Buckelwal schwimmt Streckenrekord
Das Säugetier schwimmt 10'000 Kilometer von Brasilien bis Madagaskar und stellt Forscher vor ein Rätsel. Nicht nur die Distanz der Reise erstaunt, auch die Richtung wirft Fragen auf.

Ein weiblicher Buckelwal hat nach Ansicht von Forschern die wohl längste Solo-Reise unternommen, die jemals ein Säugetier gemacht hat. Knapp 10'000 Kilometer legte der Wal zurück, als er von der Küste Brasiliens bis nach Madagaskar vor der afrikanischen Ostküste schwamm. Erstaunlich ist dabei nicht nur die Distanz, sondern auch die Richtung, wie der Wissenschaftler Peter Stevick vom College of the Atlantic im US-Staat Maine, erläuterte.
Normalerweise ziehen Buckelwale entlang einer Nord-Süd-Achse, um Futter zu finden und sich zu paaren. Dieser Wal aber habe die ungewöhnliche Entscheidung getroffen, einen neuen, tausende Kilometer entfernten Kontinent im Osten zu entdecken. Stevick vermutet, dass es wohl nicht Liebe gewesen sein dürfte, die den Wal zu der langen Reise motivierte, schliesslich treffen die Tiere ihre Partner an den Brutplätzen. «Dies könnte ein extremes Beispiel für eine Erkundung sein, vielleicht ist dieses Tier aber auch verloren gegangen», sagte der Wissenschaftler.
Buckelwale wandern für gewöhnlich zwischen kalten Gewässern, wo sie Plankton, Fisch und Krill jagen, und warmen Gewässern, wo sie einen Partner finden und sich paaren. Die einzelnen Orte könnten dabei manchmal variieren, aber ihre transozeanischen Wanderungen würden dabei gewöhnlicherweise nicht stark voneinander abweichen. Einen Brutplatz in brasilianischem Gewässer für einen vor Ostafrika zu wechseln, sei vorher beispiellos gewesen. «Das sind fast 90 Längengrade und ein Viertel des Erdumfangs», erklärte Stevick in den «Biology Letters» der Royal Society in der vergangenen Woche.
Normalerweise legen Buckelwale Distanzen von gut 8000 Kilometern zurück
Üblicherweise legen die für ihre Walgesänge bekannten Schwimmer Strecken von gut 8000 Kilometer zwischen dem kalten Nordatlantik oder der Antarktis und den wärmeren Gewässern in Äquatornähe zurück. Mittlerweile hat sich der Bestand erholt, doch Mitte des 20. Jahrhundert standen die Tiere aufgrund von Waljagden kurz vor dem Aussterben. Auf das weitgereiste Exemplar dieser Gattung sind Stevick und seine Kollegen nach langer Foto-Recherche im Internet gestossen. Das Ziel war die Erstellung einer weltweiten Übersicht, um die Routen der Wale nachvollziehen zu können. Dabei entdeckten sie das Bild eines norwegischen Touristen, der den Buckelwal 2001 vor Madagaskar aufgenommen hatte. Sie entdeckten eine Übereinstimmung der Schwanzflosse mit einem Wal, der zwei Jahre früher vor Brasilien fotografiert worden war.
Weniger überrascht über die Distanz als viel mehr über den Bestimmungsort des Tieres ist Simon Ingram, Professor für Meeresschutz an der Universität Plymouth. Walgemeinschaften wären bislang als diskrete Gruppen betrachtet worden, die sich nur selten mit anderen Gemeinschaften vermischten, sagte Ingram, der nicht an der Untersuchung des Falls beteiligt war. Das Beispiel des weiblichen Buckelwals zeige, dass es aber durchaus vorkomme. Warum das Tier diesem Weg gefolgt sei, erkläre das aber nicht. «Du kannst ihnen folgen, aber du weisst nicht, was sie antreibt.»
dapd/pbe
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