Bruder des Vergewaltigungsopfers fordert Todesstrafe
«Wir wollen alle Angeklagten hängen sehen»: Die Familie der indischen Studentin, die nach einer Massenvergewaltigung gestorben ist, meldete sich erstmals ausführlich zu Wort – und fordert lauthals Vergeltung.
Nach dem Tod der von sechs Männern vergewaltigten indischen Studentin hat die Familie des Opfers die Todesstrafe für die Täter gefordert. «Wir wollen alle Angeklagten hängen sehen», sagte der Bruder der 23-Jährigen dem «Indian Express».
Angesichts des Schocks über den Tod der Studentin wurden in Indien zahlreiche Silvesterfeiern abgesagt, die Proteste sprangen auf andere Länder über. «Der Kampf hat gerade erst begonnen», sagte der Bruder. Der Vater der Studentin sagte dem Blatt, die Mutter habe seit zwei Wochen kaum etwas gegessen. «Ich glaube, sie war nicht bereit, dem Schock über den Tod unserer Tochter ins Auge zu blicken, auch wenn die Ärzte uns immer sagten, es sei ernst.»
Asche im Ganges beigesetzt
Der Vater, der mit der Familie beim Tod seiner Tochter in Singapur zugegen war, sagte, auch er kämpfe damit, die Nachricht zu verkraften. «Es ist so schmerzvoll. Ich bin noch nicht wieder in ihr Zimmer gegangen. Sie wurde in diesem Haus geboren, ihre Bücher, ihre Kleidung, alles ist hier.» Die Asche der 23-Jährigen wurde am Dienstag entsprechend den hinduistischen Riten in den heiligen Fluss Ganges gestreut.
Die junge Frau war am 16. Dezember in einem Bus in Neu Delhi von sechs Männern brutal vergewaltigt und misshandelt worden. Auch ihr Freund wurde schwer verletzt. Beide Opfer wurden anschliessend aus dem fahrenden Bus geworfen. Freunden zufolge wollte die Studentin ihren 28-jährigen Freund im Februar heiraten.
Fünf Männer und ein minderjähriger Jugendlicher sollen sich wegen der Tat wegen Mordes verantworten. In Indien gibt es die Todesstrafe, sie wird aber nur selten vollstreckt. Nach Polizeiangaben sind die Ermittlungen beinahe abgeschlossen.
Neue Hotline eingeführt
In Neu Delhi wird nach Polizeiangaben im Durchschnitt alle 18 Stunden eine Vergewaltigung angezeigt. Am Montag wurde eine neue 24-Stunden-Hotline für «Frauen in Not» eingeführt. Das Verbrechen an der Studentin löste in Indien eine gewaltige Protestwelle und eine öffentliche Diskussion über sexuelle Gewalt gegen Frauen aus. In Neu Delhi versammelten sich am Montag erneut rund 400 Studenten, um einen besseren Schutz von Frauen und härtere Strafen zu fordern. Die Proteste sprangen nach Hongkong, Islamabad, London und Kathmandu über.
Vor dem Hintergrund der Proteste gab Premierminister Manmohan Singh eine Neubewertung der Strafen für Sexualverbrechen in Auftrag. Singhs Kongresspartei könnte laut Medienberichten eine chemische Kastration für Vergewaltiger vorschlagen. Der Familie der Studentin sagte die Regierung eine Entschädigung von 1,5 Millionen Rupien (20'000 Euro) zu.
Silvesterfeiern abgesagt
Angesichts des Schocks über den Tod der Studentin wurden zum Jahresende zahlreiche Silvesterfeiern abgesagt. Ein Neujahrsauftritt des in Indien weithin bekannten Rappers Yo Yo Honey Singh in Neu Delhi wurde kurzfristig abgesagt. Sein Song «Prostituierte» handelt von gewalttätigem Sex mit einer Frau, die zum «Nackttanzen» gezwungen wird und enthält die Worte «Du wirst schreien und rennen, aber wo kannst du hin? Ich werde dir das Leben nehmen.»
Im Zusammenhang mit der Gruppenvergewaltigung wurde laut Polizeiangaben vom Dienstag in Neu Delhi ein Mann festgenommen, der offenbar nahe der Wohnung eines der mutmasslichen Täter einen Sprengsatz legen wollte. Der 37-Jährige wurde in der Nähe der Slumsiedlung Ravi Dass Camp ertappt, in der vier der sechs mutmasslichen Täter beheimatet sind.
AFP/mrs
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