«Das Alter» und «die Wirtschaftslage» sind schuld am Schicksal von B. G.
Die alleinerziehende Mutter B. G. weigert sich, eine Stelle anzunehmen. Die Mehrheit der Tagesanzeiger.ch-Leser ist empört. Auf der anderen Seite stehen Sympathisanten, die B. G. in Schutz nehmen.
Am Donnerstag kamen die Zügelmänner, begleitet von der Polizei. Der Hausrat von Familie G. wurde aus einer Sozialwohnung in die Militärunterkunft im Gemeindehaus von Bonstetten verfrachtet. Die alleinerziehende Mutter, die sich selbst als «ein bisschen renitent» und «nicht sehr kompromissbereit» bezeichnet, hatte die Miete nicht mehr bezahlt.
In den acht Jahren seit ihrer Scheidung hatte die 53-jährige B. G. keine Stelle mehr gesucht, Angebote abgelehnt und lediglich von der Unterstützung des Staats und Darlehen ihrer Familie gelebt. Da die Gemeinde Bonstetten nicht mehr länger auf ihr Geld verzichten wollte, liess sie die Wohnung räumen. Von Amtes wegen muss nun die Vormundschaftsbehörde untersuchen, ob die beiden 12- und 14-jährigen Kinder bei B.G. noch am richtigen Ort sind.
«B. G. ist erfunden worden»
Gross ist die Empörung, die B. G. aus den Leserkommentaren entgegen schlägt: «Eine Verhöhnung jeder fleissigen Verkäuferin», «ein Schlag ins Gesicht jeder Putzfrau» und «postpubertär» gehören noch zu den harmloseren Kommentaren. Die überwältigende Mehrheit der fast 400 Leser, die ihre Meinung zu B.G.s Lebensentwurf abgegeben haben, verurteilt die Haltung der gelernten Bankangestellten.
Doch B. G. geniesst auch Symphatien. Ein Leser namens Heinz Kremsner deutet die Tatsache, dass B.G. nach eineinhalb Jahren keine Sozialhilfe mehr zugesprochen bekam, als Beweis, dass die 53-Jährige den Willen habe, das Sozialamt wenig zu belasten. «Das Alter» und «die Wirtschaftslage» habe es schwierig gemacht, Arbeit zu finden. B. G. habe das Pech, «in einer Hochburg der SVP» zu leben (der Gemeindepräsident ist FDP-Mitglied, Anm. d. Red.). Überhaupt, die Rechten: Giles Bour zweifelt daran, dass es B. G. überhaupt gibt: «Ist sie von einer rechtslastigen Vereinigung erfunden worden um alles zu diskreditieren, was je als soziales Auffangnetz aufgebaut wurde?»
Banken und Ausländer
Andere Leser wollen statt über den Fall B. G. lieber über andere Probleme diskutieren. Die Banker von der UBS, schreibt Leser Andreas Weibel, hätten vom Staat 68 Milliarden erhalten. «Aber über wen empört sich der Tagi-online und stellt sie als Schmarotzerin dar?» – «Lieber bekommt diese Familine eine Wohnung bezahlt», meint Gerti Hasler, «statt dass mit unseren Steuergelder marode Banken gerettet werden müssen.»
Doch nicht nur bei den Banken, auch bei den Ausländern ist das Geld nach Meinung mancher Leser schlechter aufgehoben als bei B. G.: Wäre sie «irgendein Asylant» gewesen, «sie hätte hundertprozentig in der Wohnung bleiben können.» «Geld ohne Gegenleistung gibts nur für Ausländer», meint auch ein gewisser Reiner O. Raufenberg. «Aber doch nicht für Schweizer!»
Es möge ja sein, dass diese Frau einige Fehler gemacht habe, räumt Marcel Huber ein. «Aber offenbar hat sie einen Schweizer Pass und keinen Migrationshindergrund.» Lars Affolter findet, dass sich die Schweizer Politik schämen sollte: «15'000 Asylanten und Familiennachzügler», die jährlich unberechtigterweise zu uns strömten, kämen in den Genuss von Sozialhilfe. «Die eigenen Leute werden fallengelassen.»
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