Bürgerforen vom Zürichsee sind für Verbandsbeschwerde
Überparteiliche Kräfte am Zürichsee wehren sich gegen die Verbandsbeschwerde-Initiative, die das Beschwerderecht der Umweltverbände einschränken möchte.
Rund um den Zürichsee haben sich Bürgerforen und Vereine zusammengeschlossen, um die Verbandsbeschwerde-Initiative zu bekämpfen. Sie wollen verhindern, dass das Zürichsee-Becken zubetoniert wird. In einem Inserat wehren sie sich dagegen, dass «historische Kernzonen erdrückt werden und die Bedürfnisse der Allgemeinheit unter die Baggerschaufel von Privat- und Geschäftsinteressen» kommen. Nicht erwähnt wird allerdings, dass in den vergangenen Jahren am rechten Zürichseeufer nur selten vom Beschwerderecht Gebrauch gemacht worden ist.
«Das stimmt, zahlreich sind die Beschwerden nicht, aber es geht um Wichtiges», bestätigt Fred W. Schmid, ehemaliger Präsident des Küsnachter Bürgerforums. Zusammen mit Irene Herzog-Feusi vom Freienbacher Bürgerforum ist Schmid der Spiritus Rector dieses losen Zusammenschlusses. Man müsse das Zürichsee-Gebiet aber als ein regionales Ganzes betrachten. «Wir sehen schliesslich auch nach Kilchberg hinüber», rechtfertigt er sich. Auch wenn das Verbandsbeschwerderecht am See nur selten angewendet werde, sei es doch eines der wenigen valablen Gegenmittel, um einem unkontrollierten Bauboom entgegenzuwirken, ist Schmid überzeugt. Den Anstrengungen der Gemeinden, durch verdichtetes Bauen Grünflächen zu erhalten, zollt Schmid zwar Respekt, doch bemängelt er die rein quantitative Bewertung solcher Bauprojekte. «Auch hier sollte man längerfristig denken, und vermehrt auch qualitative Massstäbe setzen.»
Unterstützung aus Kanton Schwyz
Für Irene Herzog-Feusi ist die Unterstützung der Initiativ–Gegner vor allem ideeller Natur. Der Kanton Schwyz kennt die Verbandsbeschwerde nicht. «Das sieht man unserer Raumplanung auch an», meint die Pfäffikerin lakonisch. Auf nationaler Ebene bekämpfe die Schweizerische Stiftung für Landschaftsschutz zurzeit erfolgreich eine Grossüberbauung auf der Ufenau. Genau für solche Fälle brauche es das Verbandsbeschwerderecht.
Erstaunlich dabei: Die Bürgerforen Küsnacht und Freienbach sind in zwei äusserst wohlhabenden Gemeinden aktiv. «Wir sind zwar steuergünstig, doch Wohlstand hat auch viel mit Lebensqualität zu tun», sagt Herzog-Feusi. Diese gehe mehr und mehr verloren, wenn mit den vorhandenen öffentlichen Räumen weiterhin so verschwenderisch umgegangen werde, betont sie.
Das Inserat ist so formuliert, als müsse einer Verschwörung Einhalt geboten werden: starke wirtschaftliche und politische Kräfte arbeiteten darauf hin, aus der Zürichsee-Region ein zweites Berlin oder Singapur machen zu wollen, heisst es. «Das ist keine Verschwörung – das sind konkrete Vorhaben», sagt Fred W. Schmid, und verweist auf die Absichten der Regionalplanung Zürich. Und: «Die Kantonale Baudirektion prüft mögliche Standorte für Hochhäuser am See.»
Baulobby übt Druck aus
Herzog-Feusi wird da etwas konkreter. Unter dem Druck der Baulobby – Baufirmen, Architekten und PR-Berater – würden Bauprojekte von Gemeinden und Kanton vorangetrieben, deren Auswirkungen nicht absehbar seien. Sie nennt dabei im selben Atemzug auch Grossgrundbesitzer wie das Kloster Einsiedeln oder die Korporationen Pfäffikon und Wollerau.
Irene Herzog-Feusi glaubt, dass ihr Zusammenschluss von Bürgerforen vom Zürichsee nur der Anfang sei. Es habe bestens funktioniert und wecke Hoffnung für die Zukunft. Zurzeit prüfe man, einen gemeinsamen Verband zu gründen.
Mehr Nachrichten und Hintergründe vom rechten Seeufer gibt es täglich in der Regionalausgabe des Tages-Anzeigers. Schreiben Sie direkt an staefa@tages-anzeiger.ch
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch