Brasilianer profitieren von Goalie-Fehler und jammern über Kälte
Auch der fünffache Weltmeister zeigte an der Fussball-WM in Südafrika gegen Aussenseiter Nordkorea, der sich viel Respekt erspielte, noch keine Gala.
Brasilien musste sich gegen Nordkorea mit einem 2:1 begnügen. Das wegweisende Führungstor erzielte Maicon in der 55. Minute.
Ein zumindest ungewöhnlicher Treffer ebnete Brasilien den Weg zum Sieg und erwies sich als Schlüsselszene. Sicher ist: Das Tor entsprang einem weiteren gravierenden Goaliefehler. Aber war der Schuss ins Goal zum 1:0 ein genialer Streich von Maicon? Oder wollte der bald 29-jährige Verteidiger von Champions-League-Sieger Inter Milano «nur» flanken und bekundete dabei unwahrscheinliches Glück? Maicon: «Ich habe bewusst geschossen. Auch in der Heimat ist mir schon ein ähnliches Tor gelungen. Ich habe gedacht: ‹Jetzt probierst Du das wieder!› Der Versuch hat sich gelohnt.»
Maicon Douglas Sisenando drehte den Ball aus spitzestem Winkel ins Netz. 10 m seitlich vom Tor und 1 m vor der Grundlinie drückte er aus vollem Lauf unverhofft ab. Torhüter Ri Myong-guk rechnete offensichtlich mit einer Flanke und konnte das Gegentor nicht mehr verhindern.
Goalie-Fehler brachte Brasilien auf Kurs
Dieser glückhafte (weil haltbare) Treffer erlöste Brasilien. Bis zur 55. Minute hatten sie sich mit der nordkoreanischen Fünferkette und der empfindlichen Kälte in Johannesburg (Temperaturen um den Gefrierpunkt) äusserst schwer getan. Der Wintereinbruch in Südafrika hemmte die Brasil-Stars: Vor dem Führungstor fehlte es im Team von Trainer Dunga an Engagement, Laufbereitschaft und Bewegung. Einzige Ausnahme: Maicon, der schon in der ersten Halbzeit die grösste Laufarbeit verrichtete und vor dem 1:0 Vorbereiter Elano lehrbuchmässig hinterlief.
Nach dem ersten Tor verflog vorerst die Spannung. Nordkoreas Gegenwehr liess nach; die Asiaten waren auch wegen ihrer defensiven Grundeinstellung langezeit zu keiner Reaktion fähig. Brasilien setzte nun auch spielerische Akzente und erhöhte 18 Minuten vor Schluss durch Elano nach einem Traumpass von Robinho auf 2:0.
Spätes Aufbäumen
Aber plötzlich wurde es doch nochmals spannend. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel verkürzte Yun Nam Ji nach 88 Minuten und einer blitzsauberen Kombination auf 1:2. In den verbleibenden vier Minuten (inklusive Nachspielzeit) kam Nordkorea sogar noch zu einem weiteren Abschlussversuch; Tae Se-jung schoss aber (weit) über das Tor.
So endete die Partie wenig später mit dem standesgemässen Sieg des WM-Mitfavoriten gegen die Nummer 104 der FIFA-Weltrangliste. Brasilien gewann zum achten Mal in Serie das erste WM-Spiel; wie meistens überzeugten sie dabei noch nicht. «Es war furchtbar kalt», meinte Maicon entschuldigend, «wichtig ist primär, dass wir die drei Punkte geholt haben.»
Ausserdem erwähnenswert: Brasiliens «Seleçao» startete wie früher mit den Rückennummern 1 (Torhüter Julio Cesar) bis 11 (Stürmer Robinho) ins Spiel. Und auf der Tribüne erwiesen sich knapp 100 Fans aus Nordkorea als grosse Attraktion: Die Schar war am Spieltag aus Pyongyang eingeflogen worden und unterstützte das nordkoreanische Team nach strenger Vorgabe eines finster dreinblickenden Animateurs.
si/str
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