Demonstration in ZürichPolizei lässt Corona-Skeptiker durch die Stadt spazieren
Mehrere Hundert Gegner des Covid-Gesetzes zogen zwei Stunden durch Zürich. Sie wurden von der Polizei eskortiert – und von Passanten beschimpft und mit Tomaten beworfen.

Am Samstagnachmittag um 15.30 Uhr sind mehrere Hundert Gegner des Covid-19-Gesetzes vom Zürcher Hauptbahnhof aus losgezogen, kreuz und quer durch Zürich spaziert – die Polizei immer dicht dabei – und haben «Liberté!» skandiert.
Um 17.30 Uhr schliesslich kam der Tross beim Platzspitz an, wo die Demonstration ohne weitere Zwischenfälle endete. Gemäss einer Meldung der Kantonspolizei Zürich vom Samstagabend sind insgesamt zwei Personen wegen Hinderung einer Amtshandlung verhaftet und rund 50 Wegweisungen ausgesprochen worden.
Die Corona-Skeptiker haben sich um 15 Uhr im Hauptbahnhof getroffen. Unter dem Schlagwort «Zürich steht auf! Wir haben keine Angst!» haben sie schon vor Tagen zur Demonstration aufgerufen. Die Polizeikräfte waren mit einem Grossaufgebot vor Ort und haben die Gegnerinnen und Gegner der Covid-Massnahmen zunächst beim Bahnhof eingekesselt, liessen sie dann aber in Richtung Limmatquai losziehen und gaben ihnen Geleit. Im Sinne der Verhältnismässigkeit habe man einen Umzug toleriert, sagt ein Sprecher der Kantonspolizei. Die Demonstration sei aber nicht bewilligt gewesen.
Velodemo gegen Corona-Skeptiker
Die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer hat im Verlauf des Nachmittags zugenommen. Der Umzug sorgte immer wieder für Stau auf den Strassen. Die Autolenkenden reagierten mit Hupen. Auch an den Strassenrändern wehte den Corona-Skeptikern ein kalter Wind entgegen. Einige zeigten ihnen den Mittelfinger oder den Vogel. Andere schrien unverhohlen: «Arschlöcher!» Es wurden sogar Tomaten nach ihnen geworfen.
Schon ihre Ankunft in Zürich war ruppig: Über hundert Velodemonstrierende stellten sich ihnen in den Weg und riefen ihnen «Züri nazifrei!» entgegen. Einige trugen Schilder, auf denen «Solidarisch aus der Krise» oder «No Nazis!» stand. Auch die Gegenseite hat schon seit Tagen per Flyer dazu aufgerufen, die «Verschwörungstheoretiker:innen zu blockieren». Auch die Velodemo war unbewilligt.
Die Einsatzkräfte der Polizei stellten sich zwischen die beiden Gruppierungen und verhinderten so eine direkte Konfrontation. Nach kurzer Zeit ist der Velokorso wieder abgezogen.

Die Zürcher Verkehrsbetriebe hatten schon am frühen Nachmittag mitgeteilt, dass aufgrund von Demonstrationen in der Innenstadt auf diversen Tramlinien mit Verspätungen und Ausfällen zu rechnen sei. Das lag aber nicht nur an den Corona-Skeptikern: Am Samstagnachmittag fand auch eine Kundgebung der Gewerkschaft Unia statt.
Es wird nicht die letzte Kundgebung gegen das Covid-Gesetz gewesen sein: Der Zürcher Kantonsrat Urs Hans, Chef der Organisation Public Eye on Science, hat für den 12. November eine Kundgebung in Bern angekündigt. Hans ist ehemaliges Mitglied der Zürcher Grünen, die Partei hat ihn letztes Jahr ausgeschlossen, weil er Verschwörungstheorien verbreitet habe. Wie die Sonntagszeitung schreibt, wurde die Demonstration vom Berner Sicherheitsdirektor Reto Nause bewilligt. Auch in Zürich sind noch mindestens zwei Kundgebungen bis zum Abstimmungstermin am 28. November angekündigt.
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