Bomber von Marrakesch erhält Todesstrafe
Bei einem Anschlag am 28. April in Marrakesch kamen 17 Menschen ums Leben, darunter drei Tessiner. Einer der Täter erhält nun die Höchststrafe, die in Marokko seit 1992 nicht mehr vollstreckt wurde.

Im Prozess um das Attentat von Marrakesch mit 17 Toten ist der Hauptangeklagte heute von einem marokkanischen Gericht zum Tode verurteilt worden. Das Gericht in Salé bei Rabat verhängte die Höchststrafe gegen den Marokkaner Adil Al-Atmani, sein Komplize Hakim Dah erhielt lebenslange Haft, wie ein AFP-Korrespondent berichtete. Alle neun Angeklagten hatten sich für nicht schuldig erklärt.
Die Staatsanwaltschaft hatte die Todesstrafe sowohl für Al-Atmani als auch für Dah gefordert. Die Angehörigen der französischen Opfer des Anschlags vom 28. April hatten sich dagegen für lebenslange Haft ausgesprochen. Obwohl es die Todesstrafe laut Verfassung in Marokko formell noch gibt, wurde sie seit 1992 nicht mehr vollstreckt. In der erst im Juli verabschiedeten neuen Verfassung des Landes wird erstmals «das Recht auf Leben» festgehalten.
Vier weitere der insgesamt neun Angeklagten müssen für jeweils vier Jahre ins Gefängnis, die anderen drei für jeweils zwei Jahre. Alle Angeklagten hatten sich vor der Urteilsverkündung für nicht schuldig erklärt. Al-Atmani hatte als erster erklärt, er habe «keinerlei Verbindung zu dem Attentat». Er lobte die Reformpolitik von König Mohammed VI. Zugleich sagte er, das Urteil werde zeigen, ob Marokko tatsächlich den Weg der Reformen eingeschlagen habe.
Geständnis widerrufen
Unmittelbar nach seiner Festnahme hatte Al-Atmani ein Geständnis abgelegt, es aber später widerrufen. Im Verlauf des Prozesses wies er alle Anklagepunkte zurück. Der Anwalt Al-Atmanis hatte noch am Donnerstag einen Freispruch für seinen Mandanten gefordert, da die Staatsanwaltschaft seine Schuld nicht habe belegen können. Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft lagen dem Gericht dagegen unwiderlegbare Beweise für die Schuld Al-Atmanis vor.
Laut Staatsanwaltschaft hatten sich die Angeklagten dem Jihad und den Ideen der Terrorgruppe al-Qaida im Islamischen Maghreb (AQMI) verschrieben. Die Beschuldigten erklärten indes vor Gericht, keinerlei Verbindung zum Jihad und zum Terrorismus zu haben. Ein Mitangeklagter Al-Atmanis sagte allerdings während des Prozesses, der Hauptbeschuldigte habe ihm gegenüber die Absicht geäussert, sich in Tschetschenien dem Jihad anschliessen zu wollen.
Die Verurteilten sollen am 28. April im bei Touristen beliebten Café «Argana» im Zentrum von Marrakesch in Rucksäcken versteckte Bomben per Handy gezündet haben. 17 Menschen starben.
Drei Tote aus dem Tessin
Unter den Todesopfern waren acht Franzosen und drei Touristen aus dem Tessin. Die beiden Männer, ein Schweizer und ein im Tessin lebender Portugiese, waren auf der Stelle getötet worden.
Die beiden jungen Frauen hatten das Attentat zunächst schwer verletzt überlebt und wurden nach einigen Tagen in die Schweiz zur Behandlung ausgeflogen. Eine 25-Jährige aus Cadenazzo erlag einige Tage darauf im Universitätsspital Zürich ihren Verletzungen. Die vier Freunde hatten zusammen ihre Ferien in Marokko verbracht.
Das Attentat in dem Café war das schwerste in Marokko seit 2003. Damals hatten bei einer Anschlagsserie auf westliche und jüdische Einrichtungen in Casablanca zwölf Selbstmordattentäter 33 Menschen mit in den Tod gerissen.
SDA/miw/mrs
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