Berlusconi laufen die Frauen davon
Die letzte Sex-Affäre von Silvio Berlusconi hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Am Sonntag wollen Italiens Frauen in Massen durch die Städte marschieren und gegen Berulsconis Frauenbild demonstrieren.

Italiens Frauen jeglicher Couleur und Herkunft machen mobil gegen ihre vermeintliche Bestimmung, nur hübsch aussehen zu dürfen und sich ansonsten um die Familie zu kümmern. Das Motto der Massenproteste: «Wenn nicht jetzt - wann dann?»
«Dies ist keine politische Mobilisierung, dies ist eine spontane Bewegung von sehr unterschiedlichen Frauen jeden Alters, Künstlerinnen und ganz normalen Menschen», sagt Elisa Davoglio.
Demonstrationen in 100 Städten
Die 35-jährige Dichterin betreut die Internetseite, auf der zu den Protesten aufgerufen wird. In rund 100 Städten wollen Mädchen und Frauen am Sonntag auf die Strasse gehen, darunter in Rom und in Mailand. Flash-Mobs sind geplant, Lesungen und Demonstrationen.
Davoglios Manifest unterzeichneten innerhalb von einer Woche mehr als 50'000 Mädchen und Frauen. Es wendet sich gegen die «wiederholte unanständige Darstellung der Frauen in Zeitungen, im Fernsehen und in der Öffentlichkeit als nacktes Objekt des Sexgeschäfts».
Ohne Gewerkschaften und Politik
Die Mobilmachung entbehrt jeder Unterstützung seitens Gewerkschaften oder der Politik. Trotzdem sagten erstaunlich viele Politikerinnen auch der Rechten ihr Kommen zu. Unter den Befürworterinnen der Proteste sind ausserdem Persönlichkeiten wie die Architektin Gae Aulenti und namhafte Schauspielerinnen wie Laura Morante und Lunetta Savino.
«Wir sind mit Appellen von Frauen, die an den Protesten teilnehmen wollen, buchstäblich überschwemmt worden», erzählt die Filmemacherin Francesca Comencini, eine der Organisatorinnen der Demonstrationen.
«Frauenverachtende Äusserungen»
Dass Berlusconi, dem wegen seiner Sex-Affären nun ein Prozess droht, mit seinen Eskapaden zum wachsenden Frust der Italienerinnen beitrug, ist unbestritten. «Mit seinen frauenverachtenden Äusserungen bringt uns Berlusconi schon seit langem Geringschätzung entgegen», sagt sie. Ihre Schwester Cristina fügt hinzu: «Jetzt haben wir aber die Grenze der Toleranz überschritten.»
«Wir wenden uns gegen diese diffuse Kultur, wonach wir Abkürzungen im Leben nehmen können», sagt die Theaterschauspielerin Savino. «Eine Kultur, die besagt, dass es reicht, hübsch auszusehen, zu einer Party zu gehen und sich für eine Nacht zu verkaufen».
Diskriminierung auf Arbeitsmarkt
So ganz unpolitisch sind die Forderungen der Frauen dann doch nicht: Sie monieren Diskriminierungen auf dem Arbeitsmarkt und einen Mangel an Kinderbetreuung, fordern mehr Halbtagsjobs und Unterstützung für Familien. Von den Protesten erhoffen sie sich auch, dass sich die zersplitterten Frauenorganisationen in Zukunft besser vernetzen können.
Davoglio, die den Blog betreut, will mit ihrem drei Monate alten Baby zu den Demonstrationen gehen. Und mit ihrem Lebensgefährten - denn alle Männer, die die Situation der Frauen in Italien verbessern wollen, sind ebenfalls herzlich eingeladen.
Überhaupt schliessen die Demonstrationen niemanden aus und wenden sich auch nicht gegen eine bestimmte Gruppe. «Dies ist keine Mobilisierung gegen Callgirls», sagt Elisa in Anspielung auf Ruby. Gruppen, die die Rechte von Prostituierten vertreten, nehmen ebenfalls teil.
SDA/pbe
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch