Braucht es eine Steuer auf Kaffeebecher?
Der Kaffee zum Mitnehmen hat ein Problem: Die Papierbecher sind ökologisch fragwürdig. Eine Abgabe könnte den Verbrauch senken.

Sie sind eine Art Markenzeichen des modernen arbeitenden Menschen. Ohne Zeit für Frühstück eilen sie durch die morgendlichen Strassen und nippen immer wieder am Kaffeebecher in ihrer Hand, bevor sie sich schnell noch telefonierend irgendwo an ihren Schreibtisch setzen. Doch was cool wirken mag, hat einen Haken: Die Getränkebehälter sind ein riesiges Umweltproblem. Denn sie landen grösstenteils im Abfall.
Die Nichtregierungsorganisation Betacup schätzt, dass weltweit jedes Jahr 58 Milliarden Becher verwendet werden und nur jeder 400. davon recycelt wird. Die Produktion der Einwegbehälter ist nicht gerade umweltschonend. Sie bestehen fast ausschliesslich aus neuem Papier. Bei Starbucks etwa enthalten sie nur gerade 10 Prozent recyceltes Papier. Das liegt auch an Vorschriften, die in Zusammenhang mit Lebensmitteln Recyclingmaterialen nur bedingt zulassen.
110 Gramm CO2-Emissionen
Hinzu kommt die dünne Polyethylen-Schicht, welche dafür sorgt, dass die Getränke warm bleiben und nicht vom Papier aufgesaugt werden. Sie ist schwer abbaubar. Und am Ende ist es auch ein riesiger Ressourcenverbrauch. Zur Produktion der Becher werden gemäss Betacup jährlich 32 Millionen Bäume und 100 Milliarden Liter Wasser benötigt. Jeder Becher verursacht 110 Gramm CO2-Emissionen – dafür kann man ein Fernsehgerät einen Tag lang im Stand-by-Modus lassen.
Umweltschützer fordern deshalb schon lange Massnahmen gegen den Kaffeebecherverschleiss. Sie stützen sich dabei auf den Erfolg bei den Raschelsäcken in Lebensmittelläden. Auch in der Schweiz geben die Grossverteiler inzwischen die Tüten nicht mehr gratis ab. Das hat drastische Auswirkungen. Bei der Migros ist die Nachfrage seither um 80 Prozent eingebrochen. Das soll nun auch bei den Kaffeebechern geschehen, finden die Kritiker.
Zunahme von 17 Prozent
Eine Gebühr auf Wegwerfbechern alleine bewirkt jedoch nicht so viel wie bei den Plastiksäcklein. Dies zeigt eine Untersuchung der University of Cardiff, die vergangene Woche vorgestellt worden ist. Sie basierte auf Feldversuchen in einigen Filialen einer britischen Kaffeehauskette. Demnach steigt der Gebrauch von wieder verwendbaren Behältern für Getränke nach Einführung einer Abgabe nicht im Ausmass der Raschelsäcke. Die Zunahme beträgt nur 3,4 Prozent. Im Test setzte die Uni die Steuer bei 25 Pence an, das entspricht bei einem mittelgrossen Latte macchiato bei Starbucks weniger als 10 Prozent des Preises des Getränkes.
Diese Steuer war offenbar zu tief angesetzt. Kombiniert man diese Bechersteuer aber mit anderen Massnahmen, erzielt man durchaus klare Ergebnisse, so die Forscher. Ökologische Botschaften in Restaurants, das Angebot von Tassen und die Gratisabgabe von Mehrfachbechern bringt zusammen eine Zunahme von rund 17 Prozent.
Rabatte bringen wenig
So weit ist man weder in Grossbritannien noch in der Schweiz. Die grossen Anbieter versuchen aber zumindest, den Gebrauch von Mehrfachbehältern zu fördern. «Wer seinen eigenen Becher in einem Starbucks auffüllen lässt, erhält pro Getränk einen Rabatt von 80 Rappen», erklärt eine Sprecherin des Marktführers. Bei Caffè Spettacolo kann jeder seinen eigenen Thermosbecher mitbringen und befüllen lassen. «Wir schenken diesen Kunden ein kostenloses Upgrade auf die grössere Grösse im Wert von einem Franken», erklärt eine Sprecherin.
Die Forscher aus Cardiff sind aber skeptisch, was die Rabatte anbetrifft. Eine solche Massnahme hatte zumindest in ihren Versuchen keine Auswirkungen auf den Gebrauch von Wegwerfbechern. «Menschen reagieren stärker auf Verluste als auf Gewinne», so Studienautor Professor Wouter Poortinga.
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