Blochers in sechs Monaten vier Milliarden reicher
Bei Ems-Chemie läuft es rund, und auch Dottikon macht kräftig vorwärts. Das lässt bei der ganzen Familie Blocher die Kassen klingeln.

Politisch hatte Christoph Blocher mit seiner SVP schon bessere Zeiten. Seit dem fulminanten Wahlsieg der Rechten im Herbst 2015 fand er sich bei den Volksabstimmungen zur Unternehmenssteuerreform III und zur Energiewende auf der Verliererseite. In der Energiefrage engagierte er sich selber, und bei der Steuerreform stieg seine Tochter Martullo in den Ring und beide fielen auf die Nase.
Doch auch wenn es im Politleben Gegenwind gibt – als Unternehmer agieren Blocher und seine Kinder erfolgreich wie kaum jemand sonst in der Schweiz. Als Blocher am 10. Dezember 2003 Bundesrat wurde, da war er bestimmt kein armer Mann und der Autozulieferer Ems eine erfolgreiche Firma. Doch seit seine Tochter Magdalena Martullo-Blocher das Unternehmen führt, hat sich der Kurs beinahe verzehnfacht.
Operativ läuft es besser denn je. Im ersten Halbjahr 2017 ist Ems weitergewachsen und hat erneut Rekordmarken bei Umsatz und Gewinn gesetzt. (Das Ebit nahm um 5,8 Prozent auf 280 Millionen Franken zu.) Alleine in diesem Jahr ist der Börsenkurs um 33,8 Prozent gestiegen. 16,1 Milliarden Franken ist Ems an der Börse heute wert, der Anteil der Blochers – es sind das die Schwestern Magdalena, Rahel und Miriam – 11,2 Milliarden Franken. Hinzu kommen rund 250 Millionen Franken Dividende allein in diesem Jahr.

Noch etwas kleiner ist die zweite börsenkotierte Firma, die Blocher damals abgab, nämlich der Pharmazulieferer Dottikon. Auch diese Firma ist mittlerweile 1,1 Milliarden Franken wert – doppelt so viel wie zu Jahresbeginn. Rund 71 Prozent (Börsenwert 780 Millionen) davon gehören Blochers Sohn Markus. Seine Firma hat nach verlustreichen Jahren die Talsohle durchschritten. Um rund 4 Milliarden stieg das Vermögen der Blochers alleine in diesem Jahr – und dies nur bei den börsenkotierten Firmen.
Wie Bertarelli und Vekselberg
Mit rund 12 Milliarden Franken wäre die Familie Blocher letzten Herbst in der Reichstenliste der «Bilanz» auf Platz 6 vorgestossen. Etwa gleichauf mit dem Pharma-Erben Ernesto Bertarelli oder dem russischen Oligarchen Viktor Vekselberg.
Christoph Blocher selber gibt sich auf Anfrage als den stolzen Vater. «Selber bin ich bei Ems nur noch Kleinaktionär», sagt er. «Als ich Bundesrat wurde, habe ich die Firmen abgegeben.» Die Bundesratswahl war für Blocher der Anlass, mit seinem Erbe reinen Tisch zu machen. Damals hat er sein Vermögen durch fünf geteilt. Vier Anteile für seine Kinder, einen für seine Frau und sich selber. Laut Blocher, der für sich selber davon ausgeht, dass er 100 Jahre alt wird, war das ein idealer Zeitpunkt. Denn ansonsten hätten ja seine Kinder die Firmen erst mit 70 Jahren geerbt.
Am schwierigsten war laut Blocher das Erbe für seinen Sohn. Die Firma Dottikon wurde 2005 auf dessen Wunsch von Ems abgetrennt und gesondert an die Börse gebracht. Lange Jahre kämpfte das Unternehmen mit Schwierigkeiten. Auf den Spezialisten für sicherheitskritische Reaktionen in der Produktion von pharmazeutischen Wirkstoffen wirkte sich die Finanzkrise äusserst ungünstig aus: Die grossen Pharmafirmen schoben wegen der Krise ihre Wirkstoff-Prozessentwicklungsprojekte auf, und Dottikon landete in der Verlustzone.
Nun hat sich aber offensichtlich dank Innovationen das Blatt gewendet. Letztes Jahr steigerte die Gesellschaft den Umsatz zum zweiten Mal in Folge um rund 25 Prozent. Der Gewinn nahm gar 55 Prozent auf 22,2 Millionen Franken zu.
Blocher Martullos Reifeprüfung
Warum die Ems-Chemie an der Börse immer mehr steigt, hat verschiedene Gründe. Zum einen sind Dutzende von Optionen und sonstige derivative Finanzprodukte von Ems im Umlauf. Offenbar haben viele Banken darauf gesetzt, dass der Höhenflug der Ems irgendeinmal zu Ende ist. Nun, nach den Kursgewinnen von Anfang Jahr, müssen sie sich absichern, was zu einem Nachfragedruck in diesem Titel führt.
Davon will Vater Blocher nichts wissen, lieber redet er auch hier von der geschickten Firmenführung seiner Tochter. Die habe es geschafft, das Unternehmen, das er praktisch konkursit gekauft habe, weiterzuentwickeln.
Die Reifeprüfung war für Blocher Martullos frühere Tätigkeit bei Rivella. Sie entwickelte dort den Slogan für die Lancierung von Rivella Grün: «Welche Farbe hat dein Durst?», hiess es damals, und noch bevor klar war, ob das Produkt ein Erfolg wird, gab es eine Auszeichnung. «Wer für so einen Blödsinn einen Preis abholt, der kann etwas», meint Blocher lachend. Und die Entwicklung hat ihm recht gegeben.
Blocher selber will sein Geld auch weiterhin für politische Zwecke einsetzen. Da ist zum einen die «Basler Zeitung», die er behalten will, und am liebsten hätte er noch mehr publizistischen Einfluss. Doch die Verleger, unter anderem auch Tamedia, wollen ihm ihre Zeitungen trotz Krise nicht verkaufen.
Kaum noch Platz für Hodler
Seine Partei, die SVP, soll sich nach Blochers Ansicht selber finanzieren, aber für den Kampf gegen die EU ist er auch weiterhin bereit, Geld aufzuwerfen. Solange er kann, will er laut eigenen Angaben vorne mit dabei sein im Kampf um die «Unabhängigkeit der Schweiz», wie er das nennt.
Nächster Meilenstein soll Ende Jahr die Einreichung einer Initiative zur Kündigung der Personenfreizügigkeit sein. Ziel: eine möglichst weitgehende Beshränkung der Einwanderung, oder wenigstens die Verhinderung einer näheren Anbindung an die EU.
Privat baut er seinen Keller in Herrliberg zu einer veritablen Bildergalerie aus. Notfalls würde er sogar noch etwas weiter in die Tiefe bohren, damit er seine vielen Hodler-Bilder ausstellen kann, für die er kaum mehr Platz findet.
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