Chinesen vergeht die Lust auf Luxus – Swatch-Aktie sackt ab
Es gibt erste Warnsignale: Der Markt für Luxusgüter in China kühlt sich ab. Ein Grund dafür ist auch die Korruptionsbekämpfung der Regierung. Sind die Boomjahre für Schweizer Luxusgüterhersteller vorbei?

Seit einigen Jahren mausert sich China zu einem der wichtigsten Märkte für Luxusgüterhersteller. Laut dem Magazin «Hurun Report» aus Shanghai leben rund 2,7 Millionen Chinesen mit einem Vermögen von mehr als sechs Millionen Yuan (umgerechnet 925'000 Franken) im Reich der Mitte. Viele reiche Chinesen wollen zeigen, was sie haben – und kaufen sich deshalb Schweizer Luxusartikel.
Chinas unersättliche Lust auf Luxusgüter scheint nun aber etwas abzuklingen. Obwohl der Umsatz nach wie vor vergleichsweise hoch ist, sinken die Gewinne. Nicht nur die chinesischen Konjunkturindikatoren deuten auf ein verlangsamtes Wachstum der Branche hin, sondern auch die Unternehmen selber senden erste Warnsignale aus. Dies berichtet die «Finanz und Wirtschaft» (Artikel online nicht verfügbar) in ihrer heutigen Ausgabe.
Nachfrage sinkt
Die Aktienkurse der drei Branchenschwergewichte Swatch Group, Richemont und LVMH sanken seit Anfang Mai um zwischen zehn und 15 Prozent, jede schlechte Nachricht aus der chinesischen Wirtschaft macht die Anleger noch nervöser und wird mit weiteren Kurseinbrüchen beantwortet. Im Mai hatte der Chef der Swatch Group, Nick Hayek, noch erklärt: «Gemessen an unseren Zahlen gibt es in China kein Konsumproblem.» Doch die Swatch-Aktie notiert auch heute wieder mit über zwei Prozent im Minus.
Gleichzeitig erklärte der Hengdeli-Manager Tan Li – Hengdeli ist der Einzelhandelspartner der Swatch Group in China – dass nicht alles so rund läuft: Die Nachfrage nach Luxusuhren wachse in den letzten Monaten nur noch im einstelligen Prozentbereich. Auch der abtretende CEO der Richemont-Tochter Cartier spricht von einer Abkühlung des chinesischen Marktes. An einer Produktpräsentation in La Chaux-de-Fonds sagte er: «Nach einem phänomenalen letzten Jahr spüren wir auf dem chinesischen Festland eine Verlangsamung.»
Korruptionsbekämpfung spielt eine Rolle
Die Frage ist, ob die Boomjahre für die Schweizer Luxusgüterhersteller in China nun vorbei sind. Der Fondsmanager des Credit Suisse Asset Management, Juan Mendoza, erklärte gegenüber der «Finanz und Wirtschaft», «dass in den letzten Jahrzehnten die Luxusgüterindustrie weltweit drei bis viermal stärker gewachsen ist als die gesamte Wirtschaftsleistung.» Er erwarte allein schon deshalb eine Abkühlung des Marktes. Eine Abkühlung bedeutet für ihn aber immer noch ein Wachstum im zweistelligen Bereich.
Nicht nur die schwächelnde chinesische Konjunktur, sondern auch die Aktionen der chinesischen Regierung in Sachen Korruptionsbekämpfung spielen eine Rolle. So haben laut dem «Wall Street Journal» etwa 16 Prozent der Verbraucher, die in den letzten zwölf Monaten in China Luxusgüter gekauft haben, angegeben, dass die Einkäufe Geschenke für Geschäftsfreunde seien.
Da die Regierung verstärkt gegen Korruption vorgeht und vermehrt Ermittlungen über das Vermögen von Regierungsbeamten anstellt, könnte also auch das eine Rolle spielen. In dieser Woche hat die chinesische Regierung ihren Angestellten nämlich verboten, mit Staatsgeldern Luxusgüter zu kaufen.
Unternehmen bleiben gelassen
Von den drei grössten Wettbewerbern ist die Swatch Group am stärksten von der Entwicklung in China abhängig. Das Unternehmen erwirtschaftete im letzten Jahr 39 Prozent ihres Umsatzes in China (inklusive Hongkong und Macao). Doch die Swatch Group ist breit aufgestellt: Geht es dem Luxussegment schlecht, springen billigere Produkte wie Rado oder Longines in die Bresche.
So forcieren die Schweizer Luxusgüterhersteller trotz der Baisse weiter in den Standort China. Richemont unterhielt Ende des letzten Jahres rund 320 eigene Boutiquen, vierzig wurden davon allein in der zweiten Jahreshälfte eröffnet. In diesem Jahr sollen etwa gleich viele neue Läden dazukommen.
Die Unternehmen selber bleiben also – jedenfalls vordergründig – gelassen. Dies hängt damit zusammen, dass viele Chinesen ihre Luxusartikel zunehmend lieber im Ausland kaufen, als in China selber. Das hängt einerseits mit der hohen Luxussteuer auf Uhren in China, andererseits mit dem gegenüber dem Yuan abgeschwächten Franken zusammen. Beides macht beispielsweise Uhren für Chinesen im Ausland deutlich billiger, als im Reich der Mitte selber. Da die Zahl der chinesischen Auslandsreisen steigt, wächst auch die Zahl der von chinesischen Touristen (etwa in der Schweiz) eingekauften Luxusartikel.
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