Caramel macchiato in der Bahn
Die SBB werden mit der Kaffeehauskette Starbucks kooperieren – mit zwei IC-Testbistros und einem Angebot für die Minibar. Der Fahrgastverband Pro Bahn ist so gespannt wie skeptisch.

Irgendwann im ersten Halbjahr 2013 sollen «Coffeehouses» von Starbucks auf Schienen durch die Schweiz rollen, wie die SBB heute mitteilten – in zwei Intercitys zwischen St. Gallen und Genf, deren Bordrestaurants gemeinsam von beiden Unternehmen speziell gestaltet werden. Bei den SBB gibt man sich zuversichtlich: Laut Jeannine Pilloud, Leiterin des Bereichs Personenverkehr, ergänzt Starbucks' Engagement das SBB-Angebot perfekt. Man wolle damit speziell auch jüngere Gäste und Geschäftsreisende ansprechen.
Entspannte Kaffeehaus-Atmosphäre im IC?
Neben Café crème soll es also bald auch Caffè americano, Vanilla Latte, Caramel macchiato und allerlei Frappuccinos geben. Und vor allem das «Third-Place-Gefühl», mit dem die Kaffeekette seit Jahren wirbt: einen Ort zwischen der Arbeit und dem Zuhause, wo man gemütlich entspannen oder arbeiten kann – ungestört etwa von aufdringlichen Kellnern, die im Viertelstundenrhythmus nach neuen Bestellungen fragen.
Ob dieses Service-Konzept des Ungestörtseins auch auf Bahnreisen, die häufig weniger als eine Stunde dauern, funktionieren wird, bleibt abzuwarten. Die Idee von Partnerschaften mit Unternehmen ist jedenfalls nicht neu – und in der Schweiz wurden bereits einige Versuche mangels Nachfrage eingestellt. Zum Beispiel der «McTrain», den McDonald's einst mit den SBB ins Leben rief, um den Burger in die Bahn zu bringen. Vom «McBus» hat man ebenso wenig wieder gehört wie vom Coop-Railshop, in dem die Reisenden ihren Einkauf erledigen sollten.
Viele Details noch gar nicht bekannt
Ein Knackpunkt dürften die Preise werden. Ein schlichter Café crème oder Espresso wird sich laut der SBB-Medienstelle im gleichen Segment bewegen wie heute. Doch raffiniertere Mixturen werden teurer sein – allerdings nicht über den Preisen in den Strassencafés, wie Reto Zangerl, Pressesprecher von Starbucks, sagt. Ob die mittelgrosse Caramel Hot Chocolate, so wie dort, tatsächlich 8.20 Franken kosten wird, wird aber letztlich der Lizenznehmer entscheiden – also die Elvetino AG. Auch das Design der Zug-Cafés, die schliesslich den Starbucks-Charme auf die Schiene bringen sollen, wird laut Zangerl erst in den kommenden Monaten entwickelt.
Eine schwierige Frage dürfte werden, welche der teils komplexen Kaffeemixturen die Minibars auf Rädern durch die Waggons bringen. Werden die Elvetino-Mitarbeiter wirklich die heisse Schoggi mit Haselnuss-Geschmack kredenzen, mitsamt Kakaopulver auf dem «hausgemachten Schlagrahm», wie es auf der Starbucks-Karte zu lesen ist? Solchen Herausforderungen wollen die Verantwortlichen jedenfalls begegnen, indem sie die Mitarbeiter genauso schulen wie das Personal in ihren Strassencafés.
Zustimmung und Skepsis bei Pro Bahn
Beim Fahrgastverband Pro Bahn beobachtet man das Projekt mit grossem Interesse. «Wer rastet, der rostet; man soll nicht auf der Stelle stehen bleiben», sagt Präsident Kurt Schreiber auf Anfrage, «einen Versuch ist es also auf jeden Fall wert.» Eine gewisse Skepis gegenüber dem Angebot will er allerdings nicht verhehlen. «Der Schweizer möchte ganz gerne Nuss- oder Mandelgipfeli zum Kaffee. Das sollte es also geben», sagt er, «und ich frage mich ehrlich gesagt, ob dieser amerikanische Kaffee gegenüber dem heutigen italienischen Produkt überhaupt konkurrenzfähig sein kann.»
Was halten Sie von der Idee? Wäre ein solches Angebot für Sie ein Fortschritt? Und zu welchem Preis? Schreiben Sie uns Ihre Wünsche und Erfahrungen.
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