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Vergangene Woche galt: Musik ist Trumpf. Stimmt, so tönte es hier auch schon die sieben Tage zuvor. Ich war im Hallenstadion. Ich mag Grosskonzerte zwar je länger, desto weniger. Ich ersaufe nicht gerne im Menschenmeer. Aber für die Frau, die in Oerlikon sang, würde ich viele Meilen gehen. In den letzten Jahren habe ich mich oft dabei ertappt, wie ich auf der Homepage von Helen Folasade Adu surfte – besser bekannt als Sade – in der Hoffnung, irgendwann werde sie ein neues Album produzieren. Sie tat es nicht, zumindest zehn Jahre nicht. 2000 erschien ihre CD «Lovers Rock»; ich kaufte sie am Veröffentlichungstag in New York. Und als wäre es gestern gewesen, erinnere ich mich daran, wie ich 1984 ihre erste Schallplatte (einen CD-Player hatte ich noch nicht) erstand: Samstag, kurz nach vier, der Plattenladen in meinem Heimatkaff in Mostindien bereits geschlossen, eigentlich. Stimmt, die Schweiz hörte damals hinter Winterthur auf. Die Verkäuferin wollte mich gleich wieder vor die Tür bugsieren. Ich bettelte: «Ich muss unbedingt diese Platte haben von dieser Sängerin, die vor zwei Wochen am Montreux Jazz Festival aufgetreten ist ... bitte! Unbedingt!» – Verkäuferin (streng): «Hat diese Sängerin auch einen Namen?» – Ich: «Schade oder Sache ... vielleicht auch Sack.» – Verkäuferin (jetzt lächelnd): «Sade!» – Ich (strahlend über alle Backen): «Jaaa!» Seither begleitet mich Sade: «Diamond Life» (1984). « Promise» (1985). «Stronger Than Pride» (1988). Ihre schöpferischen Pausen wurden länger. «Love Deluxe» (1992). Die Qualität blieb eindrücklich. Weniger war mehr, immer schon bei Sade. «Lovers Rock» (2000). Und dann: warten! Bis vergangenen Sommer als ... plötzlich eine neue CD angekündigt wurde: «Soldier Of Love». Und sage und schreibe 17 Jahre nach ihrem letzten Auftritt hierzulande war es nun wieder so weit: Sade in Zürich. «Sie taucht einfach wieder auf und macht da weiter, wo sie eine Dekade vorher aufgehört hat», kommentierte der Tagi. Die Inszenierung minimalistisch, wie immer schon. Umso eindrücklicher das Zusammenspiel der sparsam instrumentierten Musik mit den meterlangen Vorhängen vor und neben der Bühne und den klug darauf eingesetzten Videoeinspielungen. Sade und Band verzauberten, machten das Hallenstadion zum Club. Gleiche Generation, wir gingen zusammen in die Schule, ähnlicher Musikgeschmack, aber mehr Geld, viel mehr: Ich rede von Thomas Sterchi. Er konnte 2007 die Stellenvermittlungsplattform jobs.ch für einen unbekannt grossen Millionenbetrag verkaufen. Er träumt davon, irgendwann ein Schloss zu kaufen. Jetzt fährt er immerhin ein Auto, das einer Burgfestung gleicht: Vor dem Hallenstadion fuhr Sterchi im Bentley vor. Ich fragte mich: Mache ich im Leben etwas falsch? Nein. Und Auto fahre ich nicht gerne. Wenn jetzt der Magen knurren sollte: Die Bratwürste vom Vorderen Sternen am Bellevue sind die besten in der Limmatstadt. Sie sind gut, auf jeden Fall (meine letzte war zwar lauwarm). Aber die Konkurrenz grillt immer besser: Am Wurststand der Metzgerei Angst vor dem Hallenstadion hielt mich nur die ewig lange Schlange davon ab, nochmals anzustehen. Wurst im Doppelpack, während eines Nachmittags mit Sonne ohne Ende, ass ich dafür kürzlich in der Bootsvermietung Seefeld: Deren Bojen-, Pedalo- und Bötlimieter haben Glück, Gastgeber Erhard Kreuzer kauft die Bratwürste bei den Gebrüdern Regattieri in der Seefeld-Metzgerei ein. Ich behaupte: Das sind die besten der Stadt. BRUNO BÖTSCHI brunoboetschi@bluemail.ch Noch mehr Klatsch und Bilder dazu: http://boetschiklatscht.blogspot.com
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