Bildstrecke: Eingesperrt, gefoltert – und jetzt ins höchste Amt gewählt
Die Nachfolge von Lula da Silva als Präsident von Brasilien ist geregelt: Dilma Rousseff hat die Wahl gewonnen. Derweil spekulieren die Medien, was der abtretende Politiker machen wird.
Zum ersten Mal ist in Brasilien eine Frau an die Spitze des Staates gewählt worden. Nach Angaben der Wahlbehörden setzte sich die Kandidatin der regierenden Arbeiterpartei, Dilma Rousseff, am Sonntag in der Stichwahl mit 56 Prozent gegen ihren sozialdemokratischen Herausforderer José Serra durch. Die 62-Jährige ist Wunschkandidatin von Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva, der nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten durfte.
In einer ersten Reaktion dankte Rousseff allen Brasilianern und versprach, ihr Vertrauen nicht zu enttäuschen. Sie kündigte an, den Kurs ihres populären Vorgängers fortzusetzen. Dazu zähle vor allem den Kampf gegen Armut, für Demokratie und Menschenrechte. Lulas Nachfolge anzutreten, sei eine «schwierige Aufgabe» und sie werde «häufig an seiner Tür klopfen», sagte Rousseff unter Tränen, während tausende Anhänger in den Strassen ihren Sieg feierten. Gegner Serra gratulierte, kündigte aber gleichzeitig an, er werde weiterkämpfen.
Lula scheidet mit Erfolgen aus dem Amt
Lulas Amtszeit endet am 1. Januar 2011. Er scheidet mit einer Zustimmungsrate von 80 Prozent aus dem Amt: Während seiner achtjährigen Präsidentschaft wurde Brasilien zur achtgrössten Volkswirtschaft der Welt, 29 Millionen Menschen fanden aus der Armut, die Arbeitslosigkeit ging zurück, sein Land überstand vergleichsweise gut die weltweite Finanzkrise.
Rousseff war Lulas Kandidatin: Der frühere Gewerkschafter holte sie 2003 als Energieministerin in sein Kabinett, machte sie 2005 zur Kabinettschefin und baute sie systematisch zu seiner Nachfolgerin auf. Dass sie nicht schon bei der ersten Runde vor einem Monat gewählt wurde, lag an Grünen-Kandidatin Marina Silva, die überraschend auf 19 Prozent kam und ihr damit die absolute Mehrheit nahm.
Rousseff sass drei Jahre im Gefängnis
Die frühere Guerillakämpferin Rousseff war bis zu ihrer Nominierung im Februar der breiten Bevölkerung im grössten Land Lateinamerikas weitgehend unbekannt. In ihrer Jugend kämpfte sie in linken Guerillagruppen gegen die Militärdiktatur (1964 bis 1985). Knapp drei Jahren sass sie im Gefängnis und musste Folter ertragen. Nach dem Ende der Diktatur gehörte sie zu den Neugründern der brasilianischen Arbeiterpartei. Sie gilt als wenig charismatische, aber überaus hartnäckige Technokratin. Ihr kompromissloser Führungsstil brachte ihr in den Medien bereits den Spitznamen «Eiserne Lady» ein.
Lulas Pläne für die Zeit nach seiner Präsidentschaft waren zunächst nicht bekannt. Die Medien spekulierten, er könnte in ein internationales Amt berufen werden oder seiner Wunsch-Nachfolgerin als inoffizieller Berater zur Seite stehen. Der 65-Jährige selbst wies dies zurück: «Ein Ex-Präsident kann sich nicht an einer Regierung beteiligen», sagte er am Sonntag.
Insgesamt waren 136 Millionen wahlberechtigte Brasilianer am Sonntag zur Stimmabgabe aufgerufen. Obwohl Wahlpflicht herrscht, blieben rund 21 Prozent der Abstimmung fern - ohne gute Gründe für ihr Fehlen droht ihnen eine Geldstrafe.
AFP/mrs/miw
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch