Brasilianer kaufen Tessiner Bank BSI für 1,5 Milliarden Franken
BTG Pactual übernimmt die bisher von der italienischen Generali gehaltene BSI. Die brasilianische Bank will nach eigenen Angaben an der Marke festhalten.

Nach der Basler Sarasin kommt eine weitere traditionsreiche Schweizer Vermögensverwalterin in brasilianische Hände. Die Tessiner Privatbank BSI wird von der Finanzgruppe BTG Pactual übernommen, die vom ehemaligen UBS-Lateinamerika-Chef André Esteves geführt wird.
Der Kaufpreis beträgt 1,5 Milliarden Franken. Kasse macht der italienische Versicherungskonzern Generali, der die BSI vor über zwei Jahren zum Verkauf gestellt hat. BTG Pactual zahlt 1,2 Milliarden Fr. in bar und 300 Millionen Fr. in BTG-Anteilen, wie Generali mitteilte.
Der Verkauf der 1873 gegründeten Banca della Svizzera Italiana (BSI), der ältesten Bank des Tessins, ist für Generali nach anderen Beteiligungsverkäufen ein weiterer Schritt zur Stärkung der Kapitalbasis. Während die Verschuldung sinkt und die Solvenz steigt, resultiert aber ein Bilanzverlust von rund 100 Millionen Euro.
Die BSI ist im letzten Jahr herausgeputzt worden: Der immaterielle Wert (Goodwill) auf der 2008 von Swiss Life gekauften Banca del Gotthardo wurde schneller als geplant abgeschrieben. Zusammen mit weiteren Sonderfaktoren resultierte 2013 ein Verlust von 722 Millionen Franken, während der Bruttogewinn praktisch stabil blieb auf 196,6 Millionen Franken.
Auf Expansionskurs
Die verwalteten Vermögen beliefen sich per Ende 2013 auf 86,3 Milliarden Franken. Inzwischen verwaltet die BSI laut den Angaben rund 90 Milliarden Fr. (rund 100 Milliarden Dollar) an Kundenvermögen. Bei BTG Pactual wird BSI zur weltweiten Vermögensplattform. Die Brasilianer wollen nach eigenen Angaben die Vermögensverwaltungstätigkeit weltweit ausweiten und an der Marke BSI festhalten.
BSI-Chef Stefano Coduri zeigte sich erleichtert. Die Übernahme sei sehr positiv für die Mitarbeitenden und für die Kunden. Trotz des Entscheids von Generali, BSI zu verkaufen, sei das Geschäft dank der Loyalität der Mitarbeiter und der Kunden stetig gewachsen.
Nun biete sich die Möglichkeit, das internationale Wachstum fortzusetzen und innovative Anlageprodukte sowie ein starkes internationales Netzwerk anzubieten, erklärte Coduri.
Alle involvierten Parteien würden nun auf einen erfolgreichen Abschluss der Transaktion hinarbeiten, hiess es. BTG Pactual hat sich ausbedungen, die Transaktion je nach Ausgang des US-Steuerstreit-Verfahrens für BSI neu bewerten zu können. Ziel ist, den Deal in der ersten Hälfte von 2015 abzuschliessen.
Überschneidungen
Fragen nach den Perspektiven für die rund 2000 Angestellten blieben zunächst unbeantwortet. Für Dienstag wurde eine Medienkonferenz in Lugano einberufen. Neben Lugano verfügt BSI über Büros in Europa, Lateinamerika, Hongkong und Singapur.
Damit bestehen Überschneidungen: BTG Pactual beschäftigt über 2800 Mitarbeitende in Lateinamerika, den USA, Europa, Hongkong und Singapur. Die verwalteten Vermögen des Unternehmens belaufen sich im Asset Management auf 83 Milliarden Dollar und im Wealth Management auf 30 Milliarden Dollar.
Pactual war im Dezember 2006 für 2,5 Milliarden Dollar von der Grossbank UBS zur Expansion in Lateinamerika übernommen worden. André Esteves war damals bereits CEO und wechselte zur UBS, die er dann 2008 verliess. Mit der Beteiligungsgesellschaft BTG Investments kaufte er 2009 der in der Finanzkrise tief gefallenen Grossbank Pactual für ebenfalls 2,5 Milliarden Dollar wieder ab.
Die BSI hatte bis Ende 1998 auch zur UBS gehört. Die Wettbewerbskommission hatte ihr Ja zur Fusion von Bankgesellschaft und Bankverein zur UBS aber unter anderem von der Veräusserung der BSI abhängig gemacht. Generali griff für 1,9 Milliarden Fr. zu. Nun wird BSI brasilianisch, wie schon die Basler Privatbank Sarasin, die seit gut zwei Jahren vom Konglomerat der Familie Safra kontrolliert wird.
SDA/mw
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