Dammbruch in Sachsen-Anhalt – Hunderte evakuiert
Rückschlag für die Einsatzkräfte: In Sachsen-Anhalt hat die Elbe mehrere Dörfer überflutet. Rund 2000 Menschen mussten ihr Zuhause fluchtartig verlassen. Derweil sinkt das Hochwasser im deutschen Magdeburg wieder.
Im Kampf gegen drohende Überflutungen haben die Einsatzkräfte in Sachsen-Anhalt einen herben Rückschlag hinnehmen müssen. In der Nähe von Fischbeck sei in der Nacht zum Montag ein Elbe-Deich massiv gebrochen, sagte ein Sprecher des Katastrophenschutzstabs des Landkreises Stendal. Die 400 bis 500 Einwohner des Ortes seien aufgefordert worden, sofort ihre Häuser zu verlassen.
Auch in drei anderen Dörfern in der Nähe sei vorsichtshalber die Evakuierung angeordnet worden, sagte der Sprecher. Darunter sei der Ort Schönhausen mit etwa tausend Einwohnern. Der Deich sei zunächst auf einer Länge von zehn Metern eingerissen, durch die Kraft der Wassermassen habe sich der Durchbruch auf «massive 50 Meter» erweitert, sagte der Sprecher des Katastrophenschutzstabs der Nachrichtenagentur AFP. Das nur 800 Meter entfernte Fischbeck sei inzwischen völlig überflutet.
In der Landeshauptstadt Magdeburg blieb die Lage derweil angespannt, obwohl der Pegelstand der Elbe in der Nacht nach Aussagen einer Sprecherin des Krisenstabs «schneller als gedacht» sank. Inzwischen liege der Pegel unter 7,30 Meter, er hatte zuvor einen Höchststand von 7,48 Meter erreicht. Der Deichbruch bei Fischbeck habe auf Magdeburg keine Auswirkungen, sagte die Sprecherin.
Mit Anschlägen auf Deiche gedroht
«Die Situation in Magdeburg ist im Moment unter Kontrolle», sagte die Sprecherin weiter. «Grund zum Aufatmen oder zur Entwarnung gibt es aber noch nicht.» Deshalb könnten die evakuierten Einwohner auch noch nicht in ihre Häuser zurück. In Magdeburg waren in den vergangenen Tagen insgesamt 23'500 Menschen zum Verlassen ihrer Häuser aufgefordert worden. Unbekannte drohten unterdessen Anschläge auf Deiche an.
Die Lage in Magdeburg war besonders kritisch, weil sich laut Hochwasserzentrale der Scheitel des Elbehochwassers über eine Länge von 40 Kilometern erstreckte. Dies sei der längste jemals in Deutschland gemessene Hochwasserscheitel. Die Deiche würden dadurch mehrere Tage belastet. Am Samstag war bereits der Stadtteil Rothensee geräumt worden. Die Helfer kämpften dort um den Schutz eines Umspannwerkes.
Schulen geschlossen
Die Schulen in der Stadt bleiben bis Mittwoch geschlossen. Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper sprach von einer absoluten Ausnahmesituation. Das Technische Hilfswerk verdoppelte die Zahl seiner Helfer in Magdeburg auf 2200.
Auch im brandenburgischen Wittenberge stand der Elbpegel am Sonntagmorgen bei 7,67 Metern. Der Hochwasserstab des Landkreises Prignitz rief die Bewohner einiger Stadtteile bereits am Samstag auf, im Interesse ihrer eigenen Sicherheit ihre Wohnungen zu verlassen.
Gauck appeliert an Solidarität
Bei einem Besuch der ostdeutschen Hochwassergebiete appellierte der deutsche Präsident Joachim Gauck an die Solidarität aller Bürger. Alle, denen es gut gehe, sei gesagt: «Zeigt Solidarität und helft.» In Halle nahm Gauck an einem Gottesdienst teil.
Unterdessen wappnen sich die weiter nördlich gelegenen Elbanrainer gegen die steigenden Fluten. In Lauenburg in Schleswig-Holstein wies der Katastrophenstab die teilweise Evakuierung der Stadt an. Gleiches galt für Hitzacker in Niedersachsen. Auch im Landkreis Lüneburg wurde fieberhaft an der Erhöhung der Deiche gearbeitet.
Die Bewältigung der Flutschäden ist auch Thema bei der Ministerpräsidentenkonferenz am Donnerstag in Berlin. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel wolle dann gemeinsam mit den Regierungschefs der Länder unter anderem über die Hilfe für die betroffenen Regionen sprechen, hiess es aus Regierungskreisen.
Anschlagsdrohungen
Der Krisenstab der Landesregierung in Sachsen-Anhalt bestätigte am Sonntag, das Unbekannte in Schreiben Anschläge auf Dämme und Deiche angekündigt haben. Der Leiter des Krisenstab erklärte, diese Drohungen würden «ernst genommen». Die Luftraumüberwachung an den genannten Deichen wurde verstärkt. Die Deichwachen sollen zudem «jegliche Erkenntnisse» über Auffälligkeiten an die Krisenstäbe und die Polizei weiterleiten.
sda/AFP/wid/mw/chk
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