Bundesrätinnen empfangen 30 junge Frauen
Zum Weltfrauentag waren engagierte Schülerinnen auf Besuch im Bundeshaus. In den Städten gab es Märsche und teils ausgefallene Aktionen.
30 junge Frauen aus der Schweiz sind am internationalen Frauentag auf Einladung der drei amtierenden Bundesrätinnen nach Bern gereist. Im Bundeshaus trafen sie Simonetta Sommaruga, Viola Amherd und Karin Keller-Sutter zu einem angeregten Austausch.
Nach wie vor besetzten Frauen in der Schweiz weniger einflussreiche Positionen als Männer, sei es im Bereich der Wirtschaft oder auch im Bereich der Wissenschaft, hiess es in einem Communiqué des Uvek. Auch in der Politik seien die Frauen untervertreten.
Beim Austausch mit den jungen Frauen aus Bildungsinstitutionen in Porrentruy, Chur und Luzern hätten die Bundesrätinnen auf diesen Umstand hingewiesen und mit ihnen ihre Erfahrungen als Politikerinnen geteilt.
Die drei Bundesrätinnen seien beeindruckt von der Eigeninitiative, dem Interesse und dem Engagement der jungen Frauen. Sie werteten es als positives Signal für das Jahr 2019, in dem mit den eidgenössischen Wahlen die Weichen für eine stärkere Mitbestimmung der Frauen gestellt werden könnten.
Der Weltfrauentag ist in der ganzen Schweiz auf unterschiedliche Weise begangen worden. So machte die Gewerkschaft Unia in Zürich über Nacht «männliche» Strassenschilder zu «weiblichen». Die Josefstrasse zum Beispiel wurde am Freitag zur «Mariastrasse», die Erismannstrasse zur «Erisfraustrasse».
Zu wenig sichtbar
Von den 447 Zürcher Strassen mit Namen von Prominenten trügen nur 54 Namen von Frauen, teilte Unia mit. Das sei ein typisches Zeichen dafür, dass Frauen in der Öffentlichkeit weniger sichtbar seien als Männer. Um Frauen hervorzuheben, überklebten Aktivistinnen und Aktivisten über 100 Strassenschilder.
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Von der Josef- zur Mariastrasse

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Auch in Sitten erhielten am Freitag mehrere Strassen Namen von Frauen, darunter jene von Bundesrätin Viola Amherd und der früheren Skirennfahrerin Chantal Bournissen. Die neuen Namen blieben aber nicht lange, weil die Polizei die unbewilligten Plakätchen wieder abriss, wie Medien berichteten.
Die Juso hängten in mehreren Städten Statuen von Männern Schürzen um. Sie wollten damit auf die Bedeutung von nicht bezahlter und auch nicht als Arbeit anerkannter Arbeit im Haushalt aufmerksam machen. Laut Bundesamt für Statistik kümmerten sich bei 70 Prozent der Paare die Frauen alleine um den Haushalt, schrieben die Juso.
Gegen Gewalt im Internet
In Bern marschierten rund hundert Aktivistinnen hinter einem violetten Transparent mit dem Slogan «Solidarität für Frauen – Solidarität unter Frauen» in Richtung Bundeshaus.
In Lausanne kamen nach Polizeiangaben am frühen Abend über 1500 Personen zu einer Kundgebung zusammen, davon ein gutes Drittel Männer. In Genf nahmen rund 200 Frauen an einer Kundgebung teil. Auf einem riesigen Transparent wurde zur Teilnahme am Frauenstreik vom 14. Juni aufgerufen.
Die feministische Friedensorganisation cfd lancierte eine Aktion in sozialen Medien gegen Gewalt an Frauen und Mädchen im Internet. Wer sich öffentlich politisch äussere und positioniere, werde bedroht und belästigt. Auch bekämen Frauen unerwünscht Fotos mit sexualisiertem Inhalt zugeschickt, schreibt cfd.
Weniger Mehrwertsteuer für Tampons
Unterschriften wurden ebenfalls gesammelt: «Bloody Unfair – Runter mit der Tampon-Steuer»: Unter diesem Titel fordert eine Petition den tieferen Mehrwertsteuersatz für Damen-Hygieneprodukte. Dahinter steht die Kampagnenorganisation Campax.
Die Bittschrift verlangt, Tampons und andere Hygieneprodukte für Frauen dem reduzierten Mehrwertsteuersatz von 2,5 Prozent für Güter des täglichen Bedarfs zu unterstellen und eine Petition von Nationalrat Jacques-André Maire (SP/NE) zu unterstützen.
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«Bloody Unfair»: Petition fordert tiefere Steuer für Tampons

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Tampons und Binden werden heute zum Normalsatz von 7,7 Prozent besteuert. Beim Bundesrat stiess das Anliegen von Maire auf offene Ohren: Er beantragt dem Parlament, den Vorstoss anzunehmen.
Zum Unterschreiben aufgerufen hat auch Amnesty International: Eine Petition fordert die Freilassung von Amal Fathi, die in Ägypten zu zwei Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden ist. Sie hatte in sozialen Medien von ihr erlittene sexuelle Belästigung öffentlich gemacht und den Staat wegen Vernachlässigung der Opfer kritisiert.
Forscherinnen untervertreten
Auch Zahlen wurden zitiert zum Frauentag: Das Bundesamt für Statistik untersuchte zum Weltfrauentag die Gleichstellung von Frau und Mann in der Forschung. In Europa sei diese noch nicht erreicht, auch wenn der Frauenanteil in der Wissenschaft regelmässig steige.

In der Schweiz seien Frauen auf allen Stufen der wissenschaftlichen Karriereleiter untervertreten. Im internationalen Vergleich liege die Schweiz noch oft unterhalb des europäischen Durchschnitts.
Der Schweizerische Bäuerinnen- und Landfrauenverband forderte eine bessere soziale Absicherung für Bäuerinnen. Zwei von drei auf Betrieben mitarbeitenden Bäuerinnen haben laut dem Verband keine Sozialversicherung. Bezögen sie für ihre Arbeit keinen Lohn, verfügten sie beispielsweise nicht über einen Mutterschaftsschutz.

Die Bundesverwaltung hat ihre Ziele bei der Geschlechterverteilung noch nicht erreicht. Vor allem im Verteidigungsdepartement (VBS) und im Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) arbeiten zu wenige Frauen. Das steht im Bericht über das Personalmanagement, den der Bundesrat am Freitag verabschiedet hat
Im Kader sind die Werte besser. In den mittleren und hohen Kaderlohnklassen wurde die Mindestquote von 33 Prozent respektive 20 Prozent erreicht.
Aufruf zum Frauenstreik im Juni
Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) und die Gewerkschaft Syna nutzten die Gelegenheit für einen Aufruf zum Frauenstreik am 14. Juni. Obwohl die Gleichstellung in der Verfassung verankert sei, verdienten Frauen noch immer weniger als Männer. Lanciert wird der Streik mit einer nationalen Versammlung in Biel an diesem Sonntag.
Die FDP Frauen sehen zwar ebenfalls Nachholbedarf bei der Gleichstellung. Sie fordern unter anderem eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, gleiche Löhne und keine Diskriminierung von Frauen im gebärfähigen Alter auf dem Arbeitsmarkt. Statt zu streiken, sollten die Frauen sich in der Politik sichtbar machen.
SDA/oli
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