Mehr Wetterextreme in den USABiden: «Die Klimakrise ist da»
Spätestens nach dem Hurrikan «Ida» müsste in den USA das Bewusstsein aufgekommen sein, dass die Kette an Unwettern mit dem Klimawandel zu tun hat. Der Präsident warnt das Volk vor weiteren Katastrophen.

In Roland Emmerichs Katastrophenfilm «The Day After Tomorrow» von 2004 versinkt New York infolge klimatischer Veränderungen im Chaos und meterhohen Flutwellen. Seit Mittwochnacht vergleichen viele Internetnutzer in den USA die historisch starken Regenfälle und Überschwemmungen in New York mit den apokalyptischen Bildern aus Hollywood. «The Day After Tomorrow» – Übermorgen – sei im Jahr 2021 zur Gegenwart geworden.
«Durch den Klimawandel werden in vielen Teilen der Erde trockene Orte trockener und nasse Regionen nasser», erklärt der Klimaforscher Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Beim Unwetter in New York seien nun mehrere Klimawandel-bedingte Faktoren zusammengekommen. «Hurrikans und Taifune ziehen ihre Energie aus der Oberflächentemperatur des Ozeans. Durch die globale Erwärmung erhöhen wir diese Oberflächentemperatur und stellen damit den Hurrikans mehr Energie zur Verfügung», so Levermann weiter. Die Wirbelstürme werden dadurch stärker und starke Wirbelstürme zahlreicher.
Studie macht die Wetterphänomene deutlich
Gestützt wird der Eindruck, dass die Zahl der extremen Wetterphänomene zuletzt deutlich zunahm, von einer Studie der Weltwetterorganisation (WMO). Diese hatte zuletzt mitgeteilt, dass es zwischen 2000 und 2009 fünf Mal so viele wetter- oder klimabedingten Katastrophen gab wie in den 70er-Jahren. Stürme und Überschwemmungen machen fast 80 Prozent dieser Katastrophen aus.

Schon im vergangenen Jahr war es in Kalifornien, Oregon und Washington an der US-Westküste zu Waldbränden gekommen, die von Experten als «beispiellos» bezeichnet wurden. Und auch in diesem Jahr wüteten verheerende Feuer. Herübergezogener Rauch verdunkelte den Himmel an der Tausende Kilometer entfernten Ostküste der USA. Die Sonne über New York nahm – gebrochen durch Rauchpartikel – einen roten Schimmer an und nährte bei manchem das Gefühl, in einer Hollywood-Apokalypse zu stecken.
In einer neuen Welt angekommen
Nach den Rekordwassermassen von New York, für die der US-Wetterdienst neue Farben für die Extremwerte auf seinen Grafiken erfinden musste, stellte sich Bürgermeister Bill de Blasio am Donnerstag vor Reporter und bilanzierte: «Wir sind in einer ganz neuen Welt.» Ab sofort müsse die Stadt dauerhaft mit solchen Unwettern rechnen. Gleichzeitig müsse mehr im Kampf gegen die Klimakrise getan werden.

Biden warnte unterdessen, dass Waldbrände, Sturzfluten und Superstürme wegen der Klimakrise künftig öfter auftreten. «Hier geht es nicht um Politik» sagte er mit Blick auf die stark polarisierte US-Politik weiter. Hurrikan «Ida» sei es egal, ob jemand Demokrat oder Republikaner sei. «Wir sind Amerikaner, und wir werden das gemeinsam durchstehen.» Und: «Es geht um Leben und Tod, und wir sitzen alle im selben Boot. «Die Klimakrise ist da. Wir müssen besser vorbereitet sein. Und wir müssen handeln.»
Biten ruft nun zu einem Umdenken bei Investitionen in die Infrastruktur auf. «Man kann eine Strasse, einen Highway oder eine Brücke nicht einfach wieder so aufbauen, wie es vorher war», mahnte der US-Präsident. Er wies darauf hin, dass sich die hohen Investitionen in Schutzdämme rund um New Orleans nach dem Hurrikan «Katrina» 2005 bei neuen Stürmen wie «Ida» bezahlt machten.
Wie ernst wird die Klimapolitik verfolgt?
Doch angesichts solcher Worte und der unter Biden ernsthafter verfolgten Klimapolitik – die im Gegensatz zu der seines Vorgängers Donald Trump und Teilen der konservativen Elite des Landes steht – können Aktivisten und Aktivistinnen nur mit den Schultern zucken. Auch vor der Weltklimakonferenz in Glasgow im November sehen sie nicht annähernd genug Bewegung, um das 2015 in Paris vereinbarte Ziel zu erreichen, die Erderwärmung im Vergleich zur vorindustriellen Zeit auf möglichst 1,5 Grad zu begrenzen.
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