Chinesische App zeigt Aufenthaltsort von Schuldnern an
Bürger sollen dem chinesischen Staat bei der Überwachung von Schuldnern helfen.

Pluspunkte für das Pflanzen von Bäumen, Minuspunkte für Schlägereien, Schulden oder Schwarzfahren: Das geplante soziale Kreditsystem in China weist jedem Bürger, Unternehmen und jeder Behörde ein Punktekonto zu. Pluspunkte gibt es für erwünschtes Verhalten, Minuspunkte für das Gegenteil. Nach einigen Testläufen soll das System im Jahr 2020 in ganz China eingeführt werden.
Nun ist ein weiterer Baustein dieses Systems bekannt geworden. In der Provinz Hebei, in der auch die Hauptstadt Peking liegt, wird derzeit ein Programm getestet, das auf einer Karte aufzeigt, wo sich im Umkreis von 500 Metern Menschen mit Schulden befinden. Das berichtet die «China Daily», eine englischsprachige Zeitung, die sich in staatlicher Hand befindet. Diese Karte ist in die Wechat-App integriert – die gängige Messaging-App in China. Das hierzulande gängige Pendant Whatsapp ist in China seit 2017 blockiert.
Auf schwarzer Liste
Das Programm heisst «Karte der Versager-Schuldner» («Map of Deadbeat Debtors») und wurde vom Provinzgericht Hebeis entwickelt. Die darin aufgeführten Schuldner, ob Privatpersonen oder auch Geschäfte, werden aus einer schwarzen Liste der lokalen Regierung gespiesen. Gemeinsam haben sie, dass sie ihren finanziellen Verpflichtungen nicht nachgekommen sind, schreibt der auf China fokussierte Techblog Technode.
Wechat-Nutzer werden nun dazu aufgefordert, dem Staat Schuldner zu melden, die ihre Schulden eigentlich bedienen könnten. Was genau Indiz dafür sein könnte, bleibt unklar. Medien berichten, dass Nutzer beispielsweise beobachten könnten, ob eine verschuldete Person ein teures Restaurant besucht. Dies soll zeigen, dass die Person ihre Schulden eigentlich hätte begleichen können, dies aber nicht tut.
Name, ID und Adresse
Der Nutzer kann in Folge auf den Namen des Schuldners auf der Karte klicken und dem Gericht Informationen zu dieser Person weiterleiten. Klickt man auf ihre Person, werden laut der australischen Newsseite ABC Name, ID-Nummer und Teile ihrer Adresse preisgegeben. Ausserdem werden Details gezeigt, wieso sie sich auf der schwarzen Liste befinden, und Informationen zu Gerichtsentscheiden, die sie dazu auffordern, ihre Schulden zu begleichen.
Die Karten auf der Wechat-App wird ABC zufolge rot, wenn sich besonders viele Schuldner um einen herum befinden, orange, wenn es weniger sind, und blau, wenn es nur eine geringe Anzahl sind.
Fotos von Schuldern veröffentlicht
Bereits 2017 hatte die chinesische Stadt Wenzhou soziale Medien verwendet, um Schuldner an den Pranger zu stellen und sie dazu zu bringen, ihre Schulden zurückzuzahlen. Bürger, die ihre Schulden nicht zurückzahlten, wurden bestraft, indem die Höhe ihrer Schulden an all ihre Wechat-Kontakte geschickt wurde.
Weiter veröffentlichte ein Gericht die Namen und Fotos von 20 lokalen Schuldnern, die insgesamt 10,7 Millionen Yuan (rund 1,58 Millionen Franken) schuldeten, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet.
China versucht seit einiger Zeit, mehr Kredite für Einzelpersonen zur Verfügung zu stellen, um den Konsum anzukurbeln. Gleichzeitig kämpft das Land aber mit einer steigenden Haushaltsverschuldung. Diese hat sich Reuters zufolge im letzten Jahrzehnt verdoppelt.
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