Vorwürfe gegen James WattBrewdog-Chef soll sich Angestellten gegenüber unflätig benehmen
Bierbrauer James Watt wird in einer BBC-Doku scharf kritisiert. Sein Betragen vor allem weiblichen Angestellten gegenüber sei flegelhaft, die Atmosphäre in seinen Gastrobetrieben toxisch.

Sein Bier ist Kult, und er gilt als erfolgreicher Geschäftsmann: James Watt ist der Chef von Brewdog. Die Brauerei wurde 2007 von Watt und einem Freund gegründet und hat mittlerweile weltweit 2000 Mitarbeiter und hundert Bars. Doch das Image des Unternehmers leidet.
Im vergangenen Jahr unterzeichneten 61 frühere Angestellte von Brewdog einen offenen Brief mit dem Titel «Punks with Purpose», in dem auf Missstände punkto Gesundheit und Sicherheit hingewiesen wurde. Gleichzeitig wurde auf die giftige und stressige Arbeitsatmosphäre, die auch schon zu Krankheiten unter den Angestellten führte, aufmerksam gemacht.
Nun haben 15 ehemalige Angestellte aus den USA in einer Dokumentation der BBC mit dem Titel «Die Wahrheit über Brewdog» über Watt ausgesagt und happige Vorwürfe bezüglich seines Betragens platziert. Den Barfrauen sei es unwohl gewesen und sie hätten sich machtlos gefühlt, wenn er aufgetaucht sei, heisst es da. Aber auch gegenüber Männern sei er teilweise unausstehlich gewesen.
Die Macher der Doku haben insgesamt 300 ehemalige und aktuelle Angestellte des Unternehmens über das Betriebsklima befragt. Nur wenige waren bereit, Auskunft zu geben, die anderen fürchteten sich vor Repressalien.
Die Antworten fielen wenig schmeichelhaft für den Chef aus. Er habe oft seine Macht demonstriert, vor allem gegenüber Frauen. Die Atmosphäre bei der Arbeit wird mit «toxisch» umschrieben. Manager hätten den Barfrauen jeweils freigegeben, wenn sie gewusst hätten, dass Watt auftauchen würde. Andere wiederum schminkten sich nicht oder kleideten sich bewusst dezent, wenn der Boss seine Aufwartung machte. Einmal flirtete er mit einer Angestellten und nahm sie auf das Dach des Betriebes mit, was die Belegschaft irritiert habe. Er sei des Öfteren in weiblicher Begleitung in seinen Gaststätten aufgetaucht, um «eine Tour durch den Betrieb oder was auch immer zu machen», wie es eine Angestellte formuliert. Jedenfalls habe sie sich sehr unwohl gefühlt.
Die Kolleginnen gewarnt
Eine andere Angestellte erklärt: «Wir haben neue Mitarbeiterinnen gewarnt, wenn wir wussten, dass James Watt in die Stadt kommen würde. Und vor allem sagten wir: ‹Macht alles, damit ihr nicht seine Aufmerksamkeit erregt.›» Eine andere Mitarbeiterin wiederum erklärte, dass Watt jeden und jede habe spüren lassen, wer der Angestellte und wer der Boss in der Firma sei. Schliesslich kommt auch der Vorwurf, dass er die Frauen in seinen Bars ständig anglotze. In der Dokumentation werden aber keine Vorwürfe von kriminellen oder gesetzeswidrigen Handlungen von Watt gegenüber Frauen geschildert.
Die Anwälte von Watt widersprechen den Aussagen und erklären, dass die Behauptungen falsch seien. Mister Watt benehme sich nicht unanständig und daneben. Der beschuldigte Boss hat sich inzwischen gemeldet und sich entschuldigt, falls sich jemand seinetwegen unwohl gefühlt habe. Das sei nicht seine Absicht gewesen. Die generellen Anschuldigungen weist er von sich. Die Doku habe ihn verstört und schädige seinen Ruf. Er werde nun juristisch gegen die BBC vorgehen, wie Watt auf Twitter bestätigt.
Für James Watt gilt die Unschuldsvermutung. Ob die erneute Kritik am Boss spurlos am Unternehmen vorbeigeht, wird sich zeigen. Detailhändler Coop teilt auf Anfrage mit: «Wir beobachten die weitere Entwicklung in diesem Fall.»
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