CS-Fondspleite: Sicher war nur der Verlust
Die Credit Suisse liquidiert sechs grosse Absolute-Return-Fonds. Sie galten als sicher, brachten den Anlegern zuletzt aber nur riesige Verluste ein. Das Konzept Absolute Return ist am Ende.
Sie starteten mit dem Versprechen, Gewinne in jedem Marktumfeld zu erzielen. «Der Fonds strebt eine durchschnittliche Nettorendite des 6-Monats-Libor in Euro plus 140 Basispunkte an», sagte Fondsmanagerin Jana Benesova bei der Lancierung im Jahre 2003. Fünf Jahre später sieht die Bilanz anders aus: Der Fonds steht tief im Minus. Die CS muss ihn liquidieren.
Allein zwischen Oktober 2007 und Ende September 2008 brach der CS Bond Funds Target Return um 22,4 Prozent ein. Seither sank der Kurs erneut um gegen 15 Prozent. Wie viel ein Fondsanteil heute wert ist, weiss nicht einmal die CS genau. Der indikative, also geschätzte Wert liege bei 79,80 Euro – 20 Prozent unter Ausgabepreis.
Das Debakel Nummer drei
Der stillgelegte Fonds enthält aber noch Papiere, für die es keinen Markt mehr gibt und die bis auf weiteres nicht verkauft werden können – zum Beispiel Anleihen der isländischen Pleitebanken Landsbanki und Kaupthing oder Asset Backed Securities, die mit europäischen Hypotheken besichert sind. Schon vor der jüngsten Eskalation der Finanzkrise im September verfügte mehr als ein Drittel der Fondsanlagen nur noch über ein zweitklassiges Kreditrating, 15,9 Prozent waren schlechter bewertet als BBB – und das bei einem Fonds, den die CS als sehr sicher eingestuft hatte (siehe Kasten «Stichwort»).
Nach dem Debakel der Absolute-Return-Fonds der UBS im Frühling und dem Lehman/CS-Fall im September ist dies die dritte Pleite, in der risikoscheue Anleger grosse Verluste hinnehmen müssen. Liquidiert werden die 15 Tranchen der sechs Absolute- oder Target-Return-Fonds der CS. In ihren besten Zeiten steckten darin gegen 7 Milliarden Franken. Ende September waren es noch 1,1 Milliarden. Professionelle Investoren hatten ihre Einlagen noch rechtzeitig in Sicherheit gebracht.
Die Folgen tragen auch diesmal Anleger wie TA-Leserin Anne Léger*. Auf Anraten ihres Beraters hatte sie im Sommer 2007 einen Drittel ihrer Freizügigkeitsgelder in den Target-Return-Fonds investiert. Alarmiert durch den ersten Kurseinbruch fragte sie im Frühling bei der CS nach, wurde aber mit dem Versprechen vertröstet, dass sich der Kurs spätestens bis in drei bis fünf Jahren erholen werde. Davon ist keine Rede mehr. Anne Léger wurde ausbezahlt, sie erhielt bisher allerdings nur einen Drittel der 300'000 Franken, die sie vor gut einem Jahr investiert hatte.
Versprechungen nicht gehalten
Wie konnte es zur Liquidation der einst grossen Fonds kommen? Schuld sei die Finanzkrise. «Die Anleger flüchteten in den letzten Tagen und Wochen in die Liquidität», sagt CS-Sprecherin Yvonne Hafner. Die einzelnen Subfonds seien deshalb «zu klein geworden, als dass sie noch rentabel hätten geführt werden können». Die Schliessung sei bedauerlich, aber «die bestmögliche Variante für unsere Kunden». Es sei schon im Verkaufsprospekt klar ausgewiesen worden, dass weder eine Garantie für Gewinne noch für den Schutz des Kapitals existiere, verteidigt sich die CS schon einmal vorsorglich.
Dies sei der typische Fall eines Fonds, der aus einem Teufelskreis von Kursverlusten und Geldabzügen nicht mehr herauskomme und geschlossen werden müsse, sagt auch ein Fondsspezialist. Die Liquidation sei das Eingeständnis, dass die CS-Absolute-Return-Fonds ihre Versprechungen nicht einhalten konnten.
«Ihre Idee war, die Risiken sehr gering zu halten. Doch in dieser historischen Krise haben ihre Schutzmechanismen offensichtlich versagt», sagt Rolf Biland, Anlagechef beim VZ VermögensZentrum. Auch er ist überzeugt, dass der Ruf dieser Anlagegruppe auf Jahre hinaus zerstört ist. Ein wichtiger Grund: «Die Fondsgesellschaften haben sich schon immer gehütet, sich auf absolute Aussagen festlegen zu lassen, sondern immer nur unverbindliche Absichtserklärungen gemacht.» Das wird laut Biland so nicht mehr möglich sein.
Der Kollaps der CS-Fondsfamilie hat bisher noch zu keinem Proteststurm von Anlegern geführt. Beim Bankenombudsmann jedenfalls waren bis Freitag keine Anfragen hängig.
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