Darf es ein bisschen mehr sein?
Der US-Präsident stösst im Handelsstreit mit China in neue Dimensionen vor. Er droht, Waren im Wert von 200 Milliarden Dollar mit Zöllen zu belegen – und das ist womöglich nur der Anfang.

Für China sollte diese Woche ähnlich beginnen, wie die vergangene Woche aufgehört hatte: mit schlechten Neuigkeiten aus Washington. Am späten Montagabend (Ortszeit) drohte US-Präsident Trump dem Land mit neuen Strafzöllen – und stiess dabei in völlig neue Dimensionen vor. Eskaliert nun der Konflikt? Was will Trump erreichen? Und wie reagiert China? Fragen und Antworten.
Was hat Trump verkündet?
Der US-Präsident hat seinen Handelsbeauftragten Robert Lighthizer mit neuer Arbeit eingedeckt: Seine Behörde soll eine Liste mit chinesischen Waren im Wert von 200 Milliarden Dollar erstellen, auf die ein Importzoll von 10 Prozent erhoben werden könnte. Trump droht damit für den Fall, dass China sich wie angekündigt gegen die jüngsten US-Zölle wehrt. Der US-Präsident hatte am Freitag Strafabgaben auf chinesische Waren im Wert von 50 Milliarden Dollar verkündet und eine prompte Reaktion aus China erhalten. Das Land kündigte Gegenzölle in gleicher Höhe an. Die USA erheben bislang Strafzölle auf Stahl und Aluminium aus China sowie auf Waschmaschinen und Solarpanele. Peking erhebt Zölle auf Wein, Fleisch und Früchte aus den USA. Hier geht es bislang jeweils um etwa 3 Milliarden Dollar.
Warum geht Trump gegen China vor?
Der US-Präsident wirft der Volksrepublik «unfaire» Praktiken vor, darunter den Diebstahl geistigen Eigentums. Auch das gewaltige Handelsdefizit seines Landes mit China von zuletzt rund 375 Milliarden Dollar ist dem Präsidenten ein Ärgernis. «Das ist nicht hinnehmbar», schrieb er am Montag. Dass die neuen Zölle den US-Unternehmen helfen werden, bezweifeln viele Ökonomen allerdings. «Für grosse Teile der US-Wirtschaft ist es ein Geschäftsmodell, in China billig einzukaufen», sagt Gabriel Felbermayr, Leiter des Zentrums für Aussenwirtschaft beim IFO-Institut.
Wie ist die neue Drohung einzuschätzen?
Der Handelszwist zwischen den beiden weltweit grössten Volkswirtschaften eskaliert. Mit neuen Drohungen schaukeln sich beide Seiten hoch; keiner will als Verlierer dastehen. Ökonomen befürchten, dass der Streit die Weltkonjunktur schwächen könnte: Die Ansteckungsgefahren seien erheblich, allein weil die weltweiten Handelsströme so vernetzt seien, sagt Ökonom Felbermayr. So könnten auch Schweizer Firmen, die in den USA ansässig sind und von dort chinesische Ware importieren, von den Zöllen getroffen werden.
Wann könnten die angedrohten US-Zölle in Kraft treten?
Die am Freitag beschlossenen Zölle, die Waren in der Höhe von 50 Milliarden belegen sollen, landeten Anfang April zur Prüfung beim Handelsbeauftragten und könnten am 6. Juli wirksam werden. Für die neu angedrohten Zölle dürfte der Ablauf ähnlich sein. Erst muss eine Liste ausgearbeitet werden, dann eine Einspruchsfrist berücksichtigt werden. Voraussetzung ist ausserdem, dass China tatsächlich Gegenzölle erhebt. Peking hat das allerdings bereits angekündigt und eine entsprechende Liste der künftig mit Zöllen belegten amerikanischen Produkte veröffentlicht.
Welche Waren wären betroffen?
Bei den 50 Milliarden stehen die Produkte auf beiden Seiten fest. Die Vereinigten Staaten haben 1102 Waren aufgenommen, auf der chinesischen Liste sind es 659. Den grössten Teil machen Autos und Sojabohnen aus. Welche Waren unter die 200-Milliarden-Ankündigung fallen, steht indes noch nicht fest. Eine Ausnahme dürfte es geben: Trump soll Apple-Chef Tim Cook zugesichert haben, dass die US-Regierung keine Zölle auf die in China gefertigten iPhones erheben wird, so die «New York Times».
Wie reagiert China auf die Drohung?
Die Regierung in Peking spricht von «Erpressung». Die chinesische Führung sei zu «starken Gegenmassnahmen» bereit, um die Interessen des chinesischen Volkes und der Unternehmen gegen die «extremen Druckmittel» zu verteidigen, warnte das Handelsministerium gestern, ohne weitere Details zu nennen. Pekings Problem: Sollten die US-Zölle tatsächlich Waren im Wert von mehr als 250 Milliarden Dollar betreffen, ist eine Reaktion in gleichem Umfang nicht mehr so einfach möglich. Denn: 2017 importierte China nur Produkte im Wert von 130 Milliarden Dollar aus den USA.
Welche Möglichkeiten hat China?
Wie eine chinesische Reaktion aussehen kann, hat das Parteiblatt «Global Times» bereits kurz nach Trumps Wahlsieg im Herbst 2016 skizziert: «Eine Charge von Boeing-Aufträgen würde durch Airbus ersetzt, amerikanische Autos und iPhones hätten es schwer in China, die Importe von Sojabohnen und Mais würden gestoppt», schrieb die Zeitung. Soja und Maismehl stehen bereits auf der angedachten chinesischen Zollliste. Und vor den möglichen Sanktionen in China selbst fürchten sich amerikanische Unternehmen seit Monaten.
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