Bulgarische Journalistin nach Berichten über Korruption ermordet
Die 30-jährige Viktoria Marinova berichtete zuletzt über den Missbrauch von EU-Fördergeldern in gigantischem Ausmass.

Ihr letztes Interview führte sie vor einer Woche mit zwei investigativen Reportern aus Rumänien und Bulgarien. Dieses Wochenende wurde Viktoria Marinova ermordet. Die Leiche der 30-jährigen bulgarischen Journalistin und Leiterin eines regionalen TV-Senders wurde am Sonntag am Donauufer in der bulgarischen Stadt Ruse gefunden. Die Polizei stellte fest, dass Marinova vergewaltigt und dann stranguliert wurde. Es werde nun in alle Richtungen ermittelt.
Marinovas Kollegen sind allerdings überzeugt, dass ihr Tod mit ihrer Arbeit in Zusammenhang steht. Denn zuletzt arbeitete sie an Berichten über «GP Gate», einen riesigen Skandal um Korruption und Missbrauch von EU-Förderungen in Bulgarien. Offenbar werden in Bulgarien zwischen 30 und 40 Prozent der EU-Fonds für Regionalförderung von Consultingfirmen kassiert und dann über weitere Firmenkonstrukte an lokale Politiker verteilt. Die von der EU finanzierten Projekten werden deswegen nur mangelhaft ausgeführt, was im Falle einer Strassensanierung auch schon zu einem Todesopfer führte.
Drei tote Journalisten in EU-Staaten
In ihrem letzten Interview diskutierte Marinova mit ihren Kollegen die Zerstörung von Beweismaterial in der GP-Affäre in einer Kleinstadt bei Sofia. Zwei bulgarische Journalisten hatten vor Ort recherchiert und waren daraufhin von der Polizei festgenommen worden. Schon diese Verhaftung sorgte für Protest von internationalen Journalistengruppen und dem Büro für Medienfreiheit der OSZE (Organisation für Sicherzeit und Zusammenarbeit in Europa). Der Leiter des OSZE-Büros, der Franzose Harlem Desir, zeigt sich nun auf Twitter schockiert über den Mord.
Innert eines Jahres wurden nun in EU-Staaten drei Journalistinnen und Journalisten ermordet. Im Fall von Daphne Caruana Galizia in Malta und Jan Kuciak in der Slowakei wurden zwar die mutmasslichen Täter verhaftet, die Auftraggeber wurden jedoch nicht gefunden und die Hintergründe nicht geklärt. Im Fall Kuciak soll der Auftrag von einem slowakischen Geschäftsmann gekommen sein, der schon wegen Korruptionsverdacht im Gefängnis sitzt.
Marinova hinterlässt eine 6 Jahre alte Tochter. Für Montagabend ist eine Mahnwache in der bulgarischen Hauptstadt Sofia geplant.
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