Billigbäume im Landi verärgern Bauern
Ausgerechnet der Landi – der Laden der Bauern – verkauft Nordmanntannen aus Dänemark für knapp 20 Franken. So vermiest er den lokalen Produzenten das Weihnachtsgeschäft.
Von Marco Huber Theres Weber ärgert sich über den Landi. Dies, weil der Detailist Billigchristbäume aus dem Ausland importiert und anbietet. «Was Landi Schweiz da macht, finde ich unter jeder Sau», sagt Bäuerin Weber. Mit ihrem Mann Felix verkauft sie auf ihrem Hof in Uetikon zur Weihnachtszeit rund 600 «heimische» Christbäume. Ihre Kritik wiegt schwer. Theres Weber ist Beisitzerin im Vorstand der Genossenschaft Landi mittlerer Zürichsee, zu der neun Landi- und Volg-Verkaufsstellen in Meilen, Uetikon, Herrliberg und Egg gehören. Im Landi kostet die importierte Nordmanntanne aus Dänemark 19.90 Franken. Mit solchen Dumpingpreisen können Landwirte in der Region nicht mithalten. Und genau die Landwirte sind es, welche den Landi mit ihren Produkten beliefern. Immer wieder betont der Detailist, dass er bewusst auf regionale Produkte setze. Dass Migros oder Coop billige Christbäume anböten, sei normal. «Für den Landi ist das aber sehr unglaubwürdig», sagt Theres Weber. Die Uetikerin ist stolz darauf, dass «ihre» Genossenschaft Landi mittlerer Zürichsee bei dieser Aktion nicht mitmacht. In den neun Filialen werden keine Tannen aus dem Ausland angeboten – auch, dank dem Einfluss von Beisitzerin Weber. Landi Schweiz regiert in Stäfa Anders in der Landi-Filiale an der Laubisrütistrasse in Stäfa. 50 Prozent der Weihnachtsbäume, die dort verkauft werden, stammen aus dem Ausland. Selbst Geschäftsführer Peter Gsell ist über die Zusammenstellung seines Christbaumsortiments nicht glücklich. Er hat jedoch keine Wahl. «Wir müssen das von Landi Schweiz aus so umsetzen», sagt er. Die Genossenschaft Landi Stäfa-Männedorf hat mit der Zentrale ein engeres Abkommen als die Genossenschaft Landi mittlerer Zürichsee. Die andere Hälfte der Bäume, die der Stäfner Landi anbietet, liefert Paul Tanner. Die Rede ist von etwa 50 Bäumen. Den Grossteil seines Umsatzes macht der Bauer aber mit dem Christbaumverkauf auf seinem Hof. Dort gibt er in der Adventszeit rund 1000 Bäume ab. Paul Tanner will sich zum Billigangebot des Landi nicht äussern. «Ich will niemandem in den Rücken fallen.» Für ihn ist aber klar: «Landi, der Laden der Bauern, das war gestern.» In Stäfa verkauft auch die Gärtnerei Pünter Nordmanntannen, Rottannen und Blaufichten. Die Bäume kosten zwischen 25 und 170 Franken. Die dänische Nordmanntanne von Landi ist damit wesentlich günstiger. «Reine Lockvogelangebote» In der ganzen Schweiz wehren sich mittlerweile Landi-Genossenschaften gegen das Diktat der Landeszentrale. So verzichtet der Landi Surb mit Filialen in Schleinikon und Endingen im Zürcher Unterland gänzlich auf den Christbaumverkauf und verweist auf die einheimischen Bauern. «Was der Landi mit den Weihnachtsbäumen macht, schafft nur Probleme. Man darf den Schweizer Produzenten nicht das Wasser abgraben, zumal der Landi in anderen Bereichen auf einheimische Produkte setzt», sagt Geschäftsleiter Wilhelm Enz. Weitere Landi-Verwalter beklagen ausserdem, dass die dänischen Bäume reine Lockvogelangebote seien und sie daran fast nichts verdienten. Sie würden die Bäume lieber teurer verkaufen und hätten dafür eine bessere Marge. Suisse Christbaum, eine nationale Interessengemeinschaft (IG), wehrt sich gegen die Tiefpreisaktion von Landi Schweiz. Die 230 Christbaumzüchter fürchten um ihre Margen. Rund eine halbe Million Weihnachtsbäume werden jährlich in der Schweiz verkauft. Das entspricht einem Umsatz von 50 Millionen Franken. Die IG und mit ihr die Bauern aus der Region möchten diese Einnahmequelle nicht ans Ausland verlieren und verhandeln deshalb mit Landi Schweiz über eine «saubere Lösung» – damit die nächsten Weihnachten versöhnlicher werden. Bildlegende. Foto: Vorname Name (Agentur)
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