Bickel gönnt sich keine Ferien
Der Sportchef des FCZ arbeitet an der Mannschaft von morgen und hat zwei Baustellen: den Sturm und die Aussenverteidiger.

Ferien bedeuten Schonung vor den Unannehmlichkeiten des Lebens, schrieb einmal der amerikanische Autor David Foster Wallace. Thomas Bickel führt entweder ein sorgenloses Sein oder besitzt eine unverschämt grosse Toleranz bezüglich Unannehmlichkeiten. Denn der Sportchef des FC Zürich hat seit über zweieinhalb Jahren keine Ferien mehr gemacht. Und auch jetzt, über die Festtage, blieb er in Zürich, das Handy eingeschaltet. Könnte ja sein. Die Zeit sei zwar ruhiger, sagt er, doch Spielerangebote aus aller Welt landen selbst in diesen Tagen ständig auf seinem Handy. So war er auch in der Altjahreswoche morgens um zehn in der Geschäftsstelle anzutreffen.
Vergangenen Donnerstag war Trainingsstart, die Spieler machten Bekanntschaft mit Schnee – er bedeckte den Rasen in der Brunau und erschwerte das Training. Bickel aber ist mit seinen Gedanken bereits anderswo, er überlegt sich, wie der FCZ von morgen aussehen könnte. Rund 17 Millionen Franken hat der Verein in diesem Herbst mit Spielerverkäufen, Uefa-Prämien und Zuschauereinnahmen generiert. «Brutto», sagt Bickel, ohne den Betrag zu bestätigen. Er will sagen, da floss auch Geld weg, für neue Spieler und deren Löhne. Zwischen den Zeilen liegt da auch die Überzeugung, dass sich die Art des Haushaltens beim FCZ nicht gross ändert. Wer auf einen Millionentransfer hofft, dürfte lange warten.
Der schwierige Wunsch
Bickel hat keine verborgenen Wünsche. Hätte er eine Carte blanche, dann wüsste er, wie sie zu zücken wäre. «Ein Stürmer, der pro Saison 15 bis 20 Tore garantiert», sagt Bickel. Und einer, der auch ein paar Jahre bleibt und die Mannschaft führen kann. Nur: Ist gerade schwierig. Solche Stürmer kosten. Solche Spieler wollen nicht um jeden Preis beim FC Zürich spielen.

Es gibt da das Beispiel Josip Drmic, der in Gladbach seine Arbeitszeit häufig auf der Tribüne verbringt. Ein Spieler mit Zürcher Vergangenheit – ein Name auch, der Tore verheissen würde. Bickel hatte ihn im Kopf, erkundigte sich und musste feststellen, dass der unbedingte Wille fehlt, um nach Zürich zu wechseln. Verknüpft mit den hohen finanziellen Ansprüchen machte Bickel schnell «den Deckel zu». Sache vergessen.
Er hat sich auch mit Simone Rapp von Lausanne auseinandergesetzt. Der Club hat den Stürmer kürzlich suspendiert. Doch der Sportchef merkte auch hier: passt nicht. Ebenso mit Dejan Sorgic, dem Goalgetter von Thun. So bleibt das Problem: Im Sturm fehlt es an Erfahrung und Toren. Und da ist das Szenario, dass der gereifte Stephen Odey irgendwann den Verein verlässt – Bickel rechnet frühestens im Sommer damit, aber spätestens dann muss Ersatz da sein.
Kevin Rüegg verschafft Bickel Arbeit
Die Hinrunde hat zudem eine weitere Verletzlichkeit des FCZ gezeigt: bei den Aussenverteidigern. Fällt Pa Modou oder Kevin Rüegg aus, muss ein Junior ran. Das ist gut für den Nachwuchs, meist schlecht für die Konstanz. Überhaupt verschaffen Rüeggs Fortschritte dem Sportchef Arbeit. Der 20-Jährige ist so gut geworden, dass andere Clubs sich für ihn interessieren. Bickel sagt, dass Rüegg «höchstwahrscheinlich» bis zum Sommer beim Stadtclub bleiben werde. Ausser es komme ein Angebot, das man nicht ablehnen könne.
Bleiben noch die auslaufenden Verträge. Nef, Pa Modou, Rodriguez, Vanins und Winter sind davon betroffen. Die Entscheide über ihre Zukunft werden in den nächsten Wochen fallen.
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