von Meteo Schweiz und der ETH werden die Winter deutlich schneeärmer.
Bergsportler, die diese Entwicklung nicht tatenlos hinnehmen wollen, haben deshalb die Organisation Protect Our Winters (POW) ins Leben gerufen. Die Idee stammt vom US-Snowboardprofi Jeremy Jones, einem Idol der Freeride-Szene. Seit letztem Jahr ist POW auch in der Schweiz aktiv.
Gegründet hat den Schweizer Ableger Nicholas Bornstein. Der passionierte Skitourengeher arbeitet als Berater bei der Agentur furrerhugi in Zürich und war früher Botschaftssekretär bei der Schweizer EU-Mission in Brüssel. Bornstein will nicht weniger als «einen Wandel in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft erreichen».
«Das Problem beim Klimaschutz ist, dass zwar viele Personen von dessen Notwendigkeit überzeugt sind, aber nur wenige etwas dafür tun mögen», sagt Bornstein. Deshalb setze POW auf die eng definierte Zielgruppe der Bergsportler und möchte diese «mit einem positiven Approach und ohne Zeigfinger» zum Handeln bewegen, wie der PR-Mann sagt.
«Es ist herzzerreissend»
Bornstein teilt sich mit einem Studenten ein 10-Prozent-Pensum, um die Geschäftsstelle des Vereins mit seinen gut 100 Mitgliedern zu führen. Den Grossteil der Arbeit verrichtet er ehrenamtlich.
Die Organisation kann auf prominente Unterstützung zählen, etwa auf die Skirennfahrerin Michelle Gisin. «Es ist herzzerreissend, wie sich mein Heimgletscher in Engelberg immer mehr zurückzieht», sagt die Olympiasiegerin, die seit diesem Herbst Botschafterin von POW ist.
Neben Gisin setzen sich zwölf weitere Schweizer Athleten für den Verein ein, so die Freestyle-Olympiasiegerin Sarah Hoefflin oder der Profibergsteiger Nicolas Hojac. Die Athleten halten unter anderem Vorträge in Schulen, um Jugendliche für den Klimaschutz zu sensibilisieren.
Keine PET-Flaschen in Andermatt
Konkrete Massnahmen setzt POW gemeinsam mit der Skiregion Andermatt um. In den Bergrestaurants wird von dieser Saison an konsequent auf Plastik und PET-Flaschen verzichtet, um den Energieverbrauch zu senken. Im Gegenzug gibt es kostenloses Quellwasser.
Mit Flyern und Plakaten wird den Gästen aufgezeigt, wie sie die eigenen CO2-Emissionen verringern können, und es werden Sonderangebote für Skifahrer angeboten, die mit dem öffentlichen Verkehr anreisen.
In Hotels und SAC-Unterkünften wie der Maighels-Hütte GR macht die Organisation darauf aufmerksam, wie man Klimaschutz und Ernährung verbinden kann. Zudem werden zusammen mit dem Akademischen Sportverband Zürich vermehrt Skitouren angeboten, bei denen die Anfahrt mit dem öffentlichen Verkehr erfolgt. Und schliesslich berät der Verein Outdoor-Unternehmen und Organisationen, um negative Umweltauswirkungen zu minimieren.
Bornstein ist sich bewusst, dass solche Aktionen von begrenzter Wirkung sind. Entscheidend ist für ihn jedoch: «Wir zeigen auf, dass jeder Einzelne Veränderungen bewirken kann. Wenn sich diese Einstellung immer mehr verbreitet, ist ein Wandel eben doch möglich.»
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