Disput wegen totem Orang-Utan-BabyDarum entschied sich der Basler Zoo gegen Handaufzucht
Das Unverständnis über die Einschläferung eines Affenbabys ist gross. Zolli-Direktor Olivier Pagan erklärt die Hintergründe.

Im Zolli ist das Orang-Utan-Weibchen Revital verstorben. Erst vier Tage zuvor hatte Revital ein Jungtier geboren. Sie sei in den Tagen nach der Geburt erschöpft gewesen und habe spärlich Futter und Wasser geholt. «Sie hatte einen müden, aber nicht kranken Eindruck gemacht», kommunizierte der Zoo.
Das Jungtier hatte ohne Mutter kaum eine Überlebenschance und wurde deshalb am Dienstagmorgen eingeschläfert. «Die Euthanasie erfolgte in Absprache mit den Zuchtbuchverantwortlichen sowie verschiedenen Orang-Utan-Experten», schrieb der Zoo in einem Facebook-Post.
Dieser Entscheid sorgt in den sozialen Medien für viel Unverständnis. Zoodirektor Olivier Pagan führt gegenüber «20 Minuten» aus, warum man nicht beispielsweise versuchte, das Orang-Utan-Baby von Hand aufzuziehen: «Nein, wir wollen keine Handaufzucht», so der Direktor.
Handaufzucht endet in Leiden
Der Zolli habe Erfahrung darin, und diese zeige: «Eine Reintegration in die Menschenaffenwelt ist danach sehr schwierig. Man darf den kurzfristigen Erfolg der Handaufzucht nicht mit dem langfristigen Ziel verwechseln.» Eine gelungene Handaufzucht sei ein «Wunschtraum». Der Zoo denke langfristig und wollte dem Jungtier diesen Leidensweg ersparen.
Die Erfahrungen des Zoos Basel in der Handaufzucht gingen 1959 um die Welt. Da kam das Gorillamädchen Goma zur Welt. Als erster in einem europäischen Zoo geborene Gorilla wuchs Goma nach ihrer Geburt in der Familie des damaligen Zoodirektors Ernst Lang auf.
Etwa einjährig bekam Goma Gesellschaft vom gleichaltrigen Pepe. Mit ihm zusammen wurde sie später in ihre angestammte Familiengruppe zurückgebracht. Ihren 1971 geborenen Sohn Tamtam zog Goma ohne menschliche Hilfe gross, was sie erneut international ins Gespräch brachte: Tamtam war der erste Gorilla in zweiter Zoogeneration und das erste Gorillakind, das in einem Zoo vom ersten Tag an in Gesellschaft eines Silberrückens aufwuchs. Tamtam sollte Gomas einziges Kind bleiben.
Als Folge ihrer aussergewöhnlichen Kindheit war Goma ihr ganzes Leben den Menschen verbunden und war deshalb in ihrer Gruppe lange eine Aussenseiterin geblieben. In ihren beiden letzten Lebensjahrzehnten konnte sich Goma erfreulicherweise immer mehr ins Familienleben integrieren. Am Ende war sie eine zufriedene und fürsorgliche «Grossmutter». Goma starb 2018 im Zolli.
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