Bund stellt Geld für hilfsbereite Kantone in Aussicht
Die Schweiz braucht dringend neue Plätze für Asylbewerber. Der Bund prüft nun Wege, wie er den kooperativen Kantonen neue Anreize bieten kann.

Weil der Bund kaum Plätze für Asylbewerber findet, sucht er nach neuen Modellen, um kooperative Kantone zu entschädigen. Auch zusätzliche Gelder kommen in Frage. In Empfangszentren des Bundes gilt zudem ein strengeres Regime, das unter anderem Alkohol verbietet.
«Auch solche Vorschläge wollen wir unter die Lupe nehmen», sagte Bundesrätin Simonetta Sommaruga im Interview mit der «SonntagsZeitung». «Es gibt bereits heute ein Kompensationsmodell, ich schliesse aber nicht aus, dass wir dieses anpassen werden.» Dies werde man gemeinsam mit den Kantonen anschauen.
Prüfung zur Kompensation
Margrith Hanselmann, Generalsekretärin der Sozialdirektorenkonferenz (SODK), bestätigte auf Anfrage: «Die SODK prüft zusammen mit der Konferenz der Justiz- und Polizeidirektoren und dem Bundesamt für Migration, wie der Bund den Kantonen die Schaffung zusätzlicher Plätze in Bundeszentren kompensieren kann.»
Darüber, wie genau die Forderungen der Kantone aussehen, könne sie keine Aussagen machen: «Ich kann nicht für die 26 Kantone sprechen. Es gibt verschiedene Modelle, die erörtert werden.»
Theoretisch möglich seien zusätzliche Gelder für Kantone, die Notunterkünfte oder später Bundeszentren anbieten. Auch könnten diese Kantone entlastet werden, indem sie weniger Asylbewerber im ordentlichen Verfahren aufnehmen müssen.
Schwerpunkte setzen
Auch die Rückführung abgewiesener Asylbewerber soll in Zukunft besser geregelt und somit vereinfacht werden. Gegenüber der «NZZ am Sonntag» spricht Bundesrätin Sommaruga davon, dass eine «umfassende Mitgrations-Aussenpolitik» unabdingbar sei.
«Jedesmal, wenn Mitglieder der Landesregierung mit ausländischen Amtskollegen reden oder Verhandlungen führen, muss wenn nötig die Migration ein Thema sein», fordert die Vorsteherin des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements (EJPD). Auch gelte es, die Rückführung «stärker als bisher mit der Entwicklungszusammenarbeit und Wirtschaftsabkommen zu verknüpfen.»
Man könne aber nicht mit der ganzen Welt verhandeln, weshalb man migrationspolitische Schwerpunkte setzen müsse. Dabei handelt es sich gemäss Sommaruga um Nordafrika - vor allem um Tunesien und Algerien -, um Nigeria und den Westbalkan.
Wie die Bundesrätin sagte, werden die Gesuche aus Nordafrika momentan «prioritär» behandelt. «Indem wir rasch entscheiden, erhalten diese Leute und ihre Angehörigen im Heimatland das Signal, dass sie in der Schweiz kein Asyl erhalten.»
Ein Grund für rasche Entscheide sei zudem das «inakzeptable Verhalten gewisser Asylsuchender». Damit seien nicht Tunesier generell gemeint: «Aber es gibt unter ihnen solche, die sich unmöglich benehmen.»
Härtere Massnahmen
Das Bundesamt für Migration (BFM) hat unterdessen seine Gangart gegenüber problematischen Asylsuchenden verschärft. BFM-Sprecher Joachim Gross bestätigte gegenüber der sda seine Aussage in der Zeitung «Sonntag»: «Wir leiten Massnahmen gegen renitente Asylbewerber ein.»
Gross führte auf Anfrage aus, dass die Vorkehrungen in den Empfangs- und Verfahrenszentren des Bundes, etwa in Chiasso oder Kreuzlingen, «seit einigen Wochen» umgesetzt werden.
So werden die Asylsuchenden beispielsweise bei ihrer Rückkehr vom Ausgang von Sicherheitsleuten auf den Besitz von Alkohol oder Diebesgut hin untersucht. In den Zentren wurde eine totales Alkoholverbot verhängt. Zudem werde den Flüchtlingen das Tagegeld von drei Franken nicht mehr bar ausbezahlt, sondern als Gutscheine, die sie im hauseigenen Kiosk einlösen können.
SDA/mrs
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch