BP-Chef wird Krisenmanagement entzogen
Nach andauernder Kritik muss Tony Hayward die Führung im Kampf gegen die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko abgeben. Sein Ersatz steht schon bereit.

Einen Tag nach seiner äusserst kritischen Anhörung im US-Kongress ist der umstrittene BP-Chef Tony Hayward vom Krisenmanagement der Ölpest im Golf von Mexiko abgezogen worden.
Die Aufgabe solle BP-Manager Robert Dudley übernehmen, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Carl-Henric Svanberg am Freitag dem Fernsehsender Sky News. Dudley war erst kurz zuvor als Chef einer neuen BP-Abteilung für Katastrophenmanagement ernannt worden. Svanberg sagte, die Übernahme des Krisenmanagements durch Dudley, einen US-Bürger, habe bereits begonnen.
Hayward sei «direkt nach der Explosion dorthin gefahren» und habe das Vorgehen des Konzerns koordiniert, sagte Svanberg. «Ich denke, jeder hat geglaubt, dass wir damit schneller fertig werden könnten und er dann wiederkommen könne», fügte der Aufsichtsratschef hinzu.
Mehr zu Hause
Er räumte ein, dass «unser Management sich darauf konzentriert hat, die Quelle zu versiegeln, die Küste zu säubern und diejenigen zu entschädigen, die darunter gelitten haben - und das war unser einziger Tagesordnungspunkt».
Hayward werde das tägliche Management der Ölpest an Dudley übergeben und «mehr zu Hause sein», sagte Svanberg dem britischen Fernsehsender. Der BP-Chef war in einer Anhörung vor dem US-Kongress am Donnerstag äusserst scharf angegangen worden und hatte schwere Versäumnisse im Zusammenhang mit dem Ölunfall im Golf von Mexiko eingestanden.
«BP wird überleben»
Hayward war bereits zuvor in die Kritik geraten, weil er die Folgen der Katastrophe zunächst heruntergespielt und geklagt hatte, er wolle «sein altes Leben wiederhaben». Bei der Bohrinsel-Explosion waren elf Arbeiter ums Leben gekommen, deren Angehörige auf diese Äusserungen empört reagierten. US-Präsident Barack Obama hatte in der vergangenen Woche gesagt, er hätte Hayward «längst gefeuert».
Svanberg bemühte sich in dem Interview, Zweifel an BPs Überlebensfähigkeit angesichts der Katastrophe zu zerstreuen. Er könne nicht sagen, wie viel das Desaster am Ende kosten werde. «BP ist ein sehr solides Unternehmen», sagte Svanberg, «wir werden das überleben».
«BP-Fonds unzureichend»
Derweil kritisierte der US-Bundesstaat Louisiana, der von der Ölpest am meisten betroffen ist, den geplanten Fonds von BP als unzureichend. Die Schäden der Katastrophe könnten sich allein in Louisiana auf bis zu 100 Milliarden Dollar belaufen, sagte Finanzminister John Kennedy gegenüber Reuters Insider TV. Das ist fünf Mal so viel Geld, wie BP bis 2013 in seinen Entschädigungsfonds einzuzahlen beabsichtigt.
BP hatte auf Druck der US-Regierung eingewilligt, 20 Milliarden Dollar in einen unabhängig verwalteten Fonds einzuzahlen. Mit dem Geld sollen unter anderem Aufräumarbeiten bezahlt werden. Für Obama stellt die Summe aber keine Obergrenze dar.
Mehr Öl abgesaugt
Die Menge des seit der Explosion tagtäglich ausströmenden Öls ist in den vergangenen Wochen mehrfach nach oben korrigiert worden. US- Innenminister Ken Salazar bezifferte die auslaufende Menge zuletzt auf bis zu rund 9,5 Millionen Liter oder bis zu 60'000 Barrel pro Tag.
Die Einsatzteams konnten die Menge das abgesaugten Öls aus dem defekten Bohrloch erneut erhöhen. In den vorangegangenen 24 Stunden seien 25'000 Barrel Öl vom lecken Bohrloch abgesaugt worden, teilte der Krisenkoordinator der US-Regierung, Thad Allen, in New Orleans mit. Bislang waren es etwa 20'000 Barrel täglich. Obama hatte das Ziel vorgegeben, bis Ende des Monats 90 Prozent des austretenden Öls einzufangen.
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