Bericht aus der Hölle
Ein UNO-Bericht über grauenvolle Gewaltexzesse im Kongo sorgt schon vor seinem Erscheinen für Nervosität. In einem 500-seitigen Entwurf wird Ruanda bezichtigt, das Grauen im Nachbarland unterstützt zu haben.
Das Papier war der französischen Zeitung «Le Monde» allem Anschein nach aus Genf zugespielt worden. Inzwischen warnen die Vereinten Nationen, voreilige Schlüsse aus dem Entwurf zu ziehen. «Der Bericht wird in Kürze veröffentlicht. Dann kann jeder die beiden Versionen vergleichen und sich ein Urteil erlauben», sagte der Sprecher von UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon der Nachrichtenagentur dpa am Montagabend in New York.
Wann und wo die brisante Untersuchung des Genfer UNO-Hochkommissariats für Menschenrechte vorgestellt wird, sagte Martin Nesirky nicht. Aus UNO-Kreisen hiess es, dass die Chefin des Hochkommissariats, Navi Pillay, die Aufgabe übernehmen könnte.
US-Medien spekulieren, dass Ban das diplomatische Zerwürfnis mit Ruandas Präsident Paul Kagame scheut und es vorzieht, bei der Vorlage des heiklen Berichts nicht selbst im Scheinwerferlicht zu stehen.
Schreckliche Gräuel
Nach Angaben von Bans Sprecher Nesirky handelt es sich um «eine entscheidende Bestandsaufnahme der Vorkommnisse im Kongo von 1993 bis 2003». Im Entwurf der Genfer Menschenrechtsexperten heisst es, dass das Massakrieren hunderttausender kongolesischer Männer, Frauen und Kinder den Tatbestand eines Völkermordes erfüllen könnte.
Gut zwei Dutzend UNO-Inspekteure hatten Protokolle, Fotos und Dokumentationen angesehen und mit Augenzeugen gesprochen, bevor sie die Informationen zusammentrugen.
Mehr als 600 Gräueltaten an unschuldigen Menschen führt der Entwurf des Kongo-Berichts auf. Er beschreibt, wie jeweils hunderte von Flüchtlingen und Dorfbewohnern erschossen, verbrannt, erhängt, in Flüssen ertränkt, mit Macheten niedergemetzelt, erschlagen oder vor den Augen ihrer Angehörigen vergewaltigt wurden.
Erst im August hatten Mitglieder der ruandischen Hutu-Miliz FDLR über 150 Frauen aus dem Gebiet um Walikale im Osten des Kongos tagelang bei einer Gewaltorgie missbraucht. Und das, obwohl sich Blauhelmsoldaten der UNO-Mission in unmittelbarer Umgebung befanden. Den Vereinten Nationen kam der Vorfall erst knapp zwei Wochen später zu Ohren.
SDA/bru
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