Chinas verlassene Kinder
Verwahrlost, ausgebeutet, in Todesgefahr: Mehr als 60 Millionen Kinder wachsen in den ländlichen Provinzen Chinas ohne ihre Eltern auf. Das ist eine Kehrseite des ungebremsten Wirtschaftsbooms.

Eben ist der Unterricht zu Ende, doch nur einige wenige Grosseltern haben den Weg zur Dorfschule von Tangxi gefunden. In diesem gottverlassenen Ort in der Provinz Jiangxi, einer der ärmsten der ganzen Volksrepublik, sind die meisten Kinder sogenannt verlassene Kinder. Deren Zahl ist so gross, dass sich in China für sie ein eigener Begriff eingebürgert hat: liushou ertong, die Zurückgelassenen. Ihre Eltern sind in der Hoffnung auf Arbeit in die grossen Städte des Landes gezogen. Wie Millionen Wanderarbeiter-Kinder in der ländlichen Einöde Chinas zählen die Schüler die Tage bis zum chinesischen Neujahr. Dann sehen sie nach Monaten endlich ihre Eltern wieder.