Bericht: Mehr als 3000 Tote im Südsudan
In der vergangenen Woche sollen bei Kämpfen im Südsudan tausende Menschen getötet worden sein. Die UNO kündigt eine umfangreiche Hilfsaktion im jüngsten Staat der Welt an.

Bei gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen verfeindeten Volksgruppen im Südsudan sind nach örtlichen Behördenangaben in der vergangenen Woche mehr als 3000 Menschen ums Leben gekommen. Fast 2200 Frauen und Kinder sowie mehr als 950 Männer seien getötet worden, sagte der Verwaltungschef der Region Pibor, Joshua Konyi, am Freitag.
Die Vereinten Nationen sprachen zudem von rund 50'000 hilfsbedürftigen Menschen. «Es gab Massentötungen, ein Massaker», sagte Konyi der Nachrichtenagentur AFP. Unabhängige Angaben zu den Opferzahlen lagen zunächst nicht vor. Die UNO hatte in der vergangenen Woche von hunderten Toten gesprochen. Sollten sich die neuen Angaben bewahrheiten, wäre der Ausbruch der Gewalt der folgenschwerste Zwischenfall seit der Gründung des Südsudans im Juli gewesen.
Viehdiebstähle als Auslöser
Das Büro von UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos kündigte in Genf eine umfangreiche Hilfsaktion für Flüchtlinge und andere Hilfsbedürftige an. Derzeit seien Beobachter in der Region unterwegs, um sich ein Bild von der Lage zu machen, sagte eine Sprecherin. «Die Not ist eindeutig gross», sagte sie. Schätzungsweise seien von der Gewalt etwa 50'000 Menschen betroffen.
Rund 6000 bewaffnete junge Männer vom Stamm der Lou Nuer waren in der vergangenen Woche in das Dorf Pibor in der Unruheprovinz Jonglei eingedrungen, das von Angehörigen der Murle bewohnt wird. Die Angreifer brannten Hütten nieder und plünderten ein Krankenhaus der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen. Grund für den Angriff waren angebliche Viehdiebstähle der Murle.
Pufferzone geschaffen
Nachdem die Präsenz der Armee und der UN-Blauhelme in der Region verstärkt wurde, zogen sich die Lou Nuer zurück. Die südsudanesische Regierung gab sich zuversichtlich, den Konflikt beilegen zu können. Nach der Stationierung weiterer Sicherheitskräfte und der Schaffung einer Pufferzone zwischen den verfeindeten Stämmen soll demnach bald eine Friedenskonferenz stattfinden.
Bei Kämpfen zwischen den verfeindeten Stämmen im betroffenen Bundesstaat Jonglei waren im vergangenen Jahr nach UN-Angaben mehr als 1100 Menschen getötet worden. Jonglei hat etwa die Grösse Österreichs und der Schweiz und ist kaum erschlossen. Infolge des Bürgerkriegs gibt es dort jedoch grosse Waffenbestände. Der Raub von Vieh ist häufig Anlass für blutige Rachefeldzüge.
Bitterarmer Staat
Der Südsudan ist der jüngste Staat der Welt. Erst im Juli 2011 wurde er zum 193. Mitglied der Vereinten Nationen erklärt und begann quasi bei null – ohne Infrastruktur, solide Institutionen, Behörden und Rechtsstaatlichkeit.
Der Südsudan ist zudem bitterarm. Die meisten Südsudanesen leben jenseits der Armutsgrenze und damit von weniger als 1 US-Dollar am Tag. Laut Welthungerhilfe sind 40 Prozent aller Kinder unterernährt. Nach Angaben der UNO ist es wahrscheinlicher, dass ein 15-jähriges Mädchen bei der Geburt eines Kindes stirbt, als dass es einen Primarschulabschluss macht. Mehr als 10 Prozent aller Kinder im Südsudan sterben, bevor sie fünf Jahre alt werden; drei Viertel der Bevölkerung können weder lesen noch schreiben.
AFP/kpn
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch