
Omoju Miller kann sich an ihr Gefühl erinnern, als sie das Internet entdeckte. «Es war, als ob plötzlich alles möglich sei», sagt sie. «Alles Wissen der Welt war zugänglich. Alles, was ich tun wollte, konnte dort passieren.» Sie weiss noch, wie es war, als sie 1998 zum ersten Mal etwas im Netz kaufte. Sie suchte sich auf einer Website ein Paar Stiefel aus, blieb dabei völlig unsichtbar, plötzlich kam eine Kiste in ihrem Studentenzimmer an. «Es war wie Zauberei.»
Sie hatte damals gerade mit dem Studium begonnen und wechselte sofort das Fach, von BWL zu Informatik. Seither ist sie eine Botschafterin für die Chancen, die neue Technik mit sich bringt. Ihr grosses Thema ist die künstliche Intelligenz (KI). Die 39-Jährige ist KI-Datenwissenschaftlerin bei Github, einer Internetplattform, auf der mehr als 30 Millionen Programmierer rund um die Welt gemeinsam an Projekten arbeiten.
Sie will ein breites Interesse am angeblichen Männerthema wecken
Es ärgert sie, dass viele Menschen Angst vor künstlicher Intelligenz haben. «Wir denken sofort an die Science-Fiction-Filme, mit denen wir aufgewachsen sind», sagt sie. «Unsere Vorstellung von künstlicher Intelligenz ist von Hollywood-Regisseuren geprägt.» Miller will andere Geschichten erzählen, etwa wie selbstlernende Programme Krebserkrankungen besser erkennen als menschliche Ärzte.
Miller ist eine ungewöhnliche Botschafterin für künstliche Intelligenz. Die meisten KI-Forscher und -Entwickler sehen anders aus als sie, eine schwarze Frau. Dass das so ist, fiel ihr anfangs gar nicht auf, sagt sie. Sie stammt aus Nigeria, also einem Land, in dem ihre Hautfarbe nicht auffällt. Als sie zum Studium in die USA kam, dauerte es eine Weile, bis sich ihr Blick für Rassenunterschiede schärfte – und sie bemerkte, dass sie meist die einzige Frau war.
Inzwischen ist es ihr wichtig, junge Frauen und nicht weisse Menschen für Computer und künstliche Intelligenz zu begeistern. Für das Weisse Haus unter Präsident Barack Obama war sie Teil einer Expertengruppe für Innovation. «Seit den 80er-Jahren werden Computer als Spielzeug für Jungs vermarktet», sagt sie. «In den meisten Familien landeten sie in den Kinderzimmern der Jungs. Die Jungs beschäftigten sich mehr mit ihnen, wurden darum besser. Aber sie sind nicht von Natur aus besser.» Sie will besser erklären, warum künstliche Intelligenz faszinierend ist.
Das erste Start-up folgt demnächst
«Mich interessiert, warum wir Menschen sind, wie wir sind.» Der Versuch, das menschliche Gehirn nachzubauen, ist für sie so spannend, weil sie sich Grundsatzfragen stellen muss: Wie funktionieren unsere Gehirne überhaupt? Die Technik will sie in den Alltag der Menschen bringen. «Mir ist zum Beispiel wichtig, Frauen bei den Tausenden Entscheidungen zu helfen, die sie nach Feierabend treffen und die so viel Energie kosten», sagt sie.
Miller denkt etwa an Musikinstrumente, die Eltern für ihre Kinder teuer kaufen oder kompliziert leihen. Kann künstliche Intelligenz nicht Instrumente vorschlagen und zuschicken? Miller hat einen Sohn, er ist 13 und spielt Posaune. Vielleicht will sie bald ein Start-up gründen, das Frauen entlastet. «Wenn man jetzt die Chancen künstlicher Intelligenz nutzt, kann sich endlich etwas tun.»
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Botschafterin für Chancen
Omoju Miller ist Expertin für künstliche Intelligenz und möchte Technik entwickeln, die Frauen den Alltag erleichtert.