Pelzproduktion in DänemarkDank Corona ist die Zeit der industriellen Nerzzucht vorbei
Der dänische Staat bezahlt den Bauern, deren Zuchtnerze wegen der Pandemie getötet worden sind, bis zu 2,7 Milliarden Franken Entschädigung. Und besiegelt damit das Ende dieser Industrie.

Die dänische Politik ist der Auslöschung der Nerzzuchtindustrie im Land einen weiteren Schritt näher gekommen. Im Parlament hat eine Mehrheit für ein grosses Entschädigungspaket an all die Bauern gestimmt, deren Zuchtnerze im November vergangenen Jahres wegen der Corona-Pandemie getötet worden waren. Insgesamt will der dänische Staat dafür bis zu 18,8 Milliarden dänische Kronen (umgerechnet 2,7 Milliarden Franken) zur Verfügung stellen.
Mit dem Geld sollen die etwas mehr als 1000 Nerzzuchtbetriebe, von denen viele verschuldet sind, auch für die Verluste der nächsten Jahre entschädigt werden. Ein Teil des Geldes geht an die Zulieferindustrie. Der Sprecher der Nerzzuchtkooperative, Tage Pedersen, zeigte sich mit dem Paket zufrieden, er hoffe nun, dass es auch in der Praxis «fair» umgesetzt werde.
Zentrum des Nerzhandels in Kopenhagen
Das Massaker an Dänemarks 17 Millionen Zuchtnerzen im November und das darauf folgende vorläufige Zuchtverbot bis Ende 2021 hatte die Nerzbauern ihrer Existenz beraubt und eine ganze Berufsgruppe praktisch über Nacht ausgelöscht. Auch in Dänemark selbst waren viele Menschen Ende letzten Jahres erstaunt, zu erfahren, dass die jütländischen Nerzzüchter sich in den vergangenen 100 Jahren zum Weltmarktführer hochgearbeitet hatten: Ein grosser Teil des globalen Handels mit Nerzfellen war jahrzehntelang über «Copenhagen Fur» gelaufen, das Auktionshaus der Züchterkooperative in Kopenhagen.
Auslöser der Massentötung war eine neu entdeckte Mutation des Coronavirus, die offenbar in den Nerzpopulationen entstanden und dann auf den Menschen zurückgesprungen war. Das Statens Serums Institut in Kopenhagen hatte zunächst befürchtet, die Mutation könne zukünftige Impfstoffe unwirksam machen, eine Befürchtung, die andere Wissenschaftler nach Untersuchung des neuen Virus später verneinten.

Der Umgang mit den Nerzen wuchs sich schnell zur Krise aus, als herauskam, dass die Regierung ihren Befehl zur Tötung auch der gesunden Nerzpopulationen ohne gesetzliche Grundlage erlassen hatte. Der Landwirtschaftsminister musste zurücktreten, kurz danach die nächsten Schlagzeilen: Millionen Nerze waren unsachgemäss begraben worden. Ein Teil der Kadaver droht nun das Grundwasser zu verschmutzen, ein anderer Teil wurde von den Verwesungsgasen so aufgebläht, dass sie an die Oberfläche zurückkehrten.
Theoretisch haben die Nerzzüchter die Möglichkeit, nach Ablauf des Züchtungsverbots Ende 2021 das Gewerbe wieder aufzunehmen. In der Praxis rechnet damit kaum jemand: Die ganze Versorgungsinfrastruktur sei zerschlagen, sagt Verbandspräsident Tage Pedersen, auch das Auktionshaus werde aufgelöst: «Sie müssten wieder als Pioniere anfangen, und dann würden sie wahrscheinlich den Kampf gegen die anderen Pelzproduzenten in Osteuropa und in China verlieren.»
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