Bericht: Glencore-Projekt vertreibt 5000 Ureinwohner
Der Schweizer Rohstoffkonzern plant auf den Philippinen eine Mine. Nimmt sie den Betrieb auf, müssen lokale indigene Anwohner umsiedeln. Bei Gesprächen seien Risiken ausgeblendet worden, besagt eine Studie.

Nichtregierungsorganisationen (NGO) erheben erneut Vorwürfe gegen Glencore/Xstrata: Der im Kanton Zug ansässige Rohstoff- und Bergbaukonzern berücksichtige bei seiner geplanten Gold- und Kupfermine Tampakan im Süden der Philippinen die Anliegen der indigenen Bevölkerung zu wenig und vernachlässige die Sorgfaltspflicht zur Einhaltung der Menschenrechte, sagen Fastenopfer, Brot für alle und Misereor.
Würde das 5,9-Milliarden-Dollar-Projekt zur Erschliessung der Mine Tampakan wie geplant 2019 in Betrieb genommen, müssten um die 5000 indigene Einwohner der B'laan-Ethnie umgesiedelt werden. Zu diesem Schluss kommt eine von den NGOs in Auftrag gegebene Studie des Instituts für Frieden und Entwicklung (INEF) der Universität Duisburg-Essen. Sie wurde am Mittwoch an einer Medienkonferenz in Zürich vorgestellt.
Die Mine Tampaka birgt laut der INEF-Studie geschätzte Goldvorkommen von jährlich 360'000 Unzen Gold und 375'000 Tonnen Kupfer, die über einen Zeitraum von 17 Jahren abgebaut werden sollen. Es handelte sich damit um eine der weltweit grössten Minen dieser Art.
Die projektierte Abbauregion, die zu weiten Teilen in das Stammesgebiet der B«laan fällt, ist 28'000 Hektare gross und befindet sich in der Provinz Süd-Cotabato im Süden der konfliktreichen Insel Mindanao, wo schon seit Jahren muslimische und kommunistische Rebellengruppen aktiv sind.
An Mine mehrheitsbeteiligt
Glencore/Xstrata ist über die australische Xstrata-Tochter XstrataCopper mit 62,5-Prozent an der philippinischen Minengesellschaft Sagittarius Mines Inc. beteiligt.
Diese habe zwar den Dialog gesucht mit den Angehörigen der B'laan, jedoch seien den in ärmlichen Verhältnissen lebenden Indigenen zu grosse Versprechungen gemacht worden, was die Mine an Vorteilen für sie bringen würde, folgert das INEF.
Die möglichen Risiken seien zu wenig oder gar nicht angesprochen worden, bemängeln ihrerseits die Vertreter der kirchlich basierten Organisationen Fastenopfer, Brot für alle und Misereor.
So käme die geplante Mine etwa in einem erdbebengefährdeten Gebiet zu liegen; im Falle von Erschütterungen könnten Rückhaltebecken mit giftigen Substanzen bersten und die umliegende Umwelt - eine von Regenwald bewachsene Bergregion - verschmutzen. Auch seien die Ernährungssicherheit und die Wasserversorgung der Anwohner gefährdet.
Tagbau von Lokalregierung verboten
Die Lokalregierung der Provinz Süd-Cotabato hat deshalb im Juni 2010 den Betrieb einer offenen Tagbau-Mine, wie Tampakan eine werden soll, kurzerhand verboten. Wie die INEF-Studie zeigt, versuchte jedoch die philippinische Regierung, dieses Verbot mit einem nationalen Gesetz umzustossen.
Welche Rechtsprechung nun gilt, ist noch nicht geklärt. Glencore/Xstrata erklärt dazu auf Anfrage, Sagittarius befinde sich hier noch in Verhandlungen mit der Lokalregierung. Zu den übrigen Vorwürfen nimmt Glencore/Xstrata in einem Communiqué Stellung. Der Konzern bezeichnet die Studie als unausgewogen, da sie Sagittarius keine Darlegung der eigenen Position gewähre.
Studienmitautorin Brigitte Hamm vom INEF jedoch sagte dazu an der Medienkonferenz, man habe sowohl Sagittarius als auch Glencore/Xstrata die Chance zum Kommentar eingeräumt, bevor die Studie publiziert wurde.
Schweizer Regierung gefordert
Auch zur Menschenrechts-Sorgfaltspflicht, die die geschäftliche Aktivität in einem Konfliktgebiet wie Mindanao nach Ansicht der NGO's gemäss den Uno-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte UNGP bedingt, nahm Glencore/Xstrata Stellung.
Der Konzern verweist auf seine Anwendung der «Freiwilligen Grundsätze zu Sicherheit und Menschenrechten». Gewalt habe es in der Region wegen traditionellen Bräuchen, Rivalitäten, religiösen und politischen Aufständen sowie terroristischen Gruppierungen schon immer gegeben. Das Minenprojekt Tampakan trage daran keine Schuld.
Präsidiert werden die «Freiwilligen Grundsätze seit März 2013 von der Schweiz. Nicht zuletzt auch deshalb fordern die NGO«s von der Regierung, sie solle Konzerne wie Glencore/Xstrata verstärkt in die Pflicht nehmen, damit sie ihren Versprechen zur Einhaltung von Menschenrechtsstandards auch bei ihren ausländischen Töchtern nachkommen.
SDA/wid
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