Blinder Passagier ist aufgebart
Der Leichnam des Mannes, der bei Weisslingen aus dem Fahrwerk eines Flugzeugs stürzte, liegt im Krematoium Nordheim. Dort können ihn seine Angehörigen abholen – falls man sie je finden wird.

Mitte April fanden zwei Frauen in einem Waldabschnitt bei Weisslingen die Leiche eines dunkelhäutigen Mannes. Die Zürcher Staatsanwaltschaft vermutet, dass der Mann ein afrikanischer Flüchtling ist, der als blinder Passagier im Schacht eines Flugzeugfahrwerks mitflog. Man geht davon aus, dass er bereits während der Reise erfror und beim Landeanflug in die Tiefe gestürzt ist. Der Leichnam weise enorm viele Knochenbrüche von Kopf bis Fuss auf, sagt Staatsanwalt Markus Imholz gegenüber dem «Tages-Anzeiger».
Offenbar lag der Mann schon Wochen an der Fundstelle, wenn nicht sogar Monate. Der Verwesungsprozess war bereits in vollem Gange. Gemäss einem Bericht von «20minuten.ch» wird der Tote im Zürcher Krematorium Nordheim tiefgefroren aufgebahrt, damit man ihn möglichen Verwandten noch übergeben könnte.
Toter könnte kremiert werden
Ob man seine Angehörigen jedoch jemals finden wird, ist fraglich. Das Zürcher Institut für Rechtsmedizin bezeichnet die Identifikation der Leiche als äusserst schwierig. «Die Rechtsmediziner versuchen, das Gebiet einzugrenzen, aus dem der Tote stammt», lässt sich Staatsanwalt Markus Imholz zitieren. «Wenn die Suche keine Ergebnisse bringt, wird der Tote zur Bestattung freigegeben.»
Die Verantwortung für die Bestattung liegt dann bei der Gemeinde des Sterbeorts, also Weisslingen. Dort müsste man entscheiden, ob der Mann eine Erd- oder Feuerbestattung erhält. «Wenn es Hinweise darauf gibt, dass der Mann ein Muslim war, würden wir eine Erdbestattung machen», sagt Marianne Herold, Leiterin des Bestattungsamts Zürich. Sonst würde der Leichnam kremiert und bekäme ein ungekennzeichnetes Grab.
Tödlicher Flug im Fahrwerkschacht
Dass blinde Passagiere im Fahrwerkschacht eines Flugzeugs aus einem Land flüchten, ist keine Seltenheit. Meist enden diese Reisen tödlich. 1998 stürzte ein 15-Jähriger beim Anflug auf Kloten im badischen Waldshut-Tiengen aus dem Schacht einer MD-11. Beim Aufprall war der Afrikaner längst tot. Erfroren oder erstickt bei Minus 60 Grad in 10'000 Metern Höhe.
Mehr Glück hatte ein junger Kubaner im Jahr 2002. Als der Mann Anfang zwanzig von Havanna nach Montreal flüchtete, überlebte er den Flug. Trotz starker Unterkühlung konnte er sich im Fahrwerkschacht halten und nach der Landung auf den Boden klettern.
Überlebt hat ein Rumäne im Jahr 2000 den Versuch, gratis von München nach Berlin zu reisen. Als sich das Bugrad nicht komplett einfahren liess, kehrte die Maschine um. Nach der Landung wurde der 27-Jährige bewusstlos und stark unterkühlt im Fahrwerkschacht entdeckt. Ansonsten war er unverletzt.
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