Bulgarische Operndiva hält 1.-August-Rede
Statt auf Politiker setzt Zollikon auf Künstler als Redner. Heuer ist es Opernstar Vesselina Kasarova.
Von Marcus May Zollikon – Vesselina Kasarova ist eine Zürcher Entdeckung: 1989 kam die junge Sängerin erstmals an den Zürichsee, wo sie am Opernhaus einen zweijährigen Festvertrag erfüllte. Sie avancierte zum Publikumsliebling und gewann den ersten Preis beim deutschen Gesangswettbewerb «Neue Stimmen». Die internationale Fachwelt feierte den Star. Nun hat Kasarovas Heimatgemeinde Zollikon sie wiederentdeckt. Für die 1.-August-Feier. Der Star hält die Festansprache. Einen möglichst prominenten Redner suchen viele Gemeinden und hoffen auf einen aufstrebenden Politstar. Zollikon dagegen beschreitet seit Jahren einen anderen Weg: Die Kulturkommission schlägt jeweils eine Persönlichkeit aus den eigenen Reihen vor und sorgt so immer wieder für Überraschungen. Ruhe, Sicherheit, Sauberkeit Kasarova heiratete einen Schweizer und ist seit 1997 Schweizerin. Seit 12 Jahren lebt sie mit ihrer Familie in Zollikon. In und um Zürich habe sie ihre zweite Heimat gefunden, sagt sie in einem Interview mit einem Mitglied der Zolliker Kulturkommission. Zürich sei eine einmalige Stadt. An Zollikon liebt sie den See, das satte Grün der Natur sowie die Ruhe, Sicherheit und Sauberkeit. «Die Menschen hier strahlen eine Ausgeglichenheit aus.» Nur in Japan habe sie Ähnliches wahrgenommen. Und: «Das Zürcher Opernhaus ist eine der besten Bühnen der Welt», sagt sie. Dies wegen «der menschlich äusserst angenehmen und professionellen Atmosphäre». Trotzdem: Ihre bulgarischen Wurzeln hat Vesselina Kasarova nie verloren. «Man soll nie vergessen, woher man kommt und wer man ist, man soll sich stets selber treu bleiben.» Dies scheint bei ihr Programm zu sein. In einem im vergangenen Winter verfassten Artikel zum Thema «Authentisch sein» streifte die Künstlerin in der «Neuen Zürcher Zeitung» genau dieses Thema. Als sie das erste Mal Plakate mit ihrem Konterfei entdeckt habe, habe sie Angst bekommen. «Ich hatte das Gefühl, diesem Bild nicht entsprechen zu können.» Nichts vorspielen Das mit dem künstlich generierten Image der Vermarkter sei so eine Sache. «Man kann nicht aus jeder Sängerin eine Jessye Norman oder Anna Netrebko machen.» Sie könnte sich nie verstellen und in der Öffentlichkeit etwas vorspielen, das sie privat nicht sei – «auch wenn es manchmal schwierig ist und viel Stärke verlangt, sich selber treu zu bleiben». Wenn sie alles mitgemacht hätte, was man von ihr verlangte, hätte sie sich als Künstlerin nie so weit entwickeln können, gibt sich Vesselina Kasarova überzeugt. Sie habe die Erfahrung gemacht, dass man auch die Karriere vorantreiben könne, ohne sich für Dinge herzugeben, zu denen man nicht stehe. «Ich liebe meinen Beruf, doch würde ich dafür nie meine Würde preisgeben.» Zolliker 1.-August-Feier, ab 20.45 Uhr im Festzelt auf der hinteren Allmend. Im Opernhaus ist Kasarova zum Publikumsliebling geworden. Foto: Doris Fanconi
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