Das Aatal aus dem Dornröschenschlaf wecken
Die Zukunft des Aatals liegt in den Händen der Immobilienfirma Hiag. Die Käuferin der Streiff-Fabriken will im Frühjahr 2012 mit ersten Sanierungen beginnen.
Walter Sturzenegger Aathal – Verkehrslärm und -gestank, ausufernde Autohalden, Billig-Shops – die täglich fast 30 000 durchbrausenden Automobilisten nehmen das Aatal als wenig einladende Gegend wahr. Das soll sich ändern. In den alten Industriearealen mit den ehemaligen Textilfabriken am Aabach sind viele Schätze verborgen. Die Firma Hiag-Immobilien möchte diese heben und polieren. «Wir wollen das Aatal aus dem Dornröschenschlaf wecken», sagt Geschäftsleiter Peter Jaeggi. Hiag-Immobilien hat im vergangenen Sommer die Firma Streiff gekauft und damit den gesamten Immobilienbesitz im Aatal – insgesamt 460 000 Quadratmeter Land. Die Ländereien und Gebäude liegen wie an einer Perlenschnur aufgereiht zwischen Uster und Wetzikon (siehe Grafik). Rund 160 000 Quadratmeter befinden sich in Bauzonen der Gemeinden Seegräben und Wetzikon. In den bestehenden Gebäuden gibt es 67 000 Quadratmeter Mietflächen. Mit Neubauten könnten gemäss den heute gültigen Bauvorschriften im Aatal weitere 45 000 bis 50 000 Quadratmeter geschaffen werden. Fragt sich nur, ob das auch sinnvoll ist. Und ob weitere Baugebiete dazukommen sollen. Im Richtplan Weichen stellen Die Antwort muss der Kanton mit dem neuen kantonalen Richtplan geben. Der Plan gibt vor, wo im Kanton Zürich gebaut werden darf und wo nicht. Er war bei den Gemeinden in der Vernehmlassung und wird in diesen Tagen öffentlich aufgelegt. Damit erhält die Bevölkerung Gelegenheit, Änderungen vorzuschlagen. In Seegräben interessiert vor allem das zum Hiag-Besitz gehörende heutige Bauentwicklungsgebiet Weierwisen zwischen Oberaathal und Aretshalden. Die Hiag-Immobilien möchte – wie zuvor schon die Firma Streiff – das Land einzonen lassen. Der Kanton ist bisher nicht darauf eingegangen. Gemäss neuem Richtplanentwurf bleibt Weierwisen Landwirtschaftsgebiet. Grund: Im Kanton gebe es genug Bauland für die nächsten 20 Jahre, heisst es in der Baudirektion. Hiag-Immobilien-Geschäftsleiter Jaeggi betont: «Wir sind kein spekulativer Immobilienentwickler. Wir werden im Aatal nicht nur aus Eigennutz tätig, sondern wollen auch Mehrwert für die Region schaffen.» Eine Einzonung von Weierwisen würde den Spielraum für die künftige Gestaltung des Aatals erweitern, ist er überzeugt. So könnte er sich einen Abtausch von Bauzonen vorstellen. Die heute gültigen Zonenvorschriften erlauben es beispielsweise, den Talboden beim Bahnhof Aathal dicht mit Wohnbauten zu überbauen. Dies wäre laut Jaeggi aber nicht optimal. «Wir fragen uns, ob die Wohnungen nicht an einem anderen Ort auch im Interesse der Gemeinde und der zukünftigen Bewohner sinnvoller wären.» Peter Jaeggi ist zuversichtlich, dass sich Hiag-Immobilien, Gemeinde und Kanton noch einigen können. «Wir stehen mit Kantonsplaner Wilhelm Natrup in einem konstruktiven Dialog.» Die Erfahrung zeige, dass optimale Umnutzungen und architektonische Lösungen für ehemalige Industrieareale nur in enger Zusammenarbeit mit den Behörden und der Bevölkerung zu finden seien. «Der Entwicklungsprozess muss breit abgestützt sein», weiss Jaeggi. Und Beispiele wie HB-Südwest oder Sihl-City in der Stadt Zürich zeigten: «Wir brauchen Geduld.» Der kantonale Richtplan ist die eine wichtige Rahmenbedingung für die Zukunft des Aatals, die Oberlandautobahn die andere. Jaeggi rechnet nicht mit einem raschen Bau. «Im besten Fall erwarten wir die Eröffnung in etwa 15 Jahren.» Damit bleibe die hohe Verkehrsbelastung in den nächsten 15 bis 20 Jahren mit zunehmender Tendenz bestehen. Nach der Eröffnung sinke sie hingegen auf ein Fünftel – allerdings nicht überall. «Beim Autobahnanschluss im Wetziker Floos wird der Verkehr akzentuiert zunehmen.» Die sich stark verändernde Verkehrsbelastung stelle hohe Anforderungen an die Planung, sagt Jaeggi. Und sie verlange eine «angemessene Flexibilität bei der Nutzung der Liegenschaften». Bald bauen in Oberaathal Noch kann Peter Jaeggi kein Konzept für die künftige Nutzung des Aatals präsentieren. «Wir befinden uns noch ganz am Anfang des Entwicklungsprozesses.» Trotzdem will Hiag-Immobilien rasch in einzelne Gebäude investieren. Konkret geht es um die alte und neue Spinnerei in Oberaathal. Dort stehen viele Mietflächen leer, etwa die 2500 Quadratmeter grosse Halle, wo im Zusammenhang mit der Fussball-WM ein viel beachteter Werbespot gedreht wurde. «Wir möchten Bausünden korrigieren, bauliche Verbesserungen erreichen und die Qualität der Gebäude sichtbar machen», sagt Jaeggi. «Dafür investieren wir einen hohen siebenstelligen Betrag.» Das Baugesuch soll dieses Jahr eingereicht, mit den Arbeiten im Frühjahr 2012 begonnen werden. Jaeggi will rasch sichtbar machen, was Hiag-Immobilien im Aatal anstrebt: Qualität statt Ramsch. Damit das Tal nicht mehr bloss möglichst schnell durchfahren, sondern bald selbst zum Ziel wird.
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