
Der Platz der katalanischen Herrlichkeit ist ein wenig herrlicher Ort. Der Städteplaner Ildefons Cerdà hatte die Plaça de les Glòries Catalanes als Mittelpunkt Barcelonas gedacht, als er im 19. Jahrhunderts jene visionäre, schachbrettartige Neustadt namens Eixample («Erweiterung») anlegte, in der sich heute das Geschäftsleben abspielt. Doch geworden ist aus dem Platz der Herrlichkeit ein ödes Betongeflecht aus Rampen, Überführungen und Parkplätzen, die einen kleinen, zu Recht wenig besuchten Park mit mediterranen Pflanzen einfrieden. In der Tat liegen die letzten Ereignisse katalanischer Glorie eine Zeit lang zurück. Die im Nordosten Spaniens gelegene Region war letztmals im Mittelalter eine Grossmacht. In Union mit der aragonesischen Krone beherrschten die Katalanen im 13. und 14. Jahrhundert ein mediterranes Reich, das vom Roussillon über Mallorca, Sardinien und Sizilien bis nach Griechenland reichte, wo sie die Kolonie Neopàtria gründeten. Sie trieben Handel und bauten hübsche romanische Kirchen, die heute noch das Hinterland der Costa Brava schmücken, während der Rest Spaniens noch mit Kriegführen gegen die Mauren im Süden der Halbinsel beschäftigt war.
Blind vor lauter Liebe
Seit Jahrhunderten fühlen sich die wirtschaftlich erfolgreichen Katalanen in Spanien benachteiligt. Über die Wurzeln eines uralten Konflikts.