Bürohr – Wirtschaftsnews der Woche – Scheidung stösst Bezos vom Thron der Reichsten - Musk übernimmt
Bürohr – Wirtschaftsnews der Woche – Scheidung stösst Bezos vom Thron der Reichsten - Musk übernimmt
Das «Bürohr» der SonntagsZeitung ist eine Institution. Gerüchte, Possen, Erfolgsmeldungen: Hier lesen Sie, was abseits der grossen Schlagzeilen in der Wirtschaft passiert.
Der bisher wenig beachtete Gewerbeverein, ein kleiner Konkurrent des mächtigen Gewerbeverbands, hat einen Vorschlag erarbeitet, wie angeschlagene Restaurants finanziell unterstützt werden sollen. Die von Grünen-Nationalrätin Aline Trede präsidierte Organisation habe ihre Forderungen Finanzminister Ueli Maurer und dem Branchenverband Gastro Suisse direkt unterbreiten wollen, teilte der Verein diese Woche mit. Auf eine Anfrage für die Teilnahme an den laufenden Verhandlungen zwischen Bund und Wirtschaft sei jedoch nicht reagiert worden, kritisierte Tredes Verein – und erweckte so den Eindruck, von Gastro Suisse bewusst ignoriert zu werden. Nur: Der Wirteverband wurde in dieser Angelegenheit vom Gewerbeverein gar nicht kontaktiert. Einzig das Finanzdepartement entscheidet, wer an den runden Tisch zugelassen wird. Mit seinen 250 Mitgliedern ist der Gewerbeverein wohl zu unbedeutend.

Nomen est omen – aber nicht immer. Das zeigt der Rückruf von 15 Fertigsalaten von Migros, Denner, Aldi und Lidl (wir berichteten). Die vier Supermarktketten warnten am Donnerstag, der Mais der Produkte könne Listerien enthalten. Diese können nach dem Verzehr Fieber, Kopfschmerzen und Übelkeit verursachen. Wie Denner bekannt gab, waren unter anderem der «Mmmh Mischsalat» mit Poulet und Ei, der «Mmmh Mischsalat» mit Oliven und der «Mmmh Rustico Salat» betroffen. Wer weiss, vielleicht benennt Denner-Chef Mario Irminger die drei Fertigsalate nun in «Hhhm» um – oder sogar in «Wääh».
Den Verschreiber der Woche leistete sich der Zementkonzern LafargeHolcim. Am Donnerstag gab Konzernchef Jan Jenisch bekannt, dass er für rund 3 Milliarden Franken die US-Baumaterialfirma Firestone kauft (wir berichteten). Sie fertigt Isolationen und Membranen für Flachdächer, die so gegen Wind und Wetter geschützt sind. Dumm nur, dass in der Medienmitteilung die «Übernahme des führenden Herstellers von Dachssystemen» verkündet wurde. Hoffen wir für die armen US-amerikanischen Dachse, dass sie nicht zum Decken von Dächern missbraucht werden.

Eine Scheidung kann teuer werden. Diese Erfahrung haben schon etliche schwerreiche Männer machen müssen. Besonders hart trifft es Amazon-Gründer Jeff Bezos. Wegen der Trennung von seiner Frau MacKenzie Scott wurde er nicht nur einen erklecklichen Teil seines Vermögens los, sondern musste diese Woche auch noch den Titel des reichsten Menschen der Welt abgeben. Wie das Milliardärsranking «Bloomberg Billionaires Index» zeigt, wurde er ausgerechnet von Tesla-Tausendsassa Elon Musk überholt, der dank der phänomenalen Kursentwicklung nun auf ein Vermögen von 209 Milliarden Dollar kommt. Bezos, der noch über ein Vermögen von 186 Milliarden Dollar verfügt, würde die Rangliste weiterhin anführen, hätte er bei seiner Scheidung im Sommer 2019 nicht ein Viertel seines Aktienpaketes an seine Ex-Frau abgetreten. Musk war zweimal verheiratet. Mit seiner aktuellen Partnerin ist er es nicht. Ob er weiss, warum?

