«Das Ausmass der Medi-Versuche in Münsterlingen ist weit grösser»
Jahrzehntelang wurden in der Psychiatrie Münsterlingen Tests mit Medikamenten durchgeführt. Historikerin Marietta Meier über neue erschreckende Zahlen.

Seit einem halben Jahr erforschen Sie und Ihr Team die umstrittenen Versuche an der Psychiatrischen Klinik Münsterlingen TG zwischen 1946 und 1972. Was ist Ihre bisher überraschendste Erkenntnis?
Was uns wirklich überrascht, ist der riesige Umfang an Quellen. Da ist zum einen der Nachlass des Psychiaters Roland Kuhn, der ab 1939 an der Klinik arbeitete und ihr von 1971 bis 1980 als Direktor vorstand. Zum anderen sind es Krankengeschichten und andere Quellen aus der Klinik, die Akten der kantonalen Gesundheitsdirektion, Akten aus der pharmazeutischen Industrie sowie weitere Quellen wie Fachpublikationen oder Presseartikel. Zudem haben wir Zugang zu den Archiven von Thurgauer Erziehungsheimen und Zwangsanstalten. Die Dimension ist wirklich riesig.