Betroffener berichtet: «Eine Bombe explodierte mitten in der Kirche»
In Sri Lanka und im Ausland ist die Bestürzung nach der Explosionsserie gross. Auch Bundespräsident Ueli Maurer meldet sich zu Wort.
Ein Betroffener der mutmasslichen Anschlagserie in Sri Lanka hat mit Tamedia-Korrespondent Arne Perras gesprochen. Dieser berichtet: «Am Telefon sind Sirenen der Krankenwagen zu hören, und die hastige Stimme von Suresh Kumar, der gerade aus dem National Hospital von Colombo kommt. Drinnen liegt die verletzte Familie seines Bruders, alle vier sind mit dem Leben davon gekommen, sie waren am Morgen im Ostergottesdienst in der Kirche St. Anthony's, irgendwo in der Mitte sei gegen 8.35 Uhr eine Bombe explodiert, manche Mitglieder der Familie sassen ganz vorne, andere hinten in der Kirche.
Familienvater Mutthia Pragash, 32, ist am Rücken verletzt, aber er schafft es nach der Explosion und in all dem Chaos, seine ganze Familie in die Motorrad-Rikscha einzuladen und ins Krankenhaus zu fahren. «Alle sind traumatisiert, aber leben», sagt der Bruder. Er sagt, es falle ihm schwer, zu begreifen, was um sie alle herum geschehen ist.
«Religiöser Hass darf nicht siegen»
Auch im Ausland ist die Bestürzung über die Anschläge gross. Bundespräsident Ueli Maurer schrieb auf Twitter: «Im Namen des Bundesrats verurteile ich die schweren Angriffe auf religiöse Feiern in Colombo. Den Angehörigen der Opfer und den Behörden Sri Lankas spreche ich mein tief empfundenes Mitgefühl aus.» Nationalratspräsidentin Marina Carobbio und Ständeratspräsident Jean-René Fournier erfuhren «mit Trauer und Bestürzung» von den Anschlägen in Skri Lanka, wie die Parlamentsdienste via Twitter mitteilten. Carobbio und Fournier verurteilten Intoleranz und religiösen Hass.
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel schrieb in einem Kondolenztelegramm: «Es ist schockierend, dass Menschen, die sich versammelt hatten, um gemeinsam das Osterfest zu begehen, ein bewusstes Ziel dieser hinterhältigen Angriffe waren.» Sie fügte hinzu: «Religiöser Hass und Intoleranz, die sich heute auf so schreckliche Weise manifestiert haben, dürfen nicht siegen.»
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron schrieb auf Twitter, es handle sich um «abscheuliche Taten». Der russische Präsident Wladimir Putin sprach von einem «grausamen und zynischen Verbrechen». Israels Staatspräsident Reuven Rivlin äusserte sich ähnlich. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan schrieb: «Das ist ein Angriff auf die gesamte Menschheit.» Pakistans Premierminister Imran Khan erklärte die Solidarität seines Landes mit Sri Lanka in dieser Stunde des Kummers.
Papst Franziskus gedachte in der Ostermesse der Opfer der Anschläge. Vor zehntausenden Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom sprach er von einem «dramatischen Ereignis» und sprach den Opfern seine «innige Nähe aus».
Reisehinweise aktualisiert
Das EDA aktualisierte nach der Anschlagserie seine Reisehinweise für Sri Lanka: Es bestünden «weiterhin latente politische Spannungen, und es muss im ganzen Land mit Demonstrationen und Ausschreitungen gerechnet werden. Informieren Sie sich vor und während der Reise in den Medien und bei Ihrer Reiseleitung über die Entwicklung der Lage. Vermeiden Sie politische Diskussionen, auch auf den sozialen Medien. Meiden Sie Kundgebungen jeder Art und befolgen Sie die Anweisungen der lokalen Behörden.»
In Sri Lanka hatte 26 Jahre ein blutiger Bürgerkrieg getobt, der 2009 zu Ende ging. Die Rebellengruppe der sogenannten Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) hatten für einen unabhängigen tamilischen Staat im Norden des Landes gekämpft. Die Tamilen sind mehrheitlich Hinduisten. Die Armee besiegte die Aufständischen schliesslich mit aller Härte. Die UN wirft beiden Seiten Kriegsverbrechen vor.
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