Sie ist gemäss dem Magazin «Forbes» mit 3,9 Milliarden US-Dollar Vermögen eine der reichsten Schweizerinnen. Doch erst kurz vor Torschluss gelang es der Rohstoff-Unternehmerin Margarita Louis-Dreyfus, Lebenspartnerin von Blackrock-Manager Philipp Hildebrand, Ende Jahr, einer Kreditklemme zu entkommen. Um andere Familienmitglieder aus dem Rohstoffimperium LDC auszukaufen, hatte sich Louis-Dreyfus 2019 eine Milliarde Dollar bei der Credit Suisse geliehen. Eine erste Tranche von 200 Millionen zahlte sie im Mai zurück, weitere 450 Millionen hätte sie bis Ende Dezember begleichen müssen. Doch wenige Wochen vor dem Zahltag gelang es der Multimilliardärin, 45 Prozent der Aktien des von ihr kontrollierten Rohwaren-Händlers LDC an den Staatsfonds ADQ des Emirats Abu Dhabi zu verkaufen. Danach willigte die Grossbank ein, die Zahlungsfristen zu verschieben. Über den Deal dürfte die Credit Suisse mindestens so froh sein wie Louis-Dreyfus: Denn als Sicherheiten für den Kredit hatte sie ihre LDC-Aktien eingebracht, die bei einem Zahlungsausfall an die Bank gegangen wären.

Sie hat einen noblen Zweck: Die Stiftung Pro Kloster Disentis setzt sich für den Fortbestand des Klosters sowie des zugehörigen Internats ein und gewährt Schülern Stipendien. Auch der ehemalige Klosterschüler und einstige Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz engagierte sich für das Benediktinerkloster. Er sass im Stiftungsrat und war Vorsitzender des Wirtschafts- und Bildungsrats der Schule. Das tat er auch noch, als er nach Bekanntwerden der Ermittlungen gegen ihn bei anderen Stiftungen und Organisationen schon abgetreten war. Vincenz soll sich auf Kosten seiner Bank bereichert haben und unverhältnismässig hohe Spesen, etwa aus dem Zürcher Striplokal Red Lips, abgerechnet haben. Wenige Wochen nachdem die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben hatte, ist aber auch da Schluss: Vor wenigen Tagen gab Vincenz den Abschied aus der Klosterstiftung. Den Schritt habe Vincenz von sich aus getan, so Klosterabt Vigeli Monn. Eigentlich schade, denn die Internatsschüler würden von seinen weltlichen Erfahrungen wohl einiges hören wollen.

Barbara Gisi, im Moment noch Geschäftsführerin des Schweizerischen Tourismusverbands, wird neue Direktorin des Berner Mittelschul- und Berufsbildungsamts, wie am Freitag bekannt wurde. Von der von Corona schwer getroffenen Reisebranche in die krisensicheren Arme des Staates also. Ob da jemand seine Lehren aus der Pandemie gezogen hat? Man kann für den Tourismus nur hoffen, dass das Beispiel nicht Schule macht.

In einer Onlinemedienkonferenz erklärten Andreas Scheuer, Verkehrsminister von Deutschland, und seine Pendants aus Frankreich und Österreich die Pläne für den Ausbau der Zugverbindungen in Europa. Für die Schweiz war Peter Füglistaler, seines Zeichens Direktor des Bundesamts für Verkehr, mit dabei, als Ersatz für Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga. So jedenfalls der Plan. Schon zu Beginn der Medienkonferenz kam dann die Meldung über die Chatfunktion: Füglistaler muss wegen technischer Probleme den Computer wechseln. Danach bat er mehrfach per Chat um die Erlaubnis, wieder mit Video zur Präsentation zugelassen zu werden. Gegen Ende der Konferenz klappte es dann doch noch: Füglistaler konnte in Bild und Ton seine Sicht der Dinge erzählen. Was den Ton anbelangt, hatte er somit Andreas Scheuer etwas voraus. Denn bei ihm stockte der Ton so arg, dass man ihn kaum verstand. Gut, ist Scheuer in erster Linie Verkehrsminister und erst in zweiter Linie Digitalminister – sonst wärs ja peinlich geworden.
Schon lange vor Weihnachten stellen Grossverteiler alles Mögliche für die Festtage in die Regale. Die Migros-Verantwortlichen unter ihrem Chef Fabrice Zumbrunnen probieren es in diesem Jahr auch mit speziellen Eiern. Dass Eier und Eierförmiges aus Schokolade üblicherweise der Osterzeit vorbehalten ist, scheint den orangen Riesen nicht zu beeindrucken. Die Marketingspezialisten haben kurzum «Weihnachtseier» ins Leben gerufen. Diese haben sie goldig-braun gefärbt und prominent in den Läden mit dem Schild «Jetzt aktuell» platziert. Die Grünen-Politikerin Meret Schneider findet das «hirnrissig», wie sie auf Twitter mitteilt. Sie prognostiziert auch schon die nächste Innovation aus dem Hause Migros: «Freut ihr euch auch bereits auf die Osterchläuse?»
Der Energiekonzern Axpo präsentierte seine Bilanzmedienkonferenz am Donnerstag hochprofessionell. Zweckmässige Moderation, keine Wackler in der Verbindung, glasklares Bild, der Ton perfekt. Doch den neuen Chef Christoph Brand, der vor kurzem von Tamedia zum Energieriesen wechselte, kennen offenbar noch nicht alle. Die Frage eines Journalisten gab die Moderatorin mit den Worten «Das ist eine Frage für Joris Gröflin» zu Recht an den Finanzchef weiter. Doch statt Gröflin im Bild zu zeigen, landete die Kamera auf Neochef Christoph Brand. Der schaute kurz verdutzt in die Kamera und deutete mit dem Arm nach links, wo Gröflin stand. Zugegeben: Gröflin und Brand sehen sich auch einigermassen ähnlich: Beide haben dunkle Haare und eine Brille.

António Horta-Osório soll Präsident der Credit Suisse werden. Das teilte die zweitgrösste Schweizer Bank diese Woche mit. Unterschlagen hat die Credit Suisse in der Medienmitteilung allerdings den vollen Namen des Portugiesen. Eigentlich heisst er António Mota de Sousa Horta-Osório. Mehrere Nachnamen sind in Portugal üblich, in der globalen Finanzwelt würden sie aber wohl eher für Verwirrung sorgen. Abkürzungen des Namens der Einfachheit halber sind in der Welt der Topmanager keine Seltenheit. So nennt sich Ulf Mark Schneider, Chef des Nahrungsmittelkonzerns Nestlé, nur noch Mark Schneider, seitdem er das Amt an der Spitze des Konzerns übernommen hat. Der angebliche Grund dafür: Der deutsche Name Ulf ist für Englisch und Französisch Sprechende nur schwer verständlich.

Apropos António Horta-Osório: Credit-Suisse-Präsident Urs Rohner hat es geschafft, bis zum Schluss diesen Namen seines Nachfolgers geheim zu halten. Dennoch gab es bei der Kommunikation einen kleinen Schönheitsfehler, wie aus dem Inneren der Bank verlautet. Denn eigentlich hätte Rohner den Namen seines Nachfolgers schon letzte Woche bei der ausserordentlichen Generalversammlung enthüllen wollen. Dass das nicht klappte, lag aber nicht an der Credit Suisse, sondern an Horta-Osórios ehemaligem Arbeitgeber, der Bank Lloyds. Diese hatte es nicht hinbekommen, schon am Freitag bekannt zu geben, wer dem Portugiesen auf den CEO-Posten folgt. Die Briten brauchten bis am Montag dazu – und Rohner musste warten.

Sommeliers haben es momentan nicht einfach. Zum einen darbt die Gastrobranche wegen der Pandemie. Zum anderen kommt es in dem Job enorm auf eine gute Nase an – Masken können die Arbeit also ziemlich erschweren, denn nicht nur Zapfen lässt sich ohne die Stoffschicht zwischen Nase und Glas wohl besser erkennen. Noch schwerer haben dürften es aber zwölf ganz besondere Sommeliers, die diese Woche vom Verband Gastro Suisse und dem Verband Schweizerischer Mineralquellen und Soft-Drink-Produzenten zertifiziert wurden: Wasser-Sommeliers. «Qualitätsprodukte mit einer interessanten Geschichte wie Mineralwasser gewinnen in der Gastronomie an Bedeutung. Umso wichtiger ist eine kompetente Beratung», sagt Daniel Borner, Direktor von Gastro Suisse, dazu. Offenbar kann man am Geschmack des Wassers Region, Salz- und Mineralgehalt erkennen. Und wir dachten, es geben nur «mit» oder «ohne»…
Bundesrat Alain Berset hat die Schweizer dazu aufgerufen, möglichst nicht zu den Stosszeiten einzukaufen. Neu gelten auch strengere Vorschriften bezüglich der Anzahl Personen in Geschäften. Was der Gesundheitsminister wohl zur Murmel-Aktion der Migros sagt? Der Grossverteiler bot bei der Sammelaktion gewisse spezielle Murmeln nur am 5. Dezember an. Offenbar gelang es dem orangen Riesen mit den sogenannten Super-Stars unter den Kugeln möglichst viele Leute am selben Tag in die Supermärkte zu locken. Die Dinger waren innert kurzer Zeit weg, und viele Kunden gingen leer aus. Umso voller waren wohl die Läden.
red
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