«Besser Frauen anschauen als schwul sein»
Im Fall Ruby um eine junge Prostituierte geht Silvio Berlusconi in die Offensive. Seine Sprüche sorgen aber für weitere Empörung. Und der Ruf nach Rücktritt wird lauter.
Silvio Berlusconi hat immer einen flotten Spruch parat – selbst in peinlichen Situationen, in denen Schweigen wohl besser wäre. In der neusten Affäre um ausschweifende Partys und eine junge Prostituierte namens Ruby hat der 74-jährige Politiker sein Verhalten erneut verteidigt. Und er antwortete der Opposition, die immer vehementer seinen Rücktritt fordert, weil er der damals minderjährigen Marokkanerin eine mögliche Haftstrafe erspart haben soll.
«Was ich gemacht habe, habe ich aus Gütigkeit getan. (...) Zudem ist es besser, schöne Frauen anzuschauen, als schwul zu sein», sagte der Regierungschef bei der Eröffnung einer Motorradschau in Mailand. «Das alles ist ein Sturm im Wasserglas», sagte Berlusconi. Es werde sich herausstellen, dass er nur aus Solidarität gehandelt habe. Ausserdem rief er dazu auf, «keine Zeitungen mehr zu lesen, weil diese lügen».
«Überflüssig, vulgär und beleidigend»
Die italienische Homosexuellen-Organisation Arcigay reagierte mit Empörung. Sie nannte Berlusconis Aussagen «überflüssig, vulgär und beleidigend nicht nur gegenüber Homosexuellen, sondern auch gegenüber Frauen». Der Oppositionspolitiker Antonio Di Pietro sagte, Berlusconi lebe «noch im Mittelalter». In den letzten Tagen hatte Berlusconi sogar Kritik aus dem eigenen Lager auf sich gezogen. Parlamentspräsident Gianfranco Fini forderte den Rücktritt, falls die Vorwürfe im Fall Ruby wahr sind.
Von den zunehmenden Rücktrittsforderungen lässt sich Berlusconi nicht beeindrucken. Seine Regierung habe noch immer eine Mehrheit und werde die restlichen drei von insgesamt fünf Jahren im Amt bleiben. Vorgezogene Neuwahlen wären angesichts der Erholung nach der Wirtschaftskrise ein Desaster, sagte der Ministerpräsident.
Ruby erzählt ihre Wahrheit im Fernsehen
Gemäss Medienberichten hatte Berlusconi im letzten Mai persönlich dafür gesorgt, dass Ruby nach der Festnahme wegen Diebstahls von der Polizei wieder freigelassen wird. Dabei behauptete er, dass die junge Prostituierte eine Verwandte des ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak sei und einem Vormund übergeben werden müsse. Im Frühjahr 2010 hatte die junge Frau, die am Dienstag 18 Jahre alt geworden ist, an ausschweifenden Partys in der Mailänder Villa von Berlusconi teilgenommen. Ruby soll pro Abend 5000 Euro und teure Geschenke vom Ministerpräsidenten erhalten haben.
Ruby selbst sagte der Zeitung «Libero», sie habe Berlusconi zwar angehimmelt, aber nie eine intime Beziehung mit ihm gehabt. Im Gespräch mit der Zeitung kündigte sie an, am Donnerstag ihre Version der Geschichte zu erzählen – in einer beliebten Talkshow des Fernsehsenders RAI. Ihre bisherigen Äusserungen waren allerdings widersprüchlich. Ruby wird wohl einfach ihre Wahrheit erzählen.
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