Das Blaue Kreuz und Pfarrer Sieber erhalten nichts mehr von der Kirche
Die Reformierte Landeskirche setzt den Rotstift bei den Beiträgen an. Sie muss 14 Millionen sparen.
Von René Donzé Zürich – Das Blaue Kreuz des Kantons Zürich sieht rot. Bislang hatte es pro Jahr 60?000 Franken von der Reformierten Landeskirche des Kantons Zürich erhalten – als Beitrag an die beiden Suchtberatungsstellen in Zürich und Winterthur. Nun hat der Kirchenrat den Beitrag für dieses Jahr auf die Hälfte gekürzt, und ab 2012 soll er ganz wegfallen. «Diese Kürzung geht uns ans Lebendige», sagt Blaukreuz-Geschäftsführer Stephan Kunz. Sollte die Kirche nicht auf den Entscheid zurückkommen, müsse er möglicherweise die Beratungsstelle in Winterthur schliessen. Es sei unverständlich, dass die Kirche in ihrem Kernbereich, dem sozialen Engagement, Beiträge kürze. «Den Gürtel enger schnallen» Sein Blaues Kreuz ist eine von rund 20 Institutionen, die ab dem laufenden Jahr weniger Geld von der Reformierten Landeskirche erhalten. Rund 260?000 Franken will diese mit den Beitragsreduktionen sparen, wie Kirchenrätin Helen Gucker-Vontobel erklärt. «Wir müssen sparen, weil wir in Zukunft massiv weniger Geld zur Verfügung haben», sagt sie. Konkret erhält die Reformierte Landeskirche innerhalb von vier Jahren 14?Millionen Franken weniger vom Kanton an Staatsbeiträgen. Aufgrund des neuen Kirchengesetzes wird der Geldsegen des Kantons an die Kirchen neu verteilt. Dabei wird berücksichtigt, wie viele Katholiken und Reformierte im Kanton wohnen. 1990 zählte die reformierte Kirche noch knapp 600?000 Mitglieder, letztes Jahr waren es 476?000. Die katholische Kirche konnte ihre Mitgliederzahl dank Zuwanderung über die Jahre konstant bei rund 390?000 halten. «Wir müssen den Gürtel enger schnallen», sagt Gucker. Dabei werde nicht bloss bei den Beiträgen an gemeinnützige Institutionen gespart. Bereits in den letzten zwei Jahren hat die Kirche in der Zentralverwaltung Stellen reduziert oder angepasst und «auf viel Wünschbares verzichtet». Der Kirchenrat wollte noch weiter gehen und die Löhne aller Angestellten um 3 Prozent kürzen. Demnach hätten auch Pfarrer, Sigristen und Verwaltungsangestellte ihren Teil beitragen müssen. Doch die Kirchensynode – das Parlament der Reformierten Landeskirche – lehnte dies im Herbst ab. «Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben», sagt Gucker. Die Lohnkürzung wird als wichtige Massnahme in anderer Form wieder aufs Tapet kommen. Kein Geld für Dienstverweigerer Die Sparmassnahme bei den Beiträgen an Dritte waren laut Gucker «nicht einfach». Rund 7,2 Millionen Franken verteilt die Kirchensynode an soziale, religiöse und kulturelle Institutionen. Darunter befinden sich etwa die italienische, die französische und die spanische Kirchengemeinschaft in Zürich, der Evangelische Frauenbund oder die Jugendarbeit für Deutschschweizerinnen im Tessin. 90 Einzelposten umfasst das Beitragsbudget. «Viele Posten sind gebunden und können nur langfristig angetastet werden», erklärt Gucker. Auf einen relativ kleinen Beitrag von 3000 Franken verzichten muss beispielsweise die Beratungsstelle für Militärdienstverweigerer Zivildienst.ch. Stellenleiter Piet Dörflinger sieht die Institution in der Existenz bedroht. Bereits jetzt arbeiteten die Berater zu sehr bescheidenen Löhnen. «Wir können diese Entgelte nicht mehr weiter kürzen.» Der Beitrag der Kirche war die grösste Einzelspende für Zivildienst.ch. Prominentes Opfer der Sparübung sind die Sozialwerke von Pfarrer Ernst Sieber. Der bisherige Beitrag von 40?000?Franken wird in zwei Etappen auf null reduziert. «Das bedauern wir natürlich», sagt Martin Fischer, Geschäftsführer der Stiftung. Allerdings sei die Kürzung nicht dramatisch, da die Kirche die Sozialwerke jeweils zur Kollekte in den Gottesdiensten empfehle. Fischer nimmt an, dass damit der Ausfall mehr als wettgemacht werden kann. Laut Gucker wird geprüft, ob auch andere Betroffene in die Kollektenliste der Kirche aufgenommen werden könnten.
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