Haben Sie eine Ahnung, wie man Kräuter trocknet? Man schneidet sie vom Strauch, hängt sie an eine Schnur auf und wartet. Wissen Sie, wie man einen Kürbis schält? Man schneidet einen Schnitz heraus und davon die Haut ab.
Migros und Coop haben letzte Woche fast synchron neue Onlineplattformen lanciert, die sich mit dem Allerweltshobby Kochen befassen. Es ist verständlich, dass sie damit eine möglichst breite Bevölkerung ansprechen wollen. So wie damals Betty Bossi, die unserer Geniessernation 1977 beigebracht hat, wie man das mit Speck umwickelte «Partyfilet» zubereitet. Und angesichts dieser Aufgabenstellung für die Grossverteiler heisst es natürlich: Aufgepasst, dass man nicht zu elitär wird.
Trotzdem hinterlässt das Ganze doch einen Nachgeschmack. Grad heute, wo sich doch praktisch alle Welt über die beste Zubereitung veganer Cheesecakes austauscht, muss da den Schweizerinnen und Schweizern beigebracht werden, wie man die Kerne aus einer Chilischote herauspult? Wie man Nüsse röstet?
Braucht jemand (der auch tatsächlich Bratpfanne und ein scharfes Messer besitzt) solches Basiswissen aus der untersten Küchenschublade? Offenbar schon. Angesichts des schrumpfenden Kochwissens ist es ebenso nachvollziehbar, dass der Aufschrei so gross war, als es vor ein paar Jahren der Haushaltsschule im Kanton Zürich beinahe an den Kragen ging. Denn offenbar sind Eltern selten geworden, die mit ihren Söhnen und Töchtern gelegentlich mal einen Risotto zubereiten oder einen Pfannkuchen aus Mehl, Eiern und richtiger Milch backen.
Nun gut, überraschend ist das nicht, denn die Erzieher haben schlicht keine Zeit mehr für solche Fortbildung. Mama und Papa surfen grad im Internet und schauen sich kurzweilige Videos an zum Thema: Wie kocht man eine Rande?
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Betty Bossi reloaded
Migros und Coop bringen den Kunden das Kochen bei. Offenbar trauen sie ihnen nicht allzu viel zu.