Beten, wenn das Vertrauen fehlt
Sorgt der Staat mit Polizei und Gerichten für Recht und Ordnung, sinkt der Bedarf für Religion. Herrscht existenzielle Furcht, so wächst die Frömmigkeit. Das ist die These des US-Psychologen Ara Norenzayan.

Zehntausend Glaubensrichtungen gibt es heute auf der Welt. Viele weitere wurden einst ebenso inbrünstig geglaubt, doch sie sind vergessen. Warum gewinnen manche Religionen Milliarden Anhänger, während andere verschwinden? Wieso werden Religionen überhaupt geglaubt, und warum haben sie sich im Lauf der Menschheitsgeschichte verändert? Solche Fragen stellt der Psychologie-Professor Ara Norenzayan von der University of British Columbia. Er beantwortet sie mit einer nicht besonders frommen Theorie, die er in den letzten Jahren entwickelt und kürzlich in einer renommierten Fachzeitschrift zusammengefasst hat